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«50 Jahre sind nicht genug»

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Die alten Häuser abreissen und stattdessen ein neues, modernes Gebäude für die eigenen Bedürfnisse erstellen. Dies plante im Jahr 1963 der Kanton für die Metzgergasse in der Stadt Freiburg; und dies war der Startschuss für eine Bewegung, die nun ihr 50-jähriges Bestehen feiert. Gérard Bourgarel, der zwar in Genf wohnte, aber für die Firma seines Vaters in Freiburg Kaffee verkaufte, erkannte den Wert der Freiburger Altstadt und begann, sich für deren Erhalt einzusetzen. Im Frühling 1964 gründete er offiziell den Verein Pro Freiburg.

«In den 1960er-Jahren herrschte ein ganz anderes Bild der Freiburger Altstadt als heute», erklärt Sylvie Genoud Jungo, Generalsekretärin von Pro Freiburg, den FN. So habe nicht nur das Bewusstsein für das bauliche Erbe gefehlt. «Die Unterstadt war schlecht angesehen. Wer von dort kam, schämte sich.»

Nicht Museen schaffen

Nicht nur die Gebäudehüllen, sondern auch was darin vor sich ging, interessierte Gérard Bourgarel. Um zu erfahren, wie die Leute im Auquartier lebten, startete er eine Umfrage: Er ging von Haus zu Haus und befragte die Leute nach dem Zustand ihrer Küchen, Toiletten und dem Vorhandensein von fliessendem Wasser. «Gérard Bourgarel wollte nicht Museen schaffen, in denen nichts mehr verändert werden darf. Er wollte, dass sich das moderne Leben und die Kulturgüter gemeinsam entwickeln, dass die Leute mit Komfort leben können.»

Während das Engagement von Pro Freiburg in den ersten Jahren des Bestehens vor allem den Häusern in der Freiburger Altstadt galt, weitete sich das Handlungsfeld bald aus: Neben der räumlichen Ausdehnung engagierte sich der Verein nun auch bei Themen rund um Mobilität, Städtebau, Kultur und Politik.

Nach 50 Jahren Arbeit kann der Verein auf einige–meist in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen oder Fürsprechern erzielte–Erfolge zurückblicken.

Heute gilt die Altstadt als Schmuckstück von Freiburg; kaum jemandem käme es mehr in den Sinn, dort wertvolle Gebäude abzureissen. «Wir beobachten zwar, was in der Altstadt vor sich geht. Hier droht jedoch keine grosse Gefahr.» Zudem erstellt das kantonale Kulturgüteramt im ganzen Kanton eine Liste der Bauten, die geschützt werden müssen.

 Erfolgreich setzte sich Pro Freiburg auch bei der Erhaltung des Alten Bahnhofs, der Arbeiterhäuser an der Industriegasse oder der Einführung der Fussgängerzone in der Romont- und Lausannegasse ein.

Seit langem aktuell und noch nicht entschieden ist hingegen die Debatte um das unterirdische Grenette-Parking. Die Besitzer des noch vor der Gründung von Pro Freiburg erbauten Parkhauses wollten dieses bereits vor über dreissig Jahren ausbauen. Damals legte Pro Freiburg Einsprache ein. Die Hauptargumente: Mehr Verkehr bedeute mehr Verschmutzung, zudem verunstalteten die Ein- und Ausgänge das historische Quartier. «Wir hatten damit einen gewissen Erfolg, die Diskussion wurde aber nicht abgeschlossen, sondern lediglich verschoben.» Denn aktuell überlegen Stadt, Kanton und die Immobiliengesellschaft Grenette, welche Möglichkeiten es für eine Erweiterung des Parkhauses gibt. Dazu meint Genoud: «Wir werden weiterhin gegen einen Ausbau kämpfen.»

 Fehlendes Bewusstsein

Neben den Erfolgen und den noch ausstehenden Entscheiden musste Pro Freiburg aber auch einige Niederlagen einstecken. So beispielsweise der Abbruch des Ilford-Gebäudes oder der Ritter-Halle auf der Perollesebene. «Es ist schade um diese Industriegebäude. Insbesondere, wenn auf dem brachliegenden Gelände dann so etwas Nichtssagendes gebaut wird wie die Wohnblöcke auf dem ehemaligen Ilford-Areal», bedauert Sylvie Genoud.

So wie zu den Anfangszeiten von Pro Freiburg das Bewusstsein für die mittelalterlichen Gebäude gefehlt habe, mangle es nun an der Wertschätzung der Gebäude aus dem 19. und 20. Jahrhundert. «Viele haben noch nicht begriffen, dass auch diese Gebäude zur Geschichte der Stadt gehören. Da gibt es noch viel Handlungsbedarf.» Deshalb auch der Slogan zum Jubiläum: «50 Jahre sind nicht genug.»

Falsche Arkaden

Und was geschah schliesslich mit den Gebäuden an der Metzgergasse? «Es gab einen Kompromiss», sagt Sylvie Genoud. Der Staatsrat liess von seinem Projekt ab, auf der Saaneseite wahrte er den Rhythmus der Häuser. Das Innere der Gebäude sei jedoch völlig neu gestaltet worden; und auch die der Strasse zugerichtete Seite habe einen neues Gesicht erhalten, so Genoud. «In Anlehnung an Murten und Bern wurde dort ein Arkadengang erstellt. In Freiburg hat es dies aber nie gegeben–historisch gesehen war dies also völlig falsch.»

Der Abbruch der Pharmacie Cuony (links im Vordergrund) leitete die totale Umgestaltung der südlichen Bahnhofstrasse ein (Bild um 1910). Bild Pro FreiburgDie heutige Generalrätin Christa Mutter und Gérard Bourgarel kämpfen 1991 gegen den Abbruch der Ritter-Halle. Bild Pro Freiburg1983 lancierte Pro Freiburg eine Petition gegen das Burg-Parking in der historischen Altstadt. Bild Pro Freiburg

Zum Programm

Ausstellung, Diskussionsrunde und Publikationen

Zu seinem 50-Jahr-Jubiläum organisiert der Verein Pro Freiburg verschiedene Anlässe. Seit gestern ist in der Kantons- und Universitätsbibliothek Freiburg die Ausstellung «Pro Freiburg 1964–2014. 50 Jahre: Nicht genug!» zu besichtigen. Anhand von Dokumenten aus dem Archiv von Pro Freiburg wirft die Ausstellung ein Licht auf die wichtigsten Momente und die Kämpfe, welche die Bewegung in ihrer 50-jährigen Existenz gekennzeichnet haben. Sie ist auch eine Hommage an Gérard Bourgarel, den Gründer von Pro Freiburg. Und schliesslich wird auch die Zukunft thematisiert. Neben verschiedenen geführten Besichtigungen findet am 16. Juni um 18.30 Uhr eine Debatte mit Staatsrat Beat Vonlanthen und Philippe Biéler, Präsident der Organisation Schweizer Heimatschutz, statt. Dies zum Thema «Kulturgut und Erbe–welche Nachhaltigkeit?». Parallel zur Ausstellung erscheint der neue Band von Pro Freiburg, der dem 50. Geburtstag gewidmet ist. Am 15. November folgt die Schlussveranstaltung des Jubiläumsjahrs. «Wahrscheinlich machen wir einen Ausflug mit Mitgliedern und Interessierten», sagt Generalsekretärin Sylvie Genoud Jungo den FN. Das genaue Programm wird aber noch bekannt gegeben. Und schliesslich erscheint am 12. Dezember die Publikation «Gegenwart–Vergangenheit. Freiburg in 50 Postkarten».rb

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