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Das verdrängte Raub- und Nutztier

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Einst war der Luchs zwischen Atlantik und Pazifik in ganz Nordeurasien heimisch. In Europa besiedelte er die Wälder aller Klimazonen vom Mittelmeergebiet bis in den hohen Norden. In der Schweiz galt der Luchs ab 1904 als ausgestorben – der letzte wurde am Simplonpass gesichtet. Zum einen wurde sein Jagdgebiet durch das Abholzen der Wälder verringert, zum andern jagten die Menschen die Wildkatze schonungslos, weil sie Nutztiere riss und ihr Pelz kostbar war.

Heute rund 200 Luchse

Mit dem Aufforsten der Wälder im 20. Jahrhundert erhielt der Luchs seinen Lebensraum zurück. 1971 wurden auf Beschluss des Bundesrats im Melchtal OW ein Luchspaar aus den Karpaten ausgesetzt – und bis 1989 deren 25 weitere in den Schweizer Alpen und im Jura. Den aktuellen Luchsbestand in der Schweiz schätzt die Koordinationsstelle für Raubtierökologie und Wildtiermanagement (Kora) aufgrund von Umfragen bei Wildhütern und Erhebungen mit Fotofallen auf rund 200 Tiere. Hinzu kommen je nach Jahreszeit bis zu 30 Prozent Jungtiere.

Sachlichere Debatten

Das Berner Oberland und die angrenzenden Freiburger Voralpen beheimaten wichtige Luchs­populationen der Alpen. Mindestens einer der Luchse lebt im Gantrisch und Gurnigel. «Ein Individuum habe ich sicher gesehen», sagt der für das Gebiet zuständige Wildhüter Yves Portmann. Auch die Fachstelle Kora und der Förderverein Naturpark Gantrisch bestätigen den Aufenthalt von Luchsen. Wie viele Tiere dort ihr Revier haben, ist unklar. Vermutlich wandern weitere Exemplare der einzelgängerischen Jäger mit weitläufigen Revieren zeitweise vom angrenzenden Simmental zu.

Das ist auch der Grund, wieso der Luchs unweigerlich mit Menschen in Kontakt und in Konflikt kommt. 2016 haben der Bund und die Kantone 24  Schafe, 8 Ziegen und 7 andere als vom Luchs gerissene Nutztiere entschädigt. Und doch werde heutzutage «viel sachlicher über den Luchs debattiert als früher», sagt Wildhüter Yves Portmann. Der Grund: Der Lynx lynx, wie der wissenschaftliche Name des Luchses lautet, ist als Raubtier aus den Medien und der Öffentlichkeit verdrängt worden, seit der Bär und der Wolf in die Schweiz eingewandert sind.

Luchs gleicht Wildbestand aus

Dabei hätte der Luchs durchaus einen Platz in der öffentlichen Debatte verdient – nicht bloss als Raubtier, sondern als Nützling: Er hilft, einen ausgeglichenen Wildbestand zu erhalten, indem er alte und kranke Tiere reisst. Ausserdem tut er den Weisstannen gut, deren Knospen die Rehe gern verzehren. Von Rehen zerbissene Weisstannen sind im Berner Oberland ein verbreitetes Übel.

Nicht so im Gurnigelgebiet und im Schwarzenburgerland. «Dort herrschen fast paradiesische Zustände, so massiv hat sich der Weisstannenbestand von den Rehschäden erholt», sagt Martin Städeli, der Bereichsleiter Waldwirtschaft des Kantons Bern.

Geholfen hat der Weisstanne unter anderem der Luchs, weil Rehe zu seiner Lieblingsspeise gehören. Das bestätigte das Amt für Wald des Kantons Bern bereits vor vielen Jahren: «Seit der Luchs in den Wäldern wirkt, hat sich die Situation bezüglich Schäden am Jungwald merklich verbessert», steht im regionalen «Waldplan Gantrisch 2000 bis 2015».

Noch immer gefährdet

Allerdings ist wissenschaftlich nicht belegt, in welchem Mass der Luchs und gesunde Weisstannen kausal zusammenhängen. Dieser Frage geht eine aktuelle Masterarbeit der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelschaft in Zollikofen anhand des Gurnigelgebiets nach.

Obwohl der Luchs etwas in Vergessenheit geraten ist und dem Wald gutzutun scheint, ist sein langfristiges Überleben in der Schweiz gefährdet, weshalb er gesetzlich geschützt ist. Zum einen ist die Population – und damit die genetische Diversität – zu klein. Das kann zu Inzucht und als Folge davon unter anderem zu missgebildeten und krankheitsanfälligen Tiere führen. Zum anderen wollen die Jäger seinen Bestand «wenn nötig bewirtschaften», wie Bruno Sommer, der Vizepräsident des Berner Jägerverbandes, es ausdrückt. «Ein Luchs reisst im Schnitt pro Woche ein grösseres Tier. Das beeinflusst den Bestand an Rehen und Gämsen.»

Allerdings müssten Luchse für eine allfällige Regulierung des Bestandes nicht zwingend abgeschossen werden. «Man kann einzelne Tier auch umsiedeln», relativiert Sommer.

Sowohl die Umsiedelung als auch eine Regulierung durch Abschiessen einzelner, besonders schädlicher Luchse darf der Bund in Zusammenarbeit mit den Kantonen genehmigen, um «das Zusammenleben von Menschen und Luchsen» in der Schweiz zu ermöglichen. So steht es im 22-seitigen «Konzept Luchs Schweiz» des Bundesamtes für Umwelt.

«Ein Luchs reisst im Schnitt pro Woche ein grösseres Tier. Das beeinflusst den Bestand an Rehen und Gämsen.»

Bruno Sommer

Vizepräsident des Berner Jägerverbandes

«Seit der Luchs in den Wäldern wirkt, hat sich die Situation bezüglich Schäden am Jungwald verbessert.»

Waldplan Gantrisch

Amt für Wald des Kantons Bern

Der Luchs

Der nachtaktive und territoriale Einzelgänger

Luchse zählen zwar zu den Kleinkatzen, sind jedoch die grössten europäischen Wildkatzen. Sie sind eine Gattung in der Familie der Katzen. Zu dieser Gattung gehören vier Arten, die alle auf der Nordhalbkugel vorkommen: der Kanadische Luchs, der Pardelluchs, der Rotluchs und der Eurasische Luchs oder Nordluchs. Diese Art ist – sein Name verrät es – in Eurasien verbreitet. Meistens ist der Eurasische Luchs gemeint ist, wenn allgemein vom Luchs die Rede ist. Sie sind nach dem Bären und dem Wolf das grösste Landraubtier in Europa.

Die äusserlich für ihren Backenbart und die auffälligen Haarpinsel an den spitzen Ohren bekannten Luchse sind einzelgängerische, nachtaktive und territoriale Jäger. Ihre bevorzugte Beute sind Rehe und Gämsen, doch reissen sie auch Füchse, Hasen, Murmeltiere, Vögel, Marder, Kaninchen, Eichhörnchen und Mäuse oder Nutztiere wie Schafe und Ziegen. In freier Wildbahn können Luchse bis 20 Jahre alt, 110 Zentimeter lang und 38 Kilo schwer werden.

rst

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