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Das Liebesleben der Züge

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Papi, wo schlafen eigentlich nachts die Züge?», fragt mein Sohn, eingekuschelt in die Decke, und schnäuzt sich seine Schnuddernase. «Im Gleisbett», antworte ich, schnell wie ein TGV, denn ich weiss: Kinder sind wie Donald Trump, die simple Wahrheit erscheint ihnen oft unglaubwürdig; je alternativer die Fakten, desto besser. «Und wenn sie nicht einschlafen können, dann zählen sie Schwellen. Tschägeräng, tschägeräng, tschägeräng», fahre ich fort. «Jede Nacht liegen sie wach und zählen Schwellen und träumen von Anschlusszügen. Denn eins musst du wissen, alle Züge sind einsam. Ewige Singles, auch wenn sie Flirt heissen. Darum fürchten die Züge auch die Nacht. Tagsüber haben sie den Taktfahrplan, das vertreibt die düsteren Gedanken. Aber nachts sind da nur die Einsamkeit – und die Schwellen. Tschägerang, tschägeräng, tschägeräng. Darum heisst es übrigens auch Schwellenangst.»

«So sehr die Züge auch möchten, sie kommen einfach nicht zusammen, immer weichen sie einander aus. Und wenn doch, dann funkts nicht nur, dann krachts gleich und dann ist die Romantik auch mause. Darum haben Züge auch keinen Verkehr, nicht mal die Triebwagen kommen zum Zug. Voll der unbediente Bahnhof. Und Autostimulation kann so ein Zug ja auch vergessen.»

«Darum auch diese Geräusche, wenn sich die Zugstüren öffnen, dieses «Mmppfffiu» – das ist nicht etwa die Türhydraulik, das sind die frustrierten Seufzer der unerfüllten Lust und der ungestillten Sehnsucht nach Liebe. Nur manchmal, wenn sich so eine kraftstrotzende Diesellok an einen Zug heranmacht, um ihn zu rangieren, dann geht ein Ruck durch den Zug, ein erwartungsvolles Schaudern von der Lok bis zum hintersten Wagen, wenn zärtlich Puffer auf Puffer trifft. Willig lassen sie sich dann abschleppen, träumen von einem Leben als Doppelkomposition und landen doch immer nur auf dem Abstellgleis, wo sie einsam Schwellen zählen. Und einzig der Prellbock spendet etwas Trost.»

Ich habe mich in Fahrt geredet und merke erst jetzt, dass meine Geschichte entgleist ist und nicht mehr ganz jugendfrei. Aber der Sohnemann ist zum Glück schon längst eingeschlafen, mit seiner leicht verschnupften Nase, und sein Atem tönt wie das zufriedene Schnauben einer kleinen Dampflokomotive.

«Kinder sind wie Trump, die Wahrheit erscheint ihnen oft unglaubwürdig; je alternativer die Fakten, desto besser.»

 

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