Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Gretchen und die Kästchenszene

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Seit der Uraufführung von Goethes «Faust» im Jahr 1829 haben unzählige Schauspielerinnen in der Rolle des Gretchen jenes unheilvolle Schmuckkästchen gefunden, das Faust und Mephisto in ihr Zimmer schmuggelten, und unzählige Regisseure haben versucht, der Schlüssel­szene der Tragödie ihren Stempel aufzudrücken. Unzählige Interpretationen waren auf unzähligen Bühnen zu sehen – doch stets blieb es dem Publikum verwehrt, zu erfahren, wie es zu diesen Interpretationen kam. Dann kam der deutsche Dramatiker Lutz Hübner und schrieb das Stück «Gretchen 89ff», 1997 uraufgeführt und seither auf deutschen Bühnen immer wieder gespielt. Die Komödie ist eine Art «Making-of» der Kästchenszene, dargestellt in neun Szenen, in denen unterschiedlichste Typen von Schauspielerinnen und Regisseuren aufeinandertreffen und die schonungslos aufzeigen, was in Proberäumen alles abläuft und unter welchen Mühen eine scheinbar simple Thea­terszene geboren wird.

Von Diven und Tyrannen

Dieses Stück bringt nun der Freiburger Schauspieler und Regisseur Niklaus Talman mit seinem Talman Ensemble auf die Bühne – und zwar in einer zweisprachigen Version auf Deutsch und Französisch. Das Stück habe ihn sofort angesprochen, als er es zum ersten Mal gelesen habe, sagt Talman. «Es spielt in einer Welt, die ich selber in- und auswendig kenne. Jede Figur, die Lutz Hübner beschreibt, gibt es am Theater tatsächlich.» Natürlich bediene das Stück Klischees, von der zickigen Schauspielerinnen-Diva bis zum tyrannischen Regisseur. Aber vieles entspreche der Realität dessen, was er selber am Theater erlebt habe. «Das Stück zeigt, was am Theater alles abgeht, wie schwierig es sein kann, wie mühsam, wie lustig und wie schön.» Dabei gelinge es Hübner, daraus keine Abrechnung zu machen, sondern eine Hommage an das Theater.

Als Hommage versteht Niklaus Talman auch die Inszenierung, die er am Samstag in der Aula der Universität Miséricorde in Freiburg zeigt. Es ist eine der ersten Aufführungen von «Gretchen 89ff» in der Schweiz – und mit Sicherheit die erste auf Deutsch und Französisch. «Ich wollte etwas Neues aus dem Stück machen», erklärt der Regisseur. Auf die Idee einer zweisprachigen Version kam er, nachdem er in den letzten Jahren selbst an mehreren zweisprachigen Produktionen beteiligt war und dabei erlebte, welche zusätzliche Herausforderung die Sprachbarriere bei der Probenarbeit ist.

So wurde aus dem ursprünglichen Zwei-Personen- ein Vier-Personen-Stück, mit je zwei Schauspielern deutscher und französischer Muttersprache. Allerdings verzichtete Talman auf seine ursprüngliche Idee, im Stück eine Schauspielerin und einen Regisseur mit unterschiedlichen Sprachen auftreten zu lassen. «Das hätte sich nach wenigen Szenen totgelaufen», erklärt er. So entschied er sich dafür, die Szenen abwechselnd auf Deutsch und auf Französisch zu spielen und nur in einer Szene beide Sprachen einzusetzen. Dabei entspricht der deutsche Text weitgehend Hübners Original; die französische Übersetzung liess Talman mit Einwilligung des Verlags eigens anfertigen.

Ein kleines bisschen Rache

Natürlich verspreche er sich von der Idee auch, sowohl das deutsch- als auch das französischsprachige Theaterpublikum anzusprechen, so Niklaus Talman. Obwohl es keine Übertitel gebe, müsse man nicht unbedingt beide Sprachen sprechen, um der Handlung folgen zu können. «Es ist ja immer wieder die gleiche Szene in verschiedenen Varianten, das erklärt sich von selber.»

Und auch die Theatertypen, die sich da an der Kästchenszene versuchen, funktionieren unabhängig vom Sprachraum: Zum Beispiel der machtgierige Regisseur, der die Schauspielerin demontieren und zu seiner Marionette machen will. Solche Typen gebe es tatsächlich, sagt Talman, und vielleicht sei seine neue Produktion auch ein bisschen ein Rachefeldzug gegen sie. «Aber es soll nicht bösartig sein, sondern liebevoll und lustig», betont er. Eine Hommage eben an die Thea­terwelt, die Niklaus Talman gerade wegen ihres Wahnsinns so liebt.

Aula Magna, Universität Miséricorde, Freiburg. Sa., 22. April, 20 Uhr. Vorverkauf bei Freiburg Tourismus: Telefon 026 350 11 00. Abendkasse ab 19 Uhr.

Das Ensemble

Vier Personen proben in drei Sprachen

Das Talman Ensem­ble bringt «Gretchen 89ff» als Vier-Personen-Stück mit je zwei deutsch- und zwei französischsprachigen Schauspielern auf die Bühne, welche die Szenen im Wechsel spielen. Das deutschsprachige Duo besteht aus Niklaus Talman und Katharina Bohny, das französischsprachige aus Alain Guer­ry und Laetitia Delacombaz. Seit acht Wochen sind die vier am Proben: auf Deutsch, Französisch und Englisch, wie Niklaus Talman verrät. «Zum Glück verstehen wir uns menschlich gut, dann sind Sprachbarrieren kein Problem.»

cs

Meistgelesen

Mehr zum Thema