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Das Worst-Case-Szenario ist eingetroffen

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Bis letzten Samstag schien es keine Zweifel daran zu geben, dass Reto Berras Zeit in der NHL abgelaufen ist. In der vergangenen Saison bestritt der Torhüter mit den Florida Panthers bloss sieben Spiele, überzeugte dabei nur mässig und stand nach vier Jahren in Übersee scheinbar unwiderruflich auf dem Abstellgleis. Die NHL-Ausstiegsklausel in Berras Dreijahresvertrag mit Gottéron schien nicht mehr als ein bisschen zusätzliche Tinte auf Papier zu sein. Vor gut zwei Monaten wurde der 30-Jährige in Freiburg den Medien vorgestellt, danach reiste er mit dem Team ins Trainingscamp, kaufte sich Möbel für seine Wohnung in Freiburg. «Ich habe ehrlich gesagt überhaupt nicht mit einem Angebot gerechnet. Es kam sehr überraschend für mich», so Berra gestern gegenüber den FN.

In Anaheim die Nummer drei

Am Samstag wurden Berra und sein Agent von den Anaheim Ducks kontaktiert. Die Parteien fanden schnell eine Lösung: «Ich bin 30 und hätte sicher nicht jedes Angebot angenommen. Aber Anaheim hat mir eine sehr attraktive Offerte gemacht. Es ist eine grosse Chance für mich.» Finanzieller Natur scheint Berras Beweggrund nicht zu sein. Gemäss dem Online-Medium «Watson» verdient der Torhüter bei Anaheim 700 000 Dollar pro Jahr. Da in den USA allerdings die Hälfte des Lohns direkt an die Steuern geht und Berra Auto und Wohnung selbst bezahlen muss, wird ihm unter dem Strich weniger Geld bleiben als in Freiburg.

Immerhin wird er die 700 000 Franken auf jeden Fall kassieren. Berras Ausstiegsklausel galt nämlich bloss für einen sogenannten Einweg-Vertrag. Bei diesen Verträgen ist das Salär fix, unabhängig davon, ob ein Spieler in der NHL oder in der zweitklassigen AHL spielt. Dass Anaheim Berra einen Einweg-Vertrag gibt, überrascht. Denn mit John Gibson und Ryan Miller verfügen die Ducks, die in der abgelaufenen Saison den Playoff-Halbfinal erreichten, über zwei sehr starke Torhüter. Gibt es keine Überraschungen, wird Berra nur Torhüter Nummer drei sein und eben doch bloss wieder in der AHL spielen, bei den San Diego Gulls, Anaheims Farmteam.

Während die Aufgabe im sonnigen Kalifornien in Sachen Lebensqualität sicherlich attraktiv ist, muss hinter die sportliche Attraktivität deshalb doch ein Fragezeichen gesetzt werden. Berra sieht das anders: «Ich weiss, dass ich als nominelle Nummer drei starte. Doch Anaheim hatte letzte Saison mit Verletzungen zu kämpfen und hat deshalb drei Goalies mit Einweg-Verträgen ausgestattet. Es kann alles immer schnell gehen. Für mich ist es die letzte Chance. Und ich werde noch einmal alles in die Waagschale werfen, um diese zu nutzen.»

Er freue sich auf die Herausforderung, sagt Berra. «Gleichzeitig tut es mir natürlich leid für Freiburg. Es ist ein cooles Team, und ich war motiviert und bereit, für Gottéron zu spielen. Deshalb empfinde ich momentan ein wenig gemischte Gefühle.»

Eine Ohrfeige für Dubé

Nicht gemischt sind die Gefühle von Christian Dubé. Mit dem Abgang Berras tritt für ihn schlicht und einfach das Worst-Case-Szenario ein. Die Verpflichtung des Nationaltorhüters war so etwas wie das Meisterstück des oft kritisierten Gottéron-Sportchefs. Für einmal waren ihm der Neid einiger anderer Teams – unter anderen hatte Lausanne Berra mit allen Mitteln zu verpflichten versucht – und die Anerkennung der Fans gewiss. Berra hätte das wohl wichtigste Puzzleteil in Gottérons Equipe werden sollen, das Fundament, das endlich Stabilität in die Defensive bringt und entscheidend dazu beiträgt, Freiburg zurück in die Erfolgsspur zu bringen. «Als ich am Dienstagmorgen vom Wechsel erfuhr, war ich enttäuscht. Aber mittlerweile blicke ich bereits wieder vorwärts, ich hatte heute schon einige interessante Kontakte für die Nachfolge», sagte Dubé gestern.

In den Sozialen Medien wurde Gottérons Sportchef von den Fans jedoch schnell als Sündenbock ausgemacht. Objektiv betracht ist Kritik am Sportchef in diesem Fall jedoch kaum angebracht: Ohne Ausstiegsklausel hätte Berra nirgendwo in der Schweiz unterschrieben. Dass diese Ausstiegsklausel existiert und damit das Restrisiko, im Juli ohne Torhüter dazustehen, war von Anfang an klar. Es schien allerdings keineswegs töricht, dieses Risiko einzugehen. Dass nun zehn Tage bevor der letzte Termin für die Ausstiegsklausel verstrichen wäre, völlig unerwartet tatsächlich ein NHL-Team Berra verpflichtet, ist ganz einfach Pech.

Natürlich steht Dubé besonders blöd da, weil er den nicht mehr erwünschten Goalie Benjamin Conz trotz weiterlaufendem Vertrag vor zwei Wochen zu Ambri transferiert hat. Doch auch hier gilt: Objektiv betrachtet ändert das nicht viel. Der wegen konstant schwachen Leistungen in Ungnade gefallene Conz hätte nächste Saison das Tor der Freiburger ohnehin nicht gehütet. Dubé bestätigt das: «Ich habe schon im vergangenen Dezember entschieden, dass sich auf der Goalieposition auf die kommende Saison hin etwas ändern muss. Es war von Anfang an klar, dass wir mit einem Schweizer Top-Goalie oder einem ausländischen Torhüter spielen werden.»

Nun ein ausländischer Goalie?

Da der Schweizer Top-Goalie nun abgesprungen ist, spricht vieles für Plan B und damit die Verpflichtung eines ausländischen Torhüters, auch wenn Dubé sagt, er habe verschiedene Optionen im Kopf, darunter auch Schweizer Goalies. «Aber es ist klar, dass es nicht tonnenweise gute Schweizer Goalies auf dem Markt gibt.»

Ein ausländischer Torhüter bringt selbstredend den Nachteil mit sich, dass dadurch jeweils einer der vier ausländischen Feldspieler überzählig ist. Denn zu allzu vielen Einsätzen dürfte der designierte zweite Torhüter, der 20-jährige Ludovic Waeber, nicht kommen. Dadurch wird das ohnehin nicht allzu breite Spielerkader faktisch noch knapper. Und das wird sich gemäss Dubé auch nicht mehr ändern. «Schweizer Feldspieler werden wir nicht mehr verpflichten, auch nicht wenn wir einen ausländischen Goalie holen. Das Budget ist gemacht, und Schweizer Spieler hat es ohnehin nicht viele auf dem Markt.» Einen der bereits verpflichteten ausländischen Feldspieler wieder abzugeben ist gemäss Dubé ebenfalls keine Option.

Kehrt Berra zurück?

Bleibt noch die Frage: Wird Reto Berra irgendwann doch noch das Trikot Gottérons tragen? Bei Anaheim hat er einen Einjahresvertrag unterschrieben, in Freiburg besitzt er jedoch einen Dreijahres-Vertrag. «Es ist noch zu früh, um darauf zu antworten. Wenn Reto in Nordamerika reüssiert, wird er dort bleiben, sonst wird er zu uns zurückkehren. Wir werden während der Saison die Situation laufend mit ihm analysieren», sagt Dubé. Die Tür ist für den Zürcher Goalie bei Got­téron weiterhin offen. Er hege keinerlei Groll gegenüber Berra, sagt der Sportchef. «Ich habe Verständnis für seinen Entscheid. Für ihn hat sich noch einmal eine Chance ergeben, und die versucht er zu nutzen. Das ist eben das Business. Auf solche Dinge muss man vorbereitet sein und reagieren können.»

Auch Berra selbst betont, dass das Thema Gottéron nicht zwangsläufig abgeschlossen ist. «Ich weiss, was ich in Freiburg habe.» In seinem Alter mache er in Nordamerika sicher nicht mehr alles mit. Ist gar eine Rückkehr Berras im Verlauf der Saison denkbar? «In diesem Business ist alles möglich. Ich habe in den letzten Tagen gesehen, wie schnell alles gehen kann.» Gottérons Goalie-Theater könnte also durchaus noch um einige Kapitel reicher werden.

«Mittlerweile blicke ich bereits wieder vorwärts. Ich hatte schon einige interessante Kontakte für die Nachfolge.»

Christian Dubé

Sportchef Gottéron

«Ich bin 30 und hätte nicht mehr jedes Angebot angenommen. Aber Anaheim hat mir eine sehr attraktive Offerte gemacht.»

Reto Berra

Tothüter Anaheim Ducks

Generalversammlung

Gottéron schliesst die Saison 2016/17 mit einem kleinen Verlust ab

Zum vierten Mal in Folge hat Gottéron eine Saison mit Verlust abgeschlossen. Angesichts der sportlich miserablen Saison mit dem Gang in die Playouts hätte das Defizit jedoch durchaus höher ausfallen können. Bei Ausgaben von rund 15,1 Millionen Franken resultierte am Ende ein Verlust von knapp 130 000 Franken. «Nach mehreren in finanzieller Hinsicht schwierigen Saisons hätte das Geschäftsjahr die Möglichkeit bieten müssen, wieder einmal schwarze Zahlen zu schreiben», sagte Präsident Michel Volet gestern an der Generalversammlung im Forum Freiburg. Doch die schwachen Resultate der Saison wirkten sich unter anderem negativ auf die Ticketerlöse (190 000 Franken weniger als im Vorjahr) und die Merchandisingeinnahmen (120 000 Franken weniger als im Vorjahr) aus. Insgesamt nahm Gottéron 620 000 Franken weniger ein als im Vorjahr. «Durch verschiedene Massnahmen, die wir teils bereits im Januar ergriffen haben, konnten wir jedoch auch die Ausgaben senken», sagte Volet. Unter anderem hat Gottéron in der abgelaufenen Saison mit 9,5 Millionen Franken rund eine Million weniger für Saläre ausgegeben als in der Saison 2015/16. Unter anderem wegen eines leistungsabhängigen Bonus-/Malussystems und weil kaum noch früher aussortierte Spieler weiterbezahlt werden mussten. Aber auch, weil Gottéron im Zuge der strikten Kostenkontrolle wegtransferierte Spieler wie Anton Gustafsson oder Mattias Ritola durch weniger teure Spieler ersetzte.

Auch deshalb war das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und ausserordentlichen Auslagen mit 316 000 Franken immerhin wieder einmal positiv. In den Jahren zuvor war dies nicht der Fall gewesen. Der Verlust von 130 000 Franken fällt dementsprechend tiefer aus als in den beiden Saisons zuvor, als Got­téron ein Defizit von 370 000 Franken beziehungsweise 400 000 Franken aufwies. «Das Ziel für nächste Saison bleibt es, wieder einmal schwarze Zahlen zu schreiben», sagte Generaldirektor Raphaël Berger.

Hilferuf an die Politik

Der Bereich Gastronomie, der nicht in diesem 15 Millionen-Franken-Budget eingerechnet ist, litt ebenfalls unter den schlechten sportlichen Ergebnissen. Obwohl – unter anderem durch die Neueröffnung eines Sportcafés in Romont –mit 4,2 Millionen ein Rekordumsatz erzielt wurde, betrug der Gewinn am Ende lediglich gut 100 000 Franken.

In seinem Ausblick richtete sich Präsident Volet am Ende an die Vertreter der Politik. Die Basketballclubs Olympic und Elfic sowie Gottéron investierten jedes Jahr viel Geld um Profi­sportler zu trainieren, die zur Ausstrahlung Freiburgs über die Kantonsgrenzen hinaus beitrügen. «Das System hat jedoch seine Grenzen erreicht, und die Privatwirtschaft kann die stetig steigenden Ausgaben nicht mehr allein finanzieren. Die Nachbarkantone haben dies verstanden und tragen signifikant zur Gründung grosser professioneller Vereine bei.» Vor allem im Juniorenbereich wäre für Volet eine grosszügigere Unterstützung angebracht.

Berger nannte nach der Versammlung gegenüber den Medien noch ein Beispiel: So erhielten etwa Genfs Junioren von Stadt und Kanton je eine halbe Million Franken pro Jahr und müssten nichts für die Eismiete bezahlen. Das entspreche einer Unterstützung von 1,3 Millionen Franken. Got­téron erhalte zwar indirekt gewisse Vorteile und Verbilligungen. Cash gebe es vom Kanton allerdings gerade einmal 15 000 Franken. «So ist es schwierig, im Jugendbereich konkurrenzfähig zu sein.

» fm

 

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