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Verdingt im Schwarzenburgerland

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Das Thema Verdingkinder ist nicht zuletzt durch den Solidaritätsfonds des Bundes für Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen oder Fremdplatzierungen in aller Munde. Es gab bereits verschiedene Ausstellungen und eine breite Berichterstattung in den Medien dazu, ab Sonntag ist nun eine besondere und eigenständige Ausstellung im Regio­nalmuseum Schwarzwasser in Schwarzenburg zu sehen. «Im 19. Jahrhundert und bis in die 1970er-Jahre haben die Behörden der Region Schwarzenburg im Vergleich mit anderen Gegenden der Schweiz viele Kinder fremdplatziert. Denn die Grundlage für Verdingung ist immer Armut», hält die Kuratorin Renate Schär fest. Das Schwarzenburgerland galt lange als die Schweizer Armenstube. «Es ging darum, Geld in der Fürsorge zu sparen und Bauern Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen.» Schär hat die Ausstellung «Verdingt im Schwarzenburgerland» gemeinsam mit dem Projektleiter Simon Schweizer erarbeitet. «Das Schwarzenburgerland bis hin zum Längenberg kann als einer der Schweizer Brennpunkte der Fremdplatzierung bezeichnet werden», sagt Schweizer. In ihrer Ausstellung gehe es nicht darum, Einzelschicksale zu zeigen, «wir wollen vielmehr einige der Gründe aufzeigen, aufgrund derer es dazu gekommen ist», sagt Schär.

«Näher, als man denkt»

Die Gemeinde Rüschegg war ganz besonders von Armut betroffen: «Die Behörden schickten alle, die kein Geld und Land besassen, nach Rüschegg», erklärt Schär. «Viele waren Jenische und als Hausierer tätig.» Dieses Kapitel der Geschichte sei bisher kaum aufgearbeitet worden. Dasselbe gelte für das Thema Verdingung in der Region Schwarzenburg. «Da gibt es noch viel zu tun», ist Schär überzeugt. Das Thema sei heikel, «Menschen mit einem Verding-Hintergrund haftet noch heute ein Stigma an». Noch immer gebe es einige Menschen in der Region, die vom Verdingwesen direkt oder indirekt betroffen seien: «Es ist näher, als man denkt, die Leute hier kennen sich.» Dies habe sich in den Reaktionen auf die Erarbeitung der Ausstellung gezeigt. «Es meldete sich zum Beispiel eine ehemalige Lehrerin bei mir», erzählt Schär. Diese habe erst kürzlich mit Erstaunen festgestellt, dass eines ihrer Schulkinder ein Verdingkind gewesen sei. «Sie konnte nicht verstehen, dass sie damals nichts davon gewusst oder bemerkt habe.»

Mit der Ausstellung wollten sie auch aufzeigen, dass es nicht alle Verdingkinder schlecht hatten in den Pflegefamilien, betont Schweizer. «Es gibt sehr unterschiedliche Erfahrungen.» Die Behörden hätten auch Anweisungen gegeben, die Kinder liebevoll zu behandeln. «Wir bitten Euch, ersetzt ihnen die fehlende Elternliebe», ist in einem Dokument in der Ausstellung zu lesen. «Doch die Realität war oft weit davon entfernt», sagt Schär. Recherchen zeigten eine systematische Benachteiligung dieser Kinder. «Damals mussten ja viele Kinder zu Hause mitanpacken», so die Kuratorin, «es ging auch Kindern bei ihren Eltern schlecht». Doch das Stigma, das den Betroffenen anhaftete, könne nicht weggeredet werden: «Verdingkinder waren auf der untersten sozialen Stufe und hatten kaum eine Chance auf Bildung.»

Es sei nicht einfach gewesen, für die Ausstellung Material zu finden: «Die Verdingkinder hatten ja kaum etwas.» Vor allem in den Archiven der Gemeinden Schwarzenburg und Guggisberg seien sie fündig geworden: «Nach erstem Zögern haben die Gemeinderäte die Archive für uns geöffnet.»

Regionalmuseum Schwarzwasser, Leimern 5, Schwarzenburg. 7. Mai bis 19. November. www.regionalmuseum.info

«Verdingkinder waren auf der untersten sozialen Stufe und hatten kaum eine Chance auf Bildung.»

Renate Schär

Kuratorin

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