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«3000 Bauern, 3000 Meinungen»

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Alle vier Jahre erstattet die Kantonsregierung Bericht über den aktuellen Zustand der Freiburger Landwirtschaft. Staatsrätin Marie Garnier (Grüne) hatte diesen vor einem Monat vorgestellt (FN vom 15. November). Gestern war nun die Reihe am Grossen Rat, Stellung zum Bericht zu nehmen. Die Bauernvertreter waren dazu lückenlos anwesend, und fast jeder von ihnen ergriff die Gelegenheit, die Lage aus der Sicht der Bauern darzustellen. Mehr als 20 Grossräte hatten zum Geschäft eine Intervention verlangt.

Kritisch bewertete Gilles Schorderet (SVP, Zénauva) die 75-seitige Publikation: «Der Bericht hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Er enthält Statistiken, Zahlen und vieles mehr, was man bereits kennt. Aber er ist voller Gegensätze: Man verlangt von uns mehr Biodiversität und weniger Produktivität. Gleichzeitig sollen wir weniger abhängig von Subventionen werden.»

Fragen zum Einkommen

Schorderet sagte, er mache sich Sorgen um die Landwirtschaft. Bauern müssten Hunderttausende Franken investieren, aber die Subventionen gingen zurück. «Ich hätte die tatsächliche Situation der Bauern im Bericht finden wollen: Wie viele Bauern sind verschuldet? Wie hoch ist der Anteil des Partnereinkommens?»

Christian Ducotterd (CVP, Grolley) erwähnte, die Biodiversität und die Umwelt stellten einen gewichtigen Teil des Landwirtschaftsberichts dar, nicht aber die Produktivität. «Der Rückgang an Produktivität muss durch Importe aus dem Ausland kompensiert werden», sagte er.

Der Freiburger Bauernpräsident Fritz Glauser (FDP, Châtonnaye) vermisste im Bericht Visionen für die Zukunft: «Alle finden sich im Bericht, aber wir erkennen keine Perspektiven.» Er äusserte die Meinung, der Bericht schiebe vieles auf die Agrarpolitik 2014–17 des Bundes. Diese habe negative Auswirkungen auf die Freiburger Landwirtschaft, und die kantonale Direktion verteidige die Freiburger Interessen in Bern zu wenig. Er forderte, dass das bäuerliche Einkommen in Zukunft nicht nur pro Betrieb, sondern auch pro Arbeitseinheit angegeben werde: gemäss Glauser 3700 Franken pro Person und Monat.

Josef Fasel (CVP, Alterswil) sagte, die Revitalisierung von Fliessgewässern würde zu viel Agrarland beanspruchen, Ruedi Schläfli (SVP, Posieux) bemängelte die «bürokratische Vision» des Berichts, und Ueli Johner (SVP, Kerzers) fand die Gemüsebauern zu wenig berücksichtigt.

Doch eine Reihe von Grossräten fanden im Landwirtschaftsbericht viel Positives. Romain Castella (FDP, Albeuve) meinte, der Bericht sei eine gute Momentaufnahme. Er verwehrte sich gegen Kritik an der Landwirtschaftsdirektorin Marie Garnier: Der Bericht sei vom ganzen Staatsrat gutgeheissen worden. Gerne hätte er mehr über die soziale Situation der Bauernfamilien gelesen. «Wir dürfen den Bericht nicht verwechseln mit der Agrarpolitik 2014–17. Dafür können wir in Freiburg nichts.» Lob für den Bericht gab es von links. Nicolas Repond (SP, Bulle) meinte, der Bericht sei auch für Nicht-Fachleute verständlich. Er berücksichtige den Tier-, den Landschafts- und den Naturschutz. Olivier Flechtner (SP, Schmitten) war der Meinung, der Bericht zeige die Anstrengungen bei gewissen Entwicklungen, etwa im Bereich der Tiergesundheit. Pascal Andrey (CVP, Cerniat) sagte, 3000 Freiburger Bauern hätten 3000 Meinungen. Am meisten könne man ihnen helfen, indem man regionale, am besten freiburgische Produkte kaufe.

«Mehr Visionen als zuletzt»

Staatsrätin Marie Garnier beantwortete die verschiedenen Voten summarisch. Dass im neuen Bericht mehr über Ökologie und Biodiversität stehe, sei darauf zurückzuführen, dass 2009 dazu ein separater Bericht erschienen sei. Nun sei das Thema im Landwirtschaftsbericht integriert, und zwar weniger umfangreich als 2009. Sie lobte die Landwirte für ihren Einsatz im Sinne der Umwelt und der Biodiversität. Der Kanton stelle als Begleitmassnahme dafür gegen 50 Millionen Franken im Jahr zur Verfügung. Seit 15 Jahren sei der Anteil an einheimischer Versorgung stabil, sagte sie. Sie glaube nicht, dass die Produktivität leide, und die Revitalisierung von Gewässern nehme im Vergleich zur Urbanisierung nur wenig Agrarland in Anspruch. Marie Garnier bestreitet auch, dass ihre Direktion sich in Bern zu wenig bemerkbar mache.

Wo es zu sozialen und wirtschaftlichen Problemen bei Betrieben komme, stünden die Dienste ihrer Direktion und von Grangeneuve helfend zur Seite. Dem sozialen Aspekt der Landwirtschaft will Garnier in einem künftigen Bericht mehr Platz einräumen, genauso dem Gemüsebau. Zum Thema Verwaltungsaufwand werde ihre Direktion Foren mit allen Beteiligten machen. Und Zukunftsvisionen enthalte dieser Bericht schon mehr als der letzte. Doch sei dazu eine grössere Vernehmlassung nötig.

Bericht: Abhängigkeit vermindern

D ie Freiburger Landwirtschaft aus der Sicht des Kantons wird in vierjährigen Berichten dargestellt. Der aktuelle Bericht folgt rund elf Monate nach dem Inkrafttreten der Agrarpolitik 2014 – 17 des Bundes. So hält dieser Bericht auch mehrere Änderungen im Bereich der Direktzahlungen fest, für welche auch die Administration komplexer geworden ist. Die Zahlungen konzentrieren sich stärker auf Nachhaltigkeit, etwa für Leistungen im Bereich Kulturlandschaft und Biodiversität. Entsprechend fordert der Freiburger Bericht, die Wertschöpfung für die Produkte der Freiburger Landwirtschaft sei weiter zu steigern. Die Abhängigkeit von Direktzahlungen müsse vermindert werden. Der Bericht wirbt auch für Innovation in der Landwirtschaft. Er erwähnt insbesondere die Berufsbildung und die Zusammenarbeit mit Forschungsanstalten. uh

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