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Neue Nachbarn

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Lauter neue Nachbarn in unserm Haus. Unter uns lebt neuerdings die Angst; unangenehm, wie sie sich von hinten anschleicht, wenn ich in der Waschküche vor der Maschine knie, mich anstupst, dass ich mir vor Schreck den Kopf stosse, und dann sagt: «Ihre Türe ist nicht abgeschlossen, hab’s kontrolliert. Also ich an ihrer Stelle, man weiss ja nie, was alles für Gesindel durchs Haus schleicht heutzutage.» Der Hass aus dem Erdgeschoss ist auch nicht besser. Seine Tür ist immer einen Spalt breit offen, und er zischt einem seine Beleidigungen entgegen, kaum hat man das Haus betreten, und seinen fauligen Atem riecht man noch, wenn man schon die Treppe hoch ist.

Trotzdem lud ich die neuen Nachbarn zum Apéro ein. Erst mal kennenlernen, vielleicht sind die ja gar nicht so, hoffte ich. Und so sassen eines Abends die Angst und der Hass auf meinem Sofa. Die Toleranz von gegenüber hatte ich ebenfalls eingeladen, die kann es mit allen gut. Aber statt der Toleranz tauchte ihre hässliche Cousine auf, die Intoleranz. «Die Toleranz hat ein Burnout, jetzt wohne ich hier», sagte die Intoleranz und kickte meine Katze vom Sessel. «Ich kann Katzen nicht ausstehen.» «Und ich hasse Wasabinüsschen», sagte der Hass. «Und Menschen, die Wasabinüsschen aufstellen.» «Was machen Sie denn beruflich?», versuchte ich, dem Gespräch eine neue Richtung zu geben. «Ich bin in der Politik», sagte die Angst. «Asoziale Medien», sagte der Hass. «Geht dich einen feuchten Dreck an», meckerte die Intoleranz.

Danach überlegte ich mir auszuziehen. Stattdessen gründete ich eine WG. Jetzt schläft die Liebe auf meinem Sofa und der Verstand redet der Toleranz in der Küche Mut zu. Auch einen Schwarzen habe ich aufgenommen, den Humor. Und seither mischen wir unser Haus gründlich auf.

Die Liebe schiebt dem Hass Pralinen durch den Türschlitz, also After Eight, einzeln, mehr passt nicht durch, aber der Hass wird von Tag zu Tag leiser, und ich glaube fast, er putzt sich neuerdings die Zähne. Der Verstand hängt Zettel ins Treppenhaus: «Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.» Und darunter: «Die Verwaltung». Der Intoleranz, die etwas beschränkt ist, legt er eine vereinfachte Version in den Briefkasten: «Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.»

Und der Humor? Der starrt der Angst so lange ganz ernst in die Augen, bis sie lachen muss. Ausserdem hat er herausgefunden, dass sie furchtbar kitzlig ist, und zwar an Stellen, ich sag nur Uiuiui.

Das Ganze ist anstrengend, aber es funktioniert, und meine WG-Genossen haben Lust auf Couchsurfing. Wenn Sie also noch ein Plätzchen frei haben in Ihrem Heim, Hirn und Herz – ich kann die Truppe wärmstens empfehlen.

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