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Ecole statt Schule

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«Die Zweisprachigkeit, ein wesentlicher Grundbaustein unseres Kantons», schreibt der Staatsrat in seiner Antwort auf eine Anfrage von Grossrat Philippe Savoy (SP, Corpataux). Hintergrund dieses parlamentarischen Vorstosses ist der vorgesehene Beitritt der mehrheitlich französischsprachigen Gemeinde Cressier zum Primarschulkreis Murten. Im Januar hatte der Gemeinderat die entsprechende Schulkonvention mit Murten unterzeichnet. Dies gibt den Eltern die Wahlfreiheit, ihre Kinder auf Deutsch oder Französisch einzuschulen statt wie bisher nur auf Französisch.

Oberamt antwortete noch nicht

Verschiedene Bürger sorgten sich deshalb um das sprachliche Gleichgewicht und legten im Februar gegen den entsprechenden Entscheid des Gemeinderats Rekurs beim Oberamt ein. Denn die Direktion für Erziehung, Kultur und Sport hatte im Juni letzten Jahres entschieden, Cressier keine Ausnahmeregelung wie für Jaun zu gewähren. Gemäss Sébastien Berset, Bürger von Cressier und einer der massgeblichen Köpfe hinter dem Rekurs, liegt zurzeit noch keine Antwort des Oberamtmanns Daniel Lehmann vor.

Grossrat Philippe Savoy wollte nun vom Staatsrat wissen, wie der Staatsrat diesen Entscheid begründet, ob der Staat damit die verfassungsrechtliche Verpflichtung zur Zweisprachigkeit und zur Achtung des Territorialitätsprinzips verletzt. Und ob die Integration der Dorfkinder durch die Möglichkeit eines Unterrichts in beiden Sprachen infrage gestellt wird. Darüber hinaus fragt Savoy aber auch grundsätzlich, welche Überlegungen und gesetzgeberischen Arbeiten in der laufenden Legislaturperiode im Bezug auf die Zweisprachigkeit geplant sind.

«Die Integration französisch- und deutschsprachiger Kinder in der Schule von Cressier wird durch den neugebildeten Schulkreis mit Murten nicht infrage gestellt», hält der Staatsrat in seiner Antwort fest. Nach dem künftigen schulischen Zusammenschluss mit Murten, der sich aus der ungenügenden Klassenzahl in Cressier – mit weniger als acht Klassen – ergebe, könnten die deutschsprachigen Eltern von Cressier ab dem Schuljahresbeginn 2017/2018 ihre Kinder in Murten in die deutschsprachige Schule schicken, ohne dafür beim Schulinspektorat ein Gesuch einzureichen. Dies wäre zudem für sie unentgeltlich. Sie müssten also kein Schulgeld und auch keine Kosten für den Schülertransport bezahlen. Für den Beginn des kommenden Schuljahrs hätten sich jedoch keine Eltern für diese Möglichkeit entschieden. Die Situation in Cressier lässt sich laut dem Staatsrat auch nicht mit derjenigen in Jaun vergleichen. Denn während Jauner Kinder 54 Kilometer zurücklegen müssten, um in die nächstgelegene deutschsprachige Schule in Freiburg zu gelangen, sei Cressier nur wenige Minuten vom zweisprachigen Murten entfernt.

Handlungsbedarf abklären

Gemäss Statistik ist in Cressier seit langem eine grosse deutschsprachige Minderheit ansässig, so der Staatsrat weiter. Deren Anteil liege seit über 100 Jahren bei über 15 Prozent, seit den 1960-er Jahren bei mindestens einem Viertel. Es sei jedoch nicht diese Tatsache, die die Gemeinde zur Bildung eines zweisprachigen Schulkreises nötige, sondern die Schulgesetzgebung, die für einen Schulkreis mindestens acht Klassen vorsehe, sowie die geografische Lage der Gemeinde, die sich zudem selbst für den Zusammenschluss mit Murten entschieden habe. Der Staatsrat ist der Meinung, dass sich zweisprachige Schulkreise besonders gut für die Entwicklung des zweisprachigen Unterrichts eignen würden. Somit sei der Verfassungsmässigkeit Rechnung getragen. Die Kantonsregierung verstehe die Befürchtungen der französischsprachigen Einwohner Cressiers, dass das sprachliche Mehrheitsverhältnis im Dorf kippen könnte. Die Verfassung könne mit dem Territorialitätsprinzip Bevölkerungsbewegungen allerdings nicht verhindern.

Im Weiteren wolle der Staatsrat auch in dieser Legislaturperiode den gesetzgeberischen Handlungsbedarf in Sachen Zweisprachigkeit weiter abklären. Dabei solle insbesondere geprüft werden, ob eine allgemeine Sprachengesetzgebung erarbeitet werden soll oder ob Gesetzesänderungen in Teilbereichen zweckmässiger wären.

«Verkrampfte Situation»

In Cressier haben die Sprachgruppen laut Grossrat Philippe Savoy bis anhin eigentlich sehr friedlich zusammengelebt, einzig mit der Schulfrage sei eine «verkrampfte Situation» entstanden. Mit der Antwort des Staatsrats zeigte sich Savoy «im Allgemeinen zufrieden», auch wenn sie angesichts des heiklen Themas recht allgemein geblieben sei. Er selbst wolle nun allerdings vorerst keine weiteren Schritte unternehmen, sondern insbesondere die Situation in den Kantonen Bern und Wallis studieren. Dort scheine man bezüglich Zweisprachigkeit etwas weiter als in Freiburg zu sein.

Madeleine Hayoz kennt die Situation in Cressier sehr gut. Die CVP-Politikerin ist nicht nur Gemeinderätin und Schuldirektorin im Dorf, sondern auch Grossrätin sowie Vizepräsidentin des Schulvorstandes der Orientierungsschule Region Murten. «Ich bin absolut einverstanden mit der Antwort des Staatsrats», sagte sie gestern auf Anfrage. «Wir leben hier direkt an der Sprachgrenze, in einer Zone der Durchlässigkeit, und es ist Zeit, die Zweisprachigkeit als Reichtum und nicht als Problematik zu verstehen.» Denn wer zweisprachig aufwachse, verstehe auch zwei Kulturen, was für Ausbildung und berufliche Laufbahn ein grosses Plus sei. Die sechs Gemeinden des Schulkreises Murten hätten in diesem Geiste auch ihr neues, zweisprachiges Schulreglement ausgearbeitet.

Sonderfall Jaun

Die Jauner Jugend ist «bei Firmen sehr beliebt»

Laut dem Jauner Ammann Jean-Claude Schuwey sind 95 Prozent der 665 Einwohner des Dorfs des Französischen mächtig. Der Schule in Jaun wurde aber eine Abweichung vom Schulgesetz gewährt. Der Unterricht wird weiterhin ausschliesslich auf Deutsch erteilt, auch an der Orientierungsschule. Dies soll auch in Zukunft so bleiben, so der Ammann. «Jugendliche aus Jaun sind bei den Firmen des Kantons immer sehr gefragt gewesen», sagte Schuwey gegenüber den FN. «Dies, weil sie zweisprachig und mit beiden Sprachkulturen vertraut sind.» Hinsichtlich der Sprachenfrage seien sie wenig dogmatisch: Sie könnten in Bulle arbeiten und abends beispielsweise auch im Kanton Bern in den Ausgang gehen.

jcg

 

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