Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Sprachopfer allenthalben

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Zu Beginn des neuen Jahres stellen Berichte zu Fragen des Fremdsprachenunterrichts oder zum Verhältnis der Sprachgruppen noch keinen Schwerpunkt in den verschiedenen Ressorts der Medien dar. Lediglich das übliche sprachpolitische Hintergrundrauschen ist zurzeit in vereinzelten Medienbeiträgen vernehmbar. 2016 wird aber auch hier ereignisreich ausfallen. Verschiedene Vorstösse, Initiativen oder Abstimmungen zum Sprachenunterricht wie zum Beispiel zur Reduktion auf eine Fremdsprache in der Primarschule oder zur ausschliesslichen Verwendung von Dialekt im Kindergarten stehen auf der Agenda. Bereits im Februar wird die Diskussion zur Abstimmung über die Sanierung des Strassentunnels am Gotthard auch einzelne sprachregionalpolitische Elemente enthalten.

 

Auch ohne ausgeprägte hellseherische Fähigkeiten lässt sich bereits jetzt sagen, dass in den im Laufe des Jahres zu erwartenden Diskussionen – die sich in der Deutschschweiz erfahrungsgemäss zu einem grossen Teil auf die Frage: Französisch ja oder nein? reduzieren lassen – ein zunehmend beliebtes rhetorisches Mittels Verwendungen finden wird. Auf verschiedenen Ebenen der öffentlichen Diskussion ist es seit einiger Zeit ein immer beliebteres Stilmittel, sich als Opfer darzustellen. Dieser an und für sich lang erprobte und nun auf breiter Front wiederbelebte rhetorische Kniff soll in erster Linie eigene, beliebig vehemente Angriffe (gerne «Klartext» genannt) als reine Selbstverteidigung rechtfertigen.

 

In der Romandie lässt sich eine Tendenz zum Einnehmen der Opferrolle insbesondere dann feststellen, wenn die Westschweiz an der Urne wieder mal von der Deutschschweiz überstimmt wurde, aber auch dann, wenn ein weiterer Kanton den Französischunterricht aus dem Obligatorium kippen will. Immerhin, so lässt sich feststellen, stehen dahinter zumindest ganz reale Mehrheits- und Minderheitsverhältnisse. In der Deutschschweiz hingegen scheinen nicht wenige das oftmals nicht identische Abstimmungs- und Wahlverhalten in der Romandie nur mit Mühe zu goutieren – einige erinnern sich sogar noch an die polemischen Westschweizer Reaktionen nach der EWR-Abstimmung 1992 und haben diese bis heute nicht verdaut.

 

Ein auch nicht völlig unbedeutender Teil stellt sich beziehungsweise gleich die ganze Schweiz als Opfer einer anderen Eigenschaft der Romandie dar – der französischen Sprache. In dieser Sicht wird das Erlernen dieser Sprache von anmassenden Frankophonen sowie rückwärtsgewandten, tyrannischen und/oder korrumpierten Behörden dem wehrlosen Rest der Schweiz aufgedrängt. Diese Sichtweise wird nicht etwa nur von unterrichtsgeplagten Schülern vertreten, sondern scheint den Weg bis in kantonale Parlamente gefunden zu haben.

 

Wohlgemerkt: Hier war von sprachpolitischen Themen die Rede, die jeweils auf nationaler Ebene Beachtung finden und auch in diesem Kontext kommentiert werden. In Freiburg stellt sich das Thema etwas komplexer dar. Auch sind die Beziehungen zwischen den Sprachgruppen hier durchaus konkret und alltäglich, was im Verhältnis etwa zwischen Sainte-Croix und Herisau weniger der Fall ist.

 

Boris Bollerist im Thurgau geboren, besuchte die Schulen in Bern und lebt heute in Freiburg. Er studierte und arbeitete an deutsch- und französischsprachigen Abteilungen der Universität und überquert zur Zeit praktisch täglich die Sprachgrenze, um zur Arbeit zu fahren. Boris Boller ist Mitglied einer FN-Autoren-Gruppe, die im Monatsrhythmus frei gewählte Themen zur Zweisprachigkeit bearbeitet.

Meistgelesen

Mehr zum Thema