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Der Mythos Gottéron lebt

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Die Anfänge in der Altstadt

Duschen im Galternbach

«Dort haben wir jeweils geduscht», sagt Daniel Waeber und zeigt auf eine Stufe im Galternbach. Das Galterntal, der Ursprung von Got­téron, bedeutet dem 77-jährigen Waeber noch heute viel. In der Freiburger Altstadt nahm alles seinen Anfang. Hier wurde der Club von Eugène Jaeger, Albert und Joseph Jelk, Jean Mulhauser, Walter Schieferdecker sowie Alphonse Zahno aus der Taufe gehoben, hier begann der gebürtige Tafersner Waeber mit dem Eishockey. Zusammen mit den Gebrüdern Piller und anderen Gottéron-Spielern wohnte er nahe dem Berntor in einem Haus. «Von ihnen erhielt ich meine ersten Schlittschuhe und die Stöcke. Um sie zu kaufen, fehlte meinen Eltern das Geld.» Trainiert wurde, wenn es Eis gab. «Um 6  Uhr stand ich auf dem Eis, bevor die Sonne oder der Föhn es zum Schmelzen brachten.»

1952 spielte Waeber erstmals für die zweite Mannschaft von Gottéron. «Am Anfang kamen wir alle aus der Unterstadt. Das hat sich später geändert, als wir in die NLB aufgestiegen sind», erinnert sich Waeber, der 18  Saisons für Gottéron gespielt hat, davon zehn Jahre als Captain. Die offene Augustiner-Eisbahn, die gemeinsamen Duschen für das Heimteam und die Gäste: Waeber hat noch alles vor Augen. Einfach war es jedoch nicht, Beruf – er arbeitete bei der Kriminalpolizei – und Sport unter einen Hut zu kriegen. «Ich hatte einen guten Chef und bekam für das Eishockey immer frei. Dafür übernahm ich im Sommer die Schichten für die Kollegen.» Seine Frau habe ihn während seiner Karriere kaum gesehen. «Sie hat die Kinder praktisch alleine grossgezogen.» Dass er seinen Nachwuchs nicht habe aufwachsen sehen, bereue er heute. Nicht aber, dass es zur damaligen Zeit mit dem Eishockey kein Geld zu verdienen gab. «Einmal bekamen wir 100  Franken. Die Young Sprinters Neuenburg gaben uns das Geld, weil wir das Heimrecht in einem Cup-Spiel abgetreten hatten.»

«Um 6 Uhr stand ich auf dem Eis, ­bevor die Sonne oder der Föhn es zum Schmelzen brachten.»

Daniel Waeber

Captain 1963-1973

 

Nachdem Waeber seine Karriere als Spieler beendet hatte, blieb er Gottéron als Trainer treu. «Von den Minis bis zu den Elite-Junioren habe ich alle Altersstufen betreut.» Zahlreiche Gottéron-Spieler wie Rotzetter, Brasey, Hofstetter oder Schaller bildete er aus. Inzwischen verfolgt Waeber «sein» Gottéron zumeist vor dem Bildschirm. «Das heutige Eishockey ist eine andere Welt. Mir gefällt die Härte im Spiel nicht. Zu meiner Zeit fiel nie ein Spieler mit einer Gehirnerschütterung aus. Aber natürlich war auch das Tempo viel weniger hoch.» 

Um eine Sperre kam Waeber dennoch nicht herum. «1960 spielte Jo Piller bei Servette. Er sagte mir, ich solle doch auch wechseln, und ich unterschrieb bei Genf. Gleichzeitig war ich in Losone in der RS, wo mir ein Gönner der Genfer Junioren sagte, dass ein Freiburger bei Servette nicht mit offenen Armen empfangen werde. Ich wusste nicht, dass Piller den Club inzwischen verlassen hatte.» Also fragte Waeber bei Gottérons Präsident an, ob sie ihn denn noch brauchen könnten. Das war nicht der Fall. «Also konnte ich nur mit trainieren und die Freundschaftsspiele bestreiten, aber ein Jahr lang keine offiziellen Spiele. Damals hat man eben noch nicht so einfach den Club gewechselt wie heutzutage.»

fs

Hier geht’s zur Vorschau auf das heutige Heimspiel gegen den EHC Kloten.

Der Aufstieg in die NLA

Meuwly und die «Copains»

Nachdem Robert Meuwly seine Karriere als Junior bei Gottéron begonnen hatte, wechselte der Torhüter in den 70er-Jahren in die NLA zu Sierre. «Mit den Wallisern wurde ich in der Meisterschaft je einmal Zweiter und Dritter.» Dann schloss sich der heute 65-Jährige dem HC La Chaux-de-Fonds an. Beim Traditionsclub aus dem Jura kam er im ersten Jahr aber nicht über die Rolle des Reservisten hinaus, und auch in der zweiten Saison blieb es bei sporadischen Einsätzen. «Deshalb bin ich 1975 zu Gottéron zurückgekehrt.» Sportlich gesehen war es mehr als nur ein Schritt zurück. Die Freiburger spielten damals in der 1. Liga. «Alle fragten mich, ob ich verrückt sei», erinnert sich Meuwly. «Für mich aber war die Rückkehr aus zwei Gründen logisch: Ich komme aus Freiburg, und ich wollte spielen.»

Meuwly, überall als «Robelon» bekannt, sollte seinen Entschluss nicht bereuen. 1978 gelang Gottéron der Aufstieg in die NLB, am 4. März 1980 schliesslich die Promotion in die höchste Spielklasse. «Ich habe natürlich tolle Erinnerungen an diese Zeit. Speziell an den Zusammenhalt in der Mannschaft.» Die Freundschaft der «Copains» der Aufstiegsmannschaft ist legendär. «Die Kameradschaft war riesig. Sie ging so weit, dass wir uns im Sommer für alle möglichen Fussball-Grümpelturniere anmeldeten, damit wir wie im Winter zusammen sein konnten.» Der Hauptgrund für den Aufstieg sei zweifelsohne die grosse Verbundenheit gewesen. «Jeder ging auf dem Eis für den anderen.» Noch heute bestehe der Kontakt mit den ehemaligen Mitspielern, wie etwa mit Jakob «Köbu» Lüdi. «Die Stadt ist klein, man sieht sich immer wieder. Zudem treffen wir uns jeweils beim internationalen Piccolo-Turnier in Freiburg.»

«Es würde mich doch erstaunen, wenn es heute wirklich noch ­wahre Freund­schaften gibt.»

Robert Meuwly

Aufstiegs-Goalie

 

Obwohl die positiven Erinnerungen überwiegen, einfach sei das Leben als Eishockeyspieler nicht immer gewesen, hält Meuwly fest. «Ich war jeweils um 7  Uhr morgens in der Eishalle, damit ich um 8  Uhr trainieren konnte. Danach ging es zur Arbeit.» Das durchzuziehen sei eine Frage des Willens gewesen. Eine grosse Portion Idealismus gehörte ebenfalls dazu. Geld gab es mit dem Eishockey keines zu verdienen. «Viel eher machten wir noch ein Minus.» Dies sei wohl die grösste Differenz zur heutigen Zeit, sagt Meuwly, der damals die Position des Torhüters eingenommen hatte, weil im Strassenhockey in der Altstadt die anderen Angst hatten, ins Tor zu stehen. «Heute spielen viele nur noch, um Geld zu verdienen. Es würde mich doch erstaunen, wenn es heute wirklich noch wahre Freundschaften gibt.» Es sei zu viel Geld im Spiel. 

Meuwly, heute Fahrlehrer, blieb dem Eishockey auch nach der Spielerkarriere treu. Lange arbeitete er für das Westschweizer Fernsehen als Produzent. «Jetzt sehe ich mir die Spiele selbst im TV an. Um in die Halle zu gehen, fehlt mir etwas die Lust.» Mit dem Aufstieg trug Meuwly massgeblich zum Mythos Gottéron bei. Für die grosse Popularität des Vereins sieht er einen ganz pragmatischen Grund: «In Freiburg gibt es eben keine grosse Konkurrenz. Basketball und Olympic sind weniger populär, und solange ein Fussballclub in der höchsten Liga fehlt, gilt der Enthusiasmus der Leute eben Gottéron.»

fs

Hier geht’s zum aktuellen Gottéron-Blog auf “Seislertütsch”.

Die Blütezeit

Nicht ganz dichte Freiburger

Mit 19 Jahren stiess der Burgdorfer Mario Rottaris 1987 zu Gottéron. «Damals bestand das Team grösstenteils noch aus welschen Spielern. Ich wurde zwar herzlich aufgenommen, gleichwohl habe ich aber gespürt, dass ich der Junge aus dem Emmental bin. Es lag an mir, mich zu integrieren», blickt Rottaris zurück. Gottéron hatte ihn von klein auf fasziniert. «In meiner Schulzeit hatten die Hälfte der Kinder beim Eislaufen ein SCB-Dress an, die anderen eines von Langnau. Das war ganz klar. Für mich hätte beides gepasst, Bär oder Tiger. Aber ich hatte einfach dieses Gottéron-Leibchen mit dem Elefanten (Jumbo-Werbung, Red.) im Kopf. Das gefiel mir.» Weil er kein Trikot bekommen habe und es sich auch selbst nicht leisten konnte, habe er seiner Mutter schliesslich gesagt, sie solle den Elefanten doch einfach aus einer Einkaufstüte herausschneiden und auf einen Pullover auf­nähen.

16 Jahre blieb der ehemalige Captain Gottéron treu. Geblieben sind Rottaris, der heute in Düdingen wohnt und als Club-Manager des Golf-Clubs Wallenried arbeitet, viele Freundschaften. «Bezüglich Zusammenhalt ist Gottéron ein spezieller Club. Das habe ich in der Nati feststellen können. Da erfährt man, wie es bei anderen Vereinen läuft.» In Freiburg sei alles klein und eng, da habe man sich eben selber helfen müssen. «Nichts wurde dir auf dem Silbertablett serviert.»

«Man sah nur unsere schwarz-gelben Dresses, und vor der Halle standen Dutzende Freiburger Cars.»

Mario Rottaris

Dreimaliger Playoff-Finalist

 

Das habe auch das Publikum gespürt und sich dementsprechend für seine Spieler begeistert. «Das beste Beispiel dafür sind die Olympischen Spiele 1992 in Albertville. Beim Eröffnungsspiel des Eishockey-Turniers zwischen der Schweiz und der GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, Red.) standen sechs Freiburger auf dem Eis: Balmer, Brasey, Brodmann und ich auf der einen Seite, Bykow und Chomutow auf der anderen. In den Zuschauerrängen sah man nur unsere damaligen schwarz-gelben Dresses, und vor der Halle standen Dutzende Freiburger Cars. Die Natikollegen meinten nur: Ihr Freiburger seid nicht ganz dicht.»

Slawa Bykow und Andrei Chomutow, zu denen Rottaris auch heute noch ein enges Verhältnis pflegt, waren es auch, die Gottéron in seiner sportlichen Blütezeit dreimal in Folge in den Playoff-Final führten (1992 bis 1994). Zum Titel hat es für die Freiburger allerdings nie gereicht. Zweimal Kloten sowie einmal der SCB standen der Titelpremiere für Gottéron im Weg. «Wie heute auch war es schon vor 20  Jahren schwierig, einen Titelgewinn zu planen. Meisterehren kann man sich nur bedingt kaufen. Wir hatten in den 90er-Jahren auch nicht die finanziellen Mittel dazu.» Obwohl es Gottéron nie zum ganz grossen Triumph gereicht habe, sei man an seine Leistungsgrenze oder gar darüber hinaus gegangen, sagt Rottaris, der heute als Experte für das Schweizer Fernsehen das Eishockey mitverfolgt.

Die drei Finalniederlagen begleiten Rottaris noch heute. «Sprechen mich Leute an, lautet die Frage immer gleich: Warum habt ihr es nie geschafft? Ich sage immer, dass es so viele Jahre danach keinen Sinn mehr macht, darüber nachzudenken. Letztlich waren wir einfach nicht gut genug.»

fs

Die Professionalisierung

Business mit Geschichte

Julien Sprunger ist sich der Geschichte Gottérons natürlich bewusst. «Das gilt für alle aktuellen waschechten Freiburger Spieler wie Mottet, Bykow, Glauser oder Waeber. Wir sind diesbezüglich sensibel und kennen den Club, seit wir klein sind.» Für andere gelte das nicht. «Letzte Saison, als wir eine Katastrophe waren, hatte ich schon das Gefühl, dass viele nur hier waren, um zu spielen, und sich nicht wirklich für den Club interessierten. Das war nicht respektvoll gegenüber unserem Publikum.» Deshalb habe der Verein auf diese Saison hin reagiert. «Wir gingen vor Meisterschaftsbeginn mit der ganzen Mannschaft die Stadt entdecken und liessen dabei die Geschichte von Gottéron aufleben. Die Idee war, dass wir den neuen Spielern zeigen, dass der Club eine lange Geschichte hat, die es zu respektieren gilt.» Diese Massnahme sei eine gute Sache gewesen, ist Sprunger überzeugt. «Die neuen Teamkollegen haben es geschätzt, Orte wie das Galterntal oder die Kathedrale zu besuchen.»

Wie die Zuschauer müssten sich schliesslich auch die Spieler mit dem Verein identifizieren, gibt Sprunger zu bedenken. «Aber das passiert nicht automatisch. Es bleibt Profisport. Von einem Spieler, der 15  Jahre in der NHL gespielt hat, darf man nicht erwarten, dass er nach den Spielen mit allen Leuten diskutieren geht. Es ist wichtig, dass sich neue Spieler akklimatisieren, gleichzeitig gilt es aber zu verstehen, dass sie es so nicht kennen. Sie lernen es aber immer mehr und respektieren diese Tradition.»

 

«Das Eishockey ist professioneller ­geworden. Es ist heute ein Business, bei dem viel Geld im Spiel ist.»

Julien Sprunger

Heutige Integrationsfigur

 

Sprunger sagt, dass im Vergleich zu früher auf allen Ebenen Veränderungen stattgefunden haben. «Ich habe auch schon gehört, dass die Spieler früher nach den Trainings oder den Partien noch Bier aus dem Zapfhahn ausschenkten. Das ist heute nicht mehr möglich. Das Eishockey ist professioneller geworden. Es ist heute ein Business, bei dem viel Geld im Spiel ist.» So sind auch die Zeiten der «Copains» vorbei. «Es gibt vier, fünf Spieler, die ich seit 15  Jahren kenne. Das sind wirkliche Freunde, mit denen ich auch schon mal in die Ferien gehe. Zu den anderen habe ich jeweils ebenfalls eine gute Beziehung. Es ist aber nicht mehr wie früher, als alle aus der Altstadt kamen und sich gut kannten.» Und trotzdem herrsche in der Kabine weiter eine tolle Ambiance.

Überhaupt, die gute Stimmung bei Gottéron wird seit jeher hervorgehoben. Aber ist Gottéron wirklich ein so spezieller Club, wie gemeinhin gesagt wird? «Ich kenne nur Got­téron, deshalb ist das für mich schwierig zu beurteilen. Ich denke aber, dass die Geschichte – die Tatsache, dass wir in einigen Finals gestanden, aber noch nie einen Titel gewonnen haben und dass der Club ein Verbindungsglied zwischen Deutschfreiburgern und Romands bildet –, schon speziell ist.» Gottéron habe in den 90er-Jahren mit Bykow und Chomutow auch zwei der weltbesten Spieler gehabt. «Deshalb sind wir überall bekannt. Bei Gottéron passiert immer etwas.» Dass er diesen Club als Captain anführen dürfe, sei eine Ehre, speziell als Freiburger, der früher die Spiele selbst von den Stehplätzen aus verfolgt habe. «Ich wollte immer Profi sein. Dass ich gar Captain werde, hätte ich mir nie erträumt.»

fs

 

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