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Die Suche nach dem Gegenstück

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Alte Handschriften existieren heute in verschiedenen Formen: Viele sind noch mehr oder weniger ganz, und die Wissenschaft kann sie problemlos auswerten. In anderen Fällen jedoch wurden sie zerstückelt. Denn Handschriften wurden früher nicht einfach entsorgt, sondern als «Altpapier» beispielsweise in Schuhen, für Bucheinbände oder als Isolations- und Verpackungsmaterial weiterverwendet. Auf diese Weise sind viele Handschriften erhalten geblieben, allerdings bruchstückhaft und über die ganze Welt verstreut.

Aus diesen unzähligen Teilen wieder ein Ganzes zu machen, damit Forscherkollegen sich der inhaltlichen Analyse der Handschriften widmen können, ist die Aufgabe des Freiburger Mittelalter-Professors Christoph Flüeler und seines internationalen Teams. Dieses hat in den letzten drei Jahren die Online-Plattform «Fragmentarium» weiterentwickelt und perfektioniert, schreibt die Universität Freiburg. Die Ergebnisse stellte Flüeler gestern im Rahmen eines Kongresses von Forschenden in der Stiftsbibliothek St. Gallen vor. Am Freitag wird die Plattform dort feierlich lanciert.

Freiburger Vorläuferin

Erste Resultate konnten die Forscher schon verzeichnen: Aus Fragmenten in Genf, St. Petersburg und Paris wurden Teile eines Buches aus dem siebten Jahrhundert mit Predigten und Briefen des heiligen Augustinus wiederhergestellt. «Es ist eine Art Puzzle, und unser Programm soll aus unzähligen Stücken die passenden aussuchen und sie richtig zusammensetzen», umschreibt Flüeler auf Anfrage die Funktion von «Fragmentarium». Der Input sei eine riesige Zahl an Fragmenten, und es brauche eine immense Rechnerkapazität, um ans Ziel zu gelangen. Auch weit voneinander entfernt gefundene Fragmente könnten so wieder zusammenfinden, sagt Flüeler. Die digitale Forschungsplattform hat es in sich: «Ich kann mir für das System auch Anwendungszwecke vorstellen, die über das Wissenschaftliche hinausgehen», sagt Flüeler. Er denke an die Rekonstruktion von Unterlagen der DDR-Staatssicherheit, die in den letzten Tagen des Regimes in Millionen von Teile zerschnitten wurden, damit sie nicht mehr lesbar waren. Doch das sei noch Zukunftsmusik. Klar sei: Je vielfältiger die Dokumente seien, desto effektiver sei die Plattform.

Schon das Vorläuferprojekt von «Fragmentarium», die digitale Bibliothek «E-codices – Virtuelle Handschriftenbibliothek der Schweiz» entstand unter Flüelers Leitung (die FN berichteten). «Wir konnten uns dabei Kompetenzen aneignen, die wir auch bei ‹Fragmentarium› einsetzen», so Flüeler. Das neue Projekt bringt zwölf verschiedene Forschergruppen aus der ganzen Welt zusammen, die digital vernetzt sind und sich ständig austauschen. Sie teilen sich laut Mitteilung jene Fälle auf, die sie für die vielversprechendsten halten.

«Erwarten sensationelle Funde»

Bis zum 17. Jahrhundert war die Praxis, mittelalterliche und andere Handschriften wiederzuverwerten, weit verbreitet. Die so wieder zum Leben erweckten Handschriften können Historikerinnen und Literaturwissenschaftler nun erforschen. «Ich kann mir gut vorstellen, dass wir in den nächsten Jahren einige sensationelle Funde machen werden», führt Flüeler weiter aus. «Wichtiger ist es jedoch, unser fragmentarisches Wissen über das Mittelalter durch die grosse Menge unerforschter Fragmente zu vergrössern.»

www.fragmentarium.unifr.ch

Zahlen und Fakten

Auf der Suche nach der richtigen Lösung

«Fragmentarium» funktioniert als interaktive Online-Plattform. Kopien von Fragmenten können von überall auf der Welt in hoher Auflösung auf eine zentrale Plattform geladen werden. Sie werden online katalogisiert, wissenschaftlich beschrieben, wenn möglich transkribiert und dann rekonstruiert. Am Projekt, dessen Zentrale in Freiburg ist, beteiligen sich unter anderem die Französische Nationalbibliothek, die Vatikanische Bibliothek, die Bibliothek Oxford und die US-Universitäten Harvard, Stanford und Yale.

fca

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