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Sprachenpolitik ist kein Wahlkampfthema

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Zurzeit schlagen sprachpolitische Ereignisse kaum grössere Wellen. Auch im aktuellen, bald zu Ende gehenden Wahlkampf für die eidgenössischen Räte ist Sprachpolitik, das heisst heutzutage vor allem die Frage nach der ersten Fremdsprache beziehungsweise der Anzahl Fremdsprachen im Unterricht kein wichtiges Thema – was nicht wenige Beobachter eher begrüssen. Neben eher politikfernen Auftritten versuchen die konkurrierenden Kandidaten und Parteien ganz andere Themen als dringend zu erklären oder stellen sich selbst in den Vordergrund.

 

 Die Abwesenheit des Themas kann einerseits damit erklärt werden, dass das Schulwesen und damit die zu unterrichtenden Sprachen eigentlich und bis auf Weiteres immer noch weitgehend der Hoheit der Kantone untersteht – auch wenn in beiden Räten noch zwei parlamentarische Initiativen zu behandeln sind, die beide eine Landessprache als erste Fremdsprache festlegen wollen. Gerade zu Beginn des Monats hat die zuständige ständerätliche Kommission diese Initiative vorerst mal abgelehnt.

 

Auch wenn der begründende Verweis auf die Bildungssouveränität der Kantone einerseits naheliegend ist, so kann der Entscheid andererseits auch etwas erstaunen: Praktisch alle Parteien, die sich dazu äussern, fordern in ihren nationalen Programmen oder entsprechenden Positionspapieren mehr oder weniger eindeutig den frühen Erwerb einer zweiten Landessprache vor einer anderen Fremdsprache.

 

 Die eine Partei fordert recht eindeutig «einen Vorzug der Landessprachen beim Erlernen einer ersten Fremdsprache». Eine andere Partei verlangt, immer noch relativ klar, dass am Ende der obligatorischen Schule «gute Kenntnisse prioritär in einer zweiten Landessprache und sekundär in einer weiteren Fremdsprache» vorhanden sein sollten. Eine dritte Partei wiederum zählt, schon etwas mehrdeutiger, «die Aufwertung des Erlernens von Landessprachen, um den nationalen Zusammenhalt zu stärken» zu ihren Erfolgen im Bildungsbereich. Die jeweiligen Parteien seien hier nicht verraten, wer die entsprechenden Papiere nicht auswendig kennt, oder sich mindestens regelmässig damit beschäftigt, könnte jedenfalls vom tatsächlichen Verhalten ihrer Vertreter kaum auf die oben stehenden Zitate rückschliessen – und umgekehrt.

 

Die kantonalen Parteien verfolgen in konkreten Fällen offensichtlich eine durchaus flexible Politik gegenüber den Forderungen der jeweiligen nationalen Partei. Sonst hätte beispielsweise der Thurgauer Grosse Rat kaum mit Stimmen aus fast allen Fraktionen beschliessen können, den obligatorischen Französischunterricht aus der Primarschule zu kippen. Als Faustregel kann in diesem Bereich gelten, dass mit zunehmender Entfernung von Sprachgrenzen die entsprechenden Passagen der jeweils eigenen Parteiprogramme zunehmend offener interpretiert werden – und frühes Englisch gegenüber Französisch priorisiert wird.

 

Das kann nun entweder als gelebter parteiinterner Föderalismus gesehen werden oder aber auch auf den praktischen Stellenwert und die Verbindlichkeit von Parteiprogrammen verweisen.

 

Boris Bollerist Ethnologe. Er studierte, lebte und arbeitete lange in Freiburg. Nun interessiert er sich bis auf Weiteres von Bern aus für die Belange der Zweisprachigkeit und pendelt zwischen den beiden Städten. Als Gastkolumnist macht sich Boris Boller in den FN regelmässig Gedanken zur Zwei- und Mehrsprachigkeit.

«Praktisch alle Parteien fordern den frühen Erwerb einer zweiten Landessprache vor einer anderen Fremdsprache.»

 

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