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Als Fotografien farbig wurden

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Die Suche nach der Farbe hat die Geschichte der Fotografie von Anfang an geprägt.» Das sagt der Fotograf und Fotografiehistoriker Nicolas Crispini, Co-Kurator der Ausstellung «Fous de couleur», die gestern Abend im Greyerzer Museum in Bulle eröffnet wurde. Die Schau erzählt die Geschichte der Farbfotografie, ausgehend von dem um 1904 von den Brüdern Auguste und Louis Lumière in Lyon entwickelten Autochromverfahren. Dieses ermöglichte es erstmals, Farbbilder in Form von Diapositiven mit einer einzigen Aufnahme zu erzeugen (siehe Kasten).

Einer, der die Methode früh anwendete, war der Fotograf Simon Glasson (1882–1960) aus Bulle. Im Fonds Glasson des Greyerzer Museums, der insgesamt über eine Million Bilder umfasst, finden sich auch an die 300 Autochrome: Raritäten aus der Frühzeit der Farbfotografie, darunter viele Landschaftsaufnahmen aus dem Greyerzerland.

Breite Recherche

Die Autochrome von Simon Glasson waren es auch, die den Ausschlag gaben für ein Forschungsprojekt, das jetzt in der Ausstellung «Fous de couleur» und einer gleichnamigen Publikation mündete. 2002 wurde in der Sammlung des Greyerzer Museums ein Holzkoffer von Simon Glasson entdeckt, in dem sich 242 Autochrom-Glasplatten befanden. Sie zeigten Aufnahmen, die von 1914 bis 1938 in der Schweiz und speziell im Greyerzerland entstanden waren. Um diese Bilder in einen breiteren Kontext zu stellen, lancierte das Museum 2011 eine Recherche zum Autochromverfahren und zu den Anfängen der Farbfotografie in der Schweiz. Es beauftragte damit die Fotografen und Publizisten Nicolas Crispini und Christophe Dutoit, die nun auch die Ausstellung und das Buch gestaltet haben.

Rund 5000 Autochrom-Farbdias aus 30 Institutionen in der Schweiz und im Ausland förderten Crispini und Dutoit zutage. «Als wir anfingen, waren etwa 2000 bekannt», sagte Crispini am Freitag vor den Medien. Trotzdem gebe es wohl immer noch viel zu entdecken, denn man habe in der Schweiz die Bedeutung der Autochrome lange verkannt. Die grosse Mehrheit der Bilder, die nun im Buch und in der Ausstellung zu sehen seien, seien denn auch noch nie zuvor veröffentlicht worden.

Aus der Sammlung Kahn

Als besonders ergiebig erwies sich nebst dem Fonds Glasson die Sammlung des Musée Albert Kahn im französischen Boulogne-Billancourt: Unter dem Titel «Archives de la Planète» hatte der französische Bankier und Mäzen Albert Kahn von 1909 bis 1931 rund 72 000 Autochrom-Platten aus aller Welt zusammengetragen. 1600 davon stammen aus der Schweiz; einige sind jetzt in Bulle zu sehen. «Noch nie wurde die Geschichte der Farbfotografie in der Schweiz so umfassend dargestellt», sagte Christophe Mauron, Konservator am Greyerzer Museum, anlässlich der gestrigen Medienführung. Nebst einer Auswahl von über 300 Bildern erhält das Publikum einen Überblick über die Entwicklung der Farbfotografie und eine spielerische Einführung in die Autochromtechnik.

Fotografen und Maler

 Herzstück der Ausstellung ist der grosse Saal, in dem auf 300 Quadratmetern Autochrome zu sechs Themen präsentiert werden: Landschaften, Bauten und Stadtansichten, ethnografische Alpenfotos, Porträts, Bilder aus dem Privatleben sowie Aufnahmen aus aller Welt. Zu jedem Thema gibt es eine historische und kunsthistorische Einordnung anhand von weiteren Objekten aus der Sammlung des Museums. So zeigen etwa Gemälde von Malern wie Félix Vallotton oder Joseph Reichlen, wie sich Maler und Fotografen im 19. und frühen 20. Jahrhundert gegenseitig beeinflussten.

Viel Wissenswertes gibt es auch zu Geschichte und Technik des Autochromverfahrens zu entdecken. So führt der historische Teil von eingefärbten Schwarz-Weiss-Fotos über das Interferenzverfahren des nobelpreisgekrönten Physikers Gabriel Lippmann bis zu Reproduktionen von Autochromen in Büchern und Magazinen. Und wer genau wissen will, wie ein Autochrom-Dia entstand, erfährt dies an verschiedenen interaktiven Stationen. Diese führten dem Publikum des 21. Jahrhunderts die Komplexität der Fotografie vor Augen, so Christophe Mauron. «Viele Leute sind sich nicht bewusst, dass Fotografieren nicht immer so selbstverständlich war wie heute.»

Ausstellung: Greyerzer Museum, Bulle. Bis zum 10. Januar. Di. bis Fr. 10 bis 12 und 13.30 bis 17 Uhr, Sa. 10 bis 17 Uhr, So. 13.30 bis 17 Uhr.Publikation:«Fous de couleur–Autochromes, les premières photographies couleur de Suisse (1907–1938)». Texte auf Französisch. 215 Seiten. Erhältlich im Museum und im Buchhandel (49 Franken).

 

Simon Glasson fotografierte 1921 den Weg nach Greyerz …… und 1923 diese Ansicht von Jaun. Bilder Greyerzer Museum, zvgGeorges de Gottrau lichtete den Garten seiner Familie in Montagny-la-Ville ab. Bild Sammlung Cyrill Eltschinger, zvg

Zur Technik

Kartoffelstärkekörner dienten als Lichtfilter

Das Autochromverfahren ist ein sogenanntes Kornrasterverfahren: Glasplatten wurden mit einer dünnen Schicht aus rot, grün und blau gefärbten Kartoffelstärkekörnchen überzogen. Als lichtempfindliche Schicht diente eine Silberbromid-Gelatine-Emulsion. Die Belichtung der Platte erfolgte durch die farbigen Körnchen hindurch. Diese dienten so als Filter, der nur den spektralen Anteil des Lichts in der jeweiligen Farbe wirksam werden liess. Bei der Entwicklung entstand ein Farbnegativ, durch Umkehrung schliesslich ein farbrichtiges Diapositiv. In den 1930er-Jahren lösten modernere Techniken das aufwendige Verfahren ab.cs

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