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«Am Ziel vorbeischiessen»

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Frühkindliche Bildung – im Kindergarten oder in der Kindertagesstätte – spielt für die Absicherung einer ausreichenden Qualifikation der nachwachsenden Generation eine wichtige Rolle. Dazu gehören auch Fragen zur Professionalisierung des pädagogischen Personals. Allerdings steht eine vertiefte Auseinandersetzungen mit entsprechenden Forschungserkenntnissen derzeit noch aus. Was unter Professionalisierung verstanden werden soll, ist weitgehend unklar. Nun hat Margrit Stamm, emeritierte Professorin für Erziehungswissenschaften an der Universität Freiburg und Direktorin des Forschungsinstituts Swiss Education in Bern, ein ausführliches Dossier zu diesem Thema erarbeitet, das sie dieser Tage verschiedenen Erziehungsdirektoren, Pädagogischen Hochschulen, weiteren Institutionen und Politikern zukommen liess.

Auch ein finanzielles Problem

Das Dossier ist laut Stamm im Rahmen der aktuellen Akademisierungsdiskussion zu verstehen. Im Gespräch ist beispielsweise auch ein Masterstudium für Kindergärtnerinnen und Kindergärtner. Stamm ist da zwar nicht grundsätzlich dagegen, aber kritisch, gerade auch vom Standpunkt der Forschung aus. Ein solches Masterstudium würde ihrer Ansicht nach zu einer noch stärkeren Theorielastigkeit führen und letztlich «am Ziel vorbeischiessen». Die ganze Diskussion um dieses Thema werde zu politisch und zu wenig wissenschaftsbasiert geführt, so Stamm. Man gehe davon aus, dass eine weitere Akademisierung zu mehr Männern in diesen Berufsfeldern führe – was aber ein Trugschluss sei. Qualität im Bereich der frühkindlichen Bildung sei keine Frage weitgehend theo­reti­scher akademischer Bildung. Vielmehr gehe es darum, zu definieren, was berufliche Handlungskompetenz sei. Diese sei in erster Linie daran zu ermessen, ob Kinder gute Entwicklungsergebnisse erzielen. «Es wird nie gefragt, welche Kompetenzen wirklich wichtig für dieses zentrale Ziel sind», so Stamm. Angestossen worden sei diese Forderung laut der Erziehungswissenschaftlerin von unterschiedlichen Seiten. Der Bund selbst äussere sich sehr zurückhaltend zu diesem Thema, zumal es auch in erster Linie in die Kompetenz der Kantone falle.

Die ganze Akademisierungsdebatte laufe laut Stamm auf das uralte Modell des sogenannten «Nürnberger Trichters» heraus: «Wenn man oben Wissen einfüllt, kommt unten Können heraus»; dies sei aber in dieser Linearität nicht richtig, erst recht nicht im Bereich der frühkindlichen Bildung. «Wir wissen, dass viele Menschen sehr klug reden können, aber in der didaktischen Praxis eine Katastrophe sind», sagt die Erziehungswissenschaftlerin pointiert. Am wichtigsten ist für Stamm im Gegensatz dazu die Frage, ob die Kinder bei einer Aufsichtsperson wirklich Entwicklungsfortschritte machen könnten. Gleich danach komme die Beziehung zu den Kindern und die innere Haltung. Die Forschung wisse heutzutage, dass die Bindung für das Kind ein zentraler Faktor ist, und da sei sehr viel Empathie nötig. Solche Grundhaltungen seien viel wichtiger als theoretisches Fachwissen, auch wenn sie bei einer Einstellung schwierig zu messen seien. Statt eines Masterstu­diums empfiehlt die Erziehungswissenschaftlerin daher praxisbezogene, berufsbegleitende Weiterbildungen. Stamm glaubt zwar nicht, dass eine Akademisierung des Frühbereichs in nächster Zukunft tatsächlich eingeführt werde. Das Anliegen habe aber sowohl Befürworter als auch Kritiker. Letztlich hänge dies auch mit der oft vorherrschenden Finanzknappheit zusammen. «Es betrifft die Frage, ob man sich ein solches neues Modell überhaupt leisten kann«, bemerkt Stamm dazu. Das heis­se, dass entweder die Subven­tionen steigen müssten oder die Eltern für die Kindertagesstätten noch mehr bezahlen müssten als heute. Sehr problematisch wäre ein solcher Paradigmenwechsel laut Stamm nicht zuletzt für die betroffenen Kindergärtner und Kita-Mitarbeiter. Man müsste sie an eine Hochschule oder in Weiterbildungen schicken, auf eigene Kosten oder auf Kosten des Steuerzahlers. Dies wäre ein Affront gegenüber vielen, die als Profis schon jahrelang in ihrem Beruf tätig seien.

«Nicht notwendig»

Der Vorsteher des kantonalen Amts für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht, Andreas Maag, hält eine Verlängerung des Ausbildungsgangs Primarschulstufe (siehe Kasten) – etwa zu einem Masterstudium – auf Anfrage hin für «nicht notwendig». Auch er findet die Forderung nach einer zunehmenden Akademisierung der Primarlehrerausbildung «fragwürdig». Ausserdem hätte eine solche Verlängerung auch finanzielle Konsequenzen, da die Ausbildung länger dauern würde als heute. Das gegenwärtige Ausbildungskonzept habe sich mit seiner Mischung aus Theorie und Praktika absolut bewährt und bereite junge Lehrerinnen und Lehrer ausreichend auf den Berufseinstieg vor.

PH Freiburg

Sechs Semester für einen Bachelortitel

Die Absolventen des Ausbildungsgangs Primarschulstufe der Pädagogischen Hochschule (PH) Freiburg erhalten derzeit ein Lehrdiplom, welches zum Unterricht auf der gesamten Primarschulstufe befähigt – also auch für den ehemaligen Kindergarten, die neuen Klassen 1H und 2H. Der Bachelorstudiengang dauert in der Regel sechs Semester.

In der Kinderbetreuung gibt es drei Ausbildungsstufen: die Sekundarstufe II (EFZ Fachfrau Betreuung), die Tertiär­stufe B Höhere Fachschule (Diplom HF Kindererzieherin) und die Tertiärstufe A Fachhochschule (Diplom FH Sozialpädagogin). Der Freiburger Krippenverband sieht das Diplom HF der Kinderzieherin als Referenzausbildung an, um in einer Krippe oder Kita zu arbeiten.

jcg

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