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«Das bedeutet nicht, dass der Dialekt stirbt»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

 Christian, was macht für dich Senslerdeutsch aus?

Ich will unseren Dialekt nicht an Begriffen festmachen. Nicht nur, wer Fageta oder Pärisoù sagt, spricht richtiges Senslerdeutsch. Was wirklich besonders ist an unserer Sprache, das ist der Sprachrhythmus, die Betonung. Dieser ganz eigene Singsang und die Lautung, mit den Rundungen wie «T`üsch» oder «s `übe». Das ist der Erkennungswert unseres Dialekts. Das ist seine Essenz und freut mich immer sehr.

 

 Unsere Sprache verändert sich. Viele alte Wörter braucht man heute nicht mehr. Neue, abgeleitet vom Englischen oder aus anderen Dialekten, werden öfter benutzt. Glaubst du, unser Dialekt liegt im Sterben?

Im Gegenteil! Die Sprache ist ein Abbild der Gesellschaft. Seit dem Zweiten Weltkrieg verändert sich unsere Gesellschaft massiv. Es ist klar, dass sich somit auch unsere Sprache verändern muss. Wir wollen über unser Leben reden können. Dafür brauchen wir die Sprache. Eine, die lebendig ist und mit der Zeit geht. Tut sie das nicht, gleicht sie dem Latein: Sie stirbt aus. Wenn man einige Wörter nicht mehr benutzt, bedeutet das nicht, dass unser Dialekt stirbt. Ich sehe es auch nicht als Sprachverlust. Es ist schlicht ein Sprachwandel, und den gab es schon immer.

 

 Wie geht dieser Sprachwandel vonstatten?

Das ist schwer zu sagen. Vielleicht erfinden einige zum Spass ein Wort und benutzen dieses dann auch. Andere hören es, finden es gut und benutzen es weiter. Das geht dann in den Bezirk, den Kanton. Das kann sich wirklich so entwickeln. Oft braucht man auch für eine neue Tätigkeit oder einen Gegenstand einen Namen. Irgendeiner setzt sich dann eben durch. Ein Beispiel wäre «eine SMS schreiben»: «smsle», wo doch die Deutschen «simsen» sagen. Das kann sich dann alles wieder ändern. Es ist ein stetiger Wandel.

 

 Ein Vorwurf, den wir Junge immer wieder zu hören bekommen, ist: Wir können nicht mehr richtig sprechen. Was sagst du dazu?

Am Besten nicht zu sehr hinhören! Diese Aussage ist typische Jugendschelte. Das gab es schon bei den alten Griechen. Als kleines Beispiel kann man das Maisingen nehmen. Vielleicht kennst du den Spruch: «Die jungen Leute geben sich nicht mehr so viel Mühe wie wir damals.» Genau denselben Vorwurf habe ich in Dokumenten aus dem 19. Jahrhundert gefunden. Manchmal ist es auch so, dass die Jungen nicht gleich reden wollen wie die Erwachsenen. Es ist dann eine Art Geheimsprache, eine Spielerei. Das heisst aber nicht, dass sie mit ihrem Chef auch auf diese Art reden würden.

 

 Wie sieht es mit dem Schreiben aus?

Es gab schon immer die ganze Palette von Sprachbegabten bis zu solchen, die kaum ihren Namen schreiben konnten. Die Jungen heute sind so einem starken Leistungsdruck ausgesetzt, jeder will besser sein als der andere. Jeder sollte möglichst alles können. In dieser Umgebung kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass die junge Generation schlechter schreibt. Man legt sich die Dinge oft so zurecht, wie man sie haben will. Jeder kleinste Rechtschreibfehler einer jüngeren Person zählt als Beweis dafür, dass die Jungen die Sprache nicht mehr beherrschen. Aber im heutigen Schulsystem ist Rechtschreibung halt auch viel weniger grossgeschrieben.

Für mehr Senslerdeutsch von Christian Schmutz: www.freiburger-nachrichten.ch, unter Blogs, Seislerblog. Wort des Monats: www.senslermuseum.ch

«Man legt sich die Dinge oft so zurecht, wie man sie haben will.»

Christian Schmutz

Sprachwissenschaftler

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