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Vergessene Vielfalt

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In einer von der Globalisierung geprägten Welt, die immer näher zusammenzurücken scheint, wird die Kenntnis mehrerer Sprachen – völlig zurecht – als ein grosses Chancenplus angesehen. Doch was dabei häufig in den Hintergrund gedrängt wird, ist die grosse Vielfalt ein und derselben Sprache.

 

 Mit diesem Facettenreichtum wurde ich schon einige Male und im Zusammenhang mit verschiedenen Sprachen konfrontiert. So war ich mir beispielsweise lange nicht im Klaren darüber, wie sehr sich das australische Englisch vom amerikanischen unterscheidet. Zu dieser Erkenntnis kam ich erst, als ich nach sechs Wochen Sprachschule in Amerika auf Australier traf und plötzlich nur noch halb so viel zu verstehen schien.

 

 Diesen Sommer erst bin ich mir des Reichtums der französischen Sprachen so richtig bewusst geworden, nämlich als ich Freunde aus Québec in der Schweiz empfangen durfte. Die Kommunikation mit meinen Gästen würde mich in Anbetracht meiner mittlerweile doch recht fundierten Französischkenntnisse nicht vor ein Problem stellen, dachte ich jedenfalls. In der Tat schafften wir es jedes Mal, uns gegenseitig verständlich zu machen, was genau wir dem jeweils anderen mitteilen wollten, auch wenn ich bedeutend häufiger nachfragen musste als üblicherweise im Gespräch mit Französischsprachigen.

Allerdings waren meine kanadischen Freunde stets darum bemüht, ihren Dialekt abzuschwächen, wenn sie mit mir sprachen. Sobald sie jedoch nur noch untereinander kommunizierten und vollends in ihren Dialekt verfielen, glich das Gesprochene nur noch vage dem Französisch, das ich in der Schule gelernt hatte. Nicht nur verwendeten sie mir völlig unbekannte Wörter oder verliehen mir bekannten Wörtern einen anderen Sinn – so weit, so gut. Aber auch die Grammatik wurde auf doch recht sonderbare Weise abgeändert. Überhaupt hätten meine einstigen Französischlehrer wohl nur den Kopf geschüttelt, wenn ich die gelernten Ausdrücke in den Prüfungen verwendet hätte. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass «Vous avez-tu vu ma char?» (anstatt «Est-ce que vous avez vu moi voiture?») als korrekt bewertet worden wäre.

 

 Und doch ist das Québécois Teil der französischen Sprache. Deswegen frage ich mich, ob dem Facettenreichtum einer Sprache nicht mehr Beachtung geschenkt werden müsste. Schliesslich kann ich mich nicht daran erinnern, in elf Jahren Französischunterricht je dem Québécois begegnet zu sein. Dasselbe gilt für das australische Englisch …

 

 Julia Reidywohnt in Freiburg. Sie hat am Kollegium St. Michael die zweisprachige Matura gemacht und studiert jetzt Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg – ebenfalls zweisprachig. Als Gastkolumnistin macht sie sich in den FN regelmässig Gedanken zur Zwei- und Mehrsprachigkeit.

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