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Viel Arbeit für wenig Lohn

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Man schrieb das Jahr 1918: «Noch stritten sich die Schützen um den Sieg des Tages, als der Schreiber das gastliche St. Antoni verliess. Der Organist von St. Antoni hatte uns noch die Feinheiten der neuen Orgel vorgestellt und mit diesem harmonischen Ausklang stiegen wir ins dämmernde Tal hinab», so der Bericht in den «Freiburger Nachrichten» am 9. Juli.

Hatten die angeheiterten Schützen die Nuancen des Orgelspiels wohl mitbekommen? Wesentlich ist einzig die Tatsache, dass ein kantonales Schützenfest mit den Orgelklängen von Peter Aeby endete. Kann man sich so etwas heute noch vorstellen?

Das Schützenfest 1918 gilt als die Geburtsstunde einer Kulturinstitu­tion, die Deutschfreiburg 100 Jahre geprägt hat. «Die öffentliche Anerkennung am Schützenfest hat den Organisten Peter Aeby offenbar animiert, sich mit seinen Berufskollegen Ferdinand Schuwey aus Jaun und Albin Bertschy aus Alterswil zu treffen», kommentiert Karl Buchs, ehemaliger Lehrer und Organist, in der 50-seitigen Broschüre zum Jubiläum. Die drei Organisten beriefen am 5. September 1918 in Freiburg eine Versammlung ein. Von da an wurden die Tätigkeiten dokumentiert. Von der ersten Versammlung bis heute existieren Protokolle. Auch das ist einzigartig, befand man sich doch noch in den Wirren des Ersten Weltkrieges. Karl Buchs hat die Protokolle durchgeackert und für die Jubiläumsbroschüre das Wesentliche zusammengefasst.

Heute zählt der Deutschfreiburger Organisten-Dirigentenverband rund 80 Mitglieder. Werner Schuwey, ehemaliger Lehrer und Organist, präsidiert ihn seit drei Jahren. Ein Gespräch über die Verdienste einer 100-jährigen Kulturinstitution.

Die Protokolle sind Zeugen der Zeit. Inwiefern?

Karl Buchs: Sie waren in blumiger Sprache verfasst, die uns heute zum Teil fremd anmutet. Das erste schrieb der Mitgründer Peter Aeby 1918. Der Text ziert die Titelseite der Broschüre. Ab 1926 hat sie Georg Aeby, Sohn von Peter, in lateinischer Schrift verfasst. 1983 hat Josef Burri, Lehrer und Organist, zum letzten Mal ein Protokoll von Hand geschrieben. Von da an kam die Schreibmaschine zum Einsatz. Mit der Wahl von Pius Späni, Sekundarlehrer und Organist in Gurmels, in den Vorstand hielt der Computer Einzug.

Fast ein Jahr haben Sie an der Broschüre gearbeitet und wohl einiges entdeckt?

Buchs: Ja, zum Beispiel die Protokolle Ihres Vaters Josef Schafer, der das Geschehen in fein säuberlicher Schrift niedergeschrieben hat. Er hat den Verband auch wesentlich geprägt und war 20 Jahre Organist und Dirigent in Schmitten (Anmerk. Red.: verst. 1959 im Alter von 53 Jahren).

Was hat den Verband in all den Jahren am meisten beschäftigt?

Werner Schuwey: Die Besoldung. Der Jahreslohn hing von den Seelen in den Pfarreien ab. Bei Pfarreien mit 1000 Leuten bekam der Organist 1000 Franken und bei mehr maximal 1500 Franken. Und das mit zwei freien Sonntagen pro Jahr. Die Besserstellung der Kirchenmusiker war denn auch der grösste Verdienst des Vereins. Viele Jahrzehnte haben ausschliesslich Lehrer mit lückenloser Präsenz den Kirchendienst musikalisch abgedeckt. Und das für einen miesen Lohn. Getröstet hat man sie mit dem Jenseits.

Buchs: Nebst Ansehen und spiritueller Genugtuung hat man den pflichtgetreuen Organisten mit himmlischer Belohnung vertröstet, dies obwohl er statusmässig quasi auf der Höhe des Dorfpfarrers war. Der Organist war lange der einzige Mitgestalter des gesellschaftlichen Lebens. Jetzt ist das zum Glück anders. Die 21 Pfar­reien Deutschfreiburgs bezahlen angepasste Löhne. Je nach Ausbildung und Dienstjahren erhalten die Musiker 60  bis 100 Franken pro Stunde.

In Deutschfreiburg gibt es rund 30  Orgeln – zum Teil wertvolle Instrumente. Wie sieht die Zukunft dieses Kulturgutes aus?

Buchs: Das sind die grossen Fragezeichen. Wird es künftig noch einen Kirchenchor und Orgeln geben, die gespielt werden? Wenn die Organisten unserer Generation weg sind, bleibt die grosse Lücke. Bereits jetzt sind Russinnen im Einsatz.

Welche erachten Sie als die wertvollste Orgel?

Schuwey (zögernd): Letztlich hat jede Orgel ihre Eigenheit. Mein Herz schlägt allerdings für die blaue Barockorgel im Cantorama aus dem Jahre 1786. Sie wurde 2011 saniert und ist ein absolutes Bijou. Die bekannte Berner Organistin Annerös Hulliger nannte die Orgel «das blaue Wunder».

Der Verein war eine Randerscheinung in Deutschfreiburg, wohl aber mit einem starken Zusammenhalt. Was hat ihn gekittet?

Schuwey: Fast jedes Jahr machten wir eine Reise und haben in der Schweiz oder im Ausland Orgeln angeschaut. François Seydoux, Musikwissenschaftler und Organist an der Kathedrale (gest. 2015), war eine treibende Kraft.

Rückblick

Wie Protokolle ein Stück Zeitgeschichte dokumentieren

1918 Freiburg: «Galt es doch dem ehrbaren Ziel, die gottesdienstlich Kunst – für so viel Volk der einzige Quell und Brunnen der Kunst – systematisch und mit Apostelbegeisterung zu fördern.»

1943 Tafers: Entschuldigt hat sich u.a. der bei seiner leidenschaftlichen Sagen-Sammlertätigkeit an Rheuma erkrankte German Kolly. Kurzvortrag von Bernhard Rappo zum Thema «Der Cäcilienverband, eine Familie». Gratulation an den Verbandssekretär, Georg Aeby (Autor des Festspiels «Der helle Ton»), der zum Lehrer ans Konservatorium gewählt worden war.

1947 Plasselb: Begeisterte Begrüssung des nach schwerer Krankheit wieder auferstandenen Domkapellmeisters und Sängervaters Josef Bovet. In seinen gutmütigen Augen glänzte lichte Freude, seine ehemaligen Schüler wieder zu sehen.

1948 Freiburg: Albin Bertschy machte den Vorschlag, dass den Organisten auf Kosten der Pfarrei ein bis zwei freie Sonntage pro Jahr gewährt werden.

1956 Ueberstorf: Antrag zur Erhöhung der Entschädigung für ein Begräbnis auf 5 Franken und die übrigen Requiems auf 3 Franken.

1964 Heitenried: Ausflug nach Moléson-Village und Bulle, wo den Organisten ein feuriger Rebensaft serviert wurde und sie zusätzlich mit einem feinen Salami-Angebot für den häuslichen Herd beschenkt ­wurden.

2001 Freiburg: Bericht von Bruno Schaller über die neue Dokumentationsstelle Musik im Cantorama und der Vorschlag von Josef Burri zur Durchführung von Organistenkursen für Pianistinnen und Pianisten (acht Personen meldeten sich).

il

 

 

100-Jahr-Feier

 

Der Deutschfreiburger Organisten-Dirigentenverband feiert sein Jubiläum morgen Sonntag, 9. September, um 17 Uhr in der Pfarrkirche Düdingen. Auf dem Programm stehen Chor -und Instrumentalmusik mit Canta Sense unter der Leitung von Bernhard Pfammatter. An der Orgel ist Regula Roggo; an den Trompeten sind Johannes Schaller und Matthias Lehmann.

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