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«Gewaltbereitschaft ist deutlich gestiegen»

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Am letzten Wochenende ging es auf zwei Fussballplätzen in der Region drunter und drüber. In Château-d’Oex attackierte ein Spieler der zweiten Mannschaft des FC Wünnewil-Flamatt den Unparteiischen und verletzte diesen mit einem Kopfstoss (siehe Kasten). Einen Tag vorher war beim Firmenturnier des FC Granges-Paccot ein Referee von einem frustrierten Spieler mit einem Fausthieb gegen den Hals bewusstlos geschlagen worden. Freiburg ist kein Einzelfall: Mitte Mai hatte der Tessiner Fussballverband sämtliche Juniorenspiele eines Wochenendes abgesagt, weil zuvor ein 17-jähriger Nachwuchsschiedsrichter verprügelt worden war.

Alles nur Einzelfälle? Oder der traurige Höhepunkt einer langen Reihe von Vorfällen gegen die Männer in Schwarz? Wie es um die Sicherheit der Freiburger Referees tatsächlich steht, erklärt Robert Raia, Präsident der Schiedsrichterkommission des Freiburger Fussballverbandes FFV. Im Interview sagt der 47-Jährige, was momentan falsch läuft.

 

Robert Raia, ist die Stimmung auf den Freiburger Fussballplätzen aggressiver geworden?

Ja, die Gewaltbereitschaft ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Lange sind wir im Freiburger Fussball von solchen Vorfällen wie in Château-d’Oex oder Granges-Paccot verschont geblieben, zumindest grösstenteils. Sie nehmen aber zu.

 

Wie oft ereignen sich solche Fälle?

Zuletzt mussten wir uns im Verband mit vier Fällen von körperlicher oder extrem schlimmer verbaler Gewalt wie Todesdrohungen gegen Schiedsrichter beschäftigen. Einmal betraf es die 5. Liga, einmal ein Firmenturnier und zweimal den Juniorenbereich. Das ist momentan eine extreme und eher ungewöhnliche Anhäufung. Insgesamt haben sich dieses Jahr aber bereits sieben solche Vorfälle zugetragen, in den vergangenen Jahren waren es höchstens vier. Hinzu kommen die ganzen «normalen» Vorfälle von Schiedsrichterbeleidigungen, die während den Spielen passieren und die der Unparteiische rapportiert. Auch da ist eine Zunahme festzustellen.

 

Haben Sie eine Erklärung für die Zunahme der Gewaltexzesse auf Freiburger Fussballplätzen?

Das Problem ist nicht der Fussball, es ist gesellschaftlicher Natur. Der Sportplatz ist heute zu einer Art Ventil geworden: Unter der Woche staut sich bei den Leuten viel Frust auf, sie haben Ärger im Job, Probleme in der Familie. Den ganzen Druck lassen sie dann am Wochenende auf oder neben dem Fussballplatz ab. Hinzu kommt ein genereller Werteverlust bei den Jungen.

 

Es sind aber nicht nur die Spieler auf dem Platz, die drohen oder zuschlagen.

Immer öfter werden auch Eltern gegen Schiedsrichter oder gegnerische Spieler und Trainer handgreiflich. Eltern, die glauben, ihr Sohn sei der nächste Lionel Messi, und die ausrasten, wenn der Schiedsrichter ihren Nachwuchs verwarnt oder ein vermeintliches Foul an ihm nicht ahndet. Nach dem Spiel warten sie dann auf dem Parkplatz und bedrohen den Unparteiischen, wenn er nach Hause fahren will. Solche schlimme Sachen häufen sich im regionalen Fussball, in den unteren Ligen, bei den Junioren. Dabei haben der Fussball und somit die Entscheide der Schiedsrichter auf diesem Niveau absolut keinen Einfluss auf das Leben der betroffenen Spieler.

 

Gewalt gegen Schiedsrichter scheint in erster Linie ein fussballspezifisches Problem zu sein. In anderen Sportarten erlebt man dies viel seltener oder überhaupt nicht. Sind beim Fussball besonders viele Emotionen im Spiel?

Fussball ist ein sehr emotionaler Sport, ja. Das Problem sind aber nicht die Emotionen an sich, sondern es ist die Art, wie sie kanalisiert werden. Ein Spieler darf frustriert sein, wenn ein Foul nicht gepfiffen wurde. Und er darf seinem Ärger auch mit einer Bemerkung in Richtung des Schiedsrichters Luft verschaffen. Als Referee musst du eine dicke Haut haben und so etwas wegstecken können. Es gibt aber eine rote Linie, die ein Spieler auf keinen Fall überschritten darf, egal wie gross der Frust auch sein mag. Physische Gewalt und tief gehende Beleidigungen sind inakzeptabel.

 

Am Wochenende waren bei den Vorfällen in Château-d’Oex und in Granges-Paccot jeweils Spieler mit Migrationshintergrund die Urheber der Angriffe auf die Schiedsrichter. Ein unglücklicher Zufall?

Spieler aus Portugal, Italien oder dem Balkan sind von Natur aus impulsiver. Etliche von meinen portugiesischen Schiedsrichterkollegen sagen selber, dass sie keine Spiele von Teams ihrer Landsleute pfeifen wollen, weil es oft Probleme gibt. Ich habe in meinen 30 Jahren als Schiedsrichter immer wieder festgestellt, dass sich Secondos eher ungerecht behandelt fühlen. Wenn zum Beispiel eine Partie zwischen Düdingen und Bulle von einem Unparteiischen aus Tafers geleitet wird, ist das für die hiesigen Spieler kein Problem. Ausländische Spieler haben mehr Mühe, dies zu akzeptieren, weil sie überzeugt sind, dass der Schiri angesichts der geografischen Nähe parteiisch ist. Sie fühlen sich entsprechend schneller ungerecht behandelt, was sich, bedingt durch ihre Impulsivität, oftmals in Frustaktionen manifestiert. Diese geschehen aber meist nur verbal. Die groben Beleidigungen und die tätlichen Angriffe gegen Schiedsrichter werden nur zu etwas mehr als der Hälfte von Spielern mit Migrationshintergrund begangen.

 

An einem Konflikt sind immer zwei Parteien beteiligt. Tragen die Schiedsrichter eine Mitschuld, wenn es zu Auseinandersetzungen kommt?

Natürlich machen auch wir Schiedsrichter Fehler und tragen dadurch eventuell eine gewisse Mitverantwortung. Das Problem ist aber, dass die Fehlertoleranz bei den Schiedsrichtern viel geringer ist als bei den Spielern. Wenn ein Spieler einen Fehlpass macht oder ins Abseits läuft, reagieren Mannschaftskollegen und Zuschauer verständnisvoll. Wenn der Unparteiische einen Fehler macht, ist der Aufschrei riesig. Dabei darf man eines nicht vergessen: So wie es bessere und schlechtere Fussballer gibt, gibt es auch begabte und weniger begabte Schiedsrichter. Wenn zwei 5.-Liga-Teams gegeneinander antreten, müssen sie akzeptieren, dass ein dem Niveau angepasster Schiedsrichter die Partie leitet – einer, der wie die Spieler Schwächen haben darf.

 

Wie kann man Gewaltexzesse auf Fussballplätzen künftig verhindern?

Da muss ganz zuoberst ein Umdenken stattfinden. Wenn ich sehe, wie ein Cristiano Ronaldo in der Champions League den Schiedsrichter behandeln darf, ohne ernsthaft dafür gebüsst zu werden, sträuben sich mir die Nackenhaare. Da müsste die Fifa härter und konsequenter durchgreifen. Die Zuschauer dürfen vor ihren Fernsehgeräten nicht mehr den Eindruck erhalten, dass es normal ist, Schiedsrichter zu beschimpfen, so wie es die Superstars tun. Sonst nehmen sie diesen Eindruck mit in die Regionalligen und verhalten sich dementsprechend.

 

Was kann der Freiburger Verband selber unternehmen, damit es auf und neben den Freiburger Fussballplätzen wieder gesitteter zu und her geht?

Auf die neue Saison hin setzen wir vermehrt auf Repression. Bei Vorfällen werden wir deutlich härtere Strafen verhängen. Zusätzlich lancieren wir das Projekt Fairplay-­Beobachter.

 

Worum geht es bei diesem Projekt?

Fairplay-Beobachter sind Leute, die die regionale Fussballszene sehr gut kennen, zum Beispiel ehemalige Vereinspräsidenten. Sie besuchen Spiele, angemeldet oder unangemeldet, und beobachten das Fairplay von Spielern, Trainern und Zuschauern. Auf der Grundlage der erstellten Rapporte kann der Verband Strafen aussprechen, unter Umständen in Zusammenarbeit mit den Vereinen sogar Stadionverbote gegen aggressive Zuschauer erteilen. Der Waadtländer und der Walliser Fussballverband arbeiten schon länger mit solchen Fairplay-Beobachtern zusammen und haben gute Erfahrungen gemacht.

 

Wo sehen Sie noch Handlungsbedarf?

Wir wollen mehr Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Die Leute sollen realisieren, dass tätliche Angriffe und massive Beleidigungen gegen Schiedsrichter kein Kavaliersdelikt sind und ernsthafte Konsequenzen haben können. Im Fall von Granges-Paccot läuft zurzeit eine polizeiliche Untersuchung. Und der Täter aus den Reihen des FC Wünnewil-Flamatt wird sich in einem zivilen Strafverfahren verantworten müssen.

«Nach dem Spiel warten sie auf dem Parkplatz und bedrohen den Schiedsrichter, wenn er nach Hause will.»

Referee im Spital

Firmenturnier artet aus

Dass Schiedsrichter mitunter nicht einmal an Plauschturnieren sicher sind, zeigte sich am vergangenen Freitag an einem Firmenturnier in Granges-Paccot. In einem Viertelfinalspiel gerieten zwei Spieler aneinander. Als der Referee schlichten wollte, schlug ihm ein weiterer auf dem Feld stehender Spieler derart hart gegen den Hals, dass er ohnmächtig wurde und ins Spital gebracht werden musste. Das Turnier wurde abgebrochen. Der Schiedsrichter hat keine bleibenden Schäden davon­getragen.

Gegen den Täter läuft eine polizeiliche Untersuchung; sollte er ein lizenzierter Spieler sein, droht im zudem eine lange Sperre vom Verband.

fm

 

Kopfstoss gegen Schiedsrichter

Wünnewil-Flamatt IIa ausgeschlossen

Die zweite Mannschaft des FC Wünnewil-Flamatt hat vergangenen Samstag für einen unrühmlichen Saisontiefpunkt gesorgt. Das Spiel der Aufstiegsrunde 5./4. Liga beim FC Château-d’Oex musste in der Halbzeit beim Stand von 6:1 für das Heimteam abgebrochen worden. Ein Gästespieler, der zuvor die Rote Karte kassiert hatte, verpasste dem Schiedsrichter einen Kopfstoss gegen die Schläfe. Daraufhin mussten Spieler des Heimteams einschreiten, damit die Situation nicht gänzlich eskalierte, wie Robert Raia, Präsident der Schiedsrichterkommission des Freiburger Fussballverbandes, erklärt. Anhänger des FC Wünnewil-Flamatt beschimpften derweil weiter den Schiedsrichter und den anwesenden Schiedsrichter-­Inspektor.

Zwischenfall mit Ansage

Der Zwischenfall kommt nicht aus heiterem Himmel. Bereits während der regulären Meisterschaft hatten zwei Spiele des FC Wünnewil-Flamatt IIa nicht zu Ende gespielt werden können. Unter anderem war es im Spiel gegen den FC Grolley zu einer Massenkeilerei gekommen. Beide Mannschaften waren damals mit einem Punkteabzug bestraft worden. Der Verband hatte deshalb bereits im Mai den FC Wünnewil-Flamatt davor gewarnt, dass der Mannschaft beim nächsten Vorfall der Ausschluss drohe.

Nun hat der Freiburger Fussballverband reagiert. Er hat die Mannschaft von Spielertrainer Abilj Iseni, die in den ersten zwei Spielen vier Punkte geholt hatte, von der Aufstiegsrunde ausgeschlossen. Der Präsident des FC Wünnewil-Flamatt, André Wälti, hat Verständnis für den Entscheid. Er verurteilt das Verhalten der fehlbaren Spieler aufs Schärfste. Der Club hat umgehend reagiert und zwei Spieler ausgeschlossen. Dem Aggressor droht zudem eine drastische Strafe vom Verband; er dürfte für mindestens zwei Jahre gesperrt werden. Zudem muss er sich vor Gericht ­verantworten.

Der Schiedsrichter hat keine bleibende Verletzung davongetragen und steht bereits wieder im Einsatz.

fm

 

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