Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Ein geteilter Kanton

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Didier Castella galt als der grosse Favorit – und der frühere Parteipräsident der Freiburgischen FDP hat tatsächlich am meisten Stimmen geholt. Bei der gestrigen Ersatzwahl für den Staatsrat kam der Physiker auf einen Stimmenanteil von 26,46 Prozent. Der Greyerzer räumte in seinem Heimatbezirk ab: Dort holte er 41,1 Prozent der Wählerstimmen. Auch bei den Auslandschweizern sowie im Glane- und im Vivisbachbezirk lag er an erster Stelle.

Mehr als nur FDP-Stimmen

Mit einem Stimmenanteil von 26,46 Prozent liegt Castellas Ausbeute weit über dem Wählerpotenzial der FDP; diese kam bei den Nationalratswahlen von 2015 auf einen Wähleranteil von 14,2 Prozent, bei den Grossratswahlen von 2016 auf 19 Prozent. Die CVP – die niemanden ins Rennen geschickt hatte – unterstützte die Kandidatur Castellas; doch ist nur knapp die Hälfte des CVP-Potenzials von rund 23 bis 25 Prozent Wähleranteil zum FDP-Politiker geflossen.

Didier Castella: “Mein Wahlkampf beginnt um 6 Uhr früh.”

SVP-Kantonalpräsident Ruedi Schläfli kam auf einen Stimmenanteil von 19,29 Prozent und damit auf Rang vier. Das entspricht der SVP-Basis im Kanton Freiburg: Bei den Grossratswahlen 2016 kam die Partei auf 19 Prozent, bei den Nationalratswahlen 2015 auf 25,9 Prozent. Schläfli holte in den deutschsprachigen Bezirken See und Sense am meisten Stimmen: Dort stiess der zweisprachige Landwirt und frühere Kranzschwinger auf Zuspruch.

Bürgerlicher Seebezirk

Der Seebezirk zeigte sich gestern von seiner bürgerlichen Seite: Nach Schläfli kam gleich Castella; die linken Politikerinnen Valérie Piller Carrard (SP) und Sylvie Bonvin-Sansonnens (Grüne) folgten auf den Rängen drei und vier. Allerdings lagen die Kandidatinnen und Kandidaten nicht weit auseinander: Schläfli holte 2703 Stimmen, Castella deren 2396, Piller 2316 und Bonvin-Sansonnens 1611. Der Sensebezirk gab Schläfli 3897 Stimmen. Piller schaffte es mit 3112 Stimmen auf den zweiten Platz, vor Cas­tella (2832 Stimmen) und Bonvin-Sansonnens (2244).

CVP stimmte auch für Linke

Wenn Schläfli nur sein eigenes Parteipotenzial abrief und Castella nur einen Teil der CVP-Stimmen erhielt, heisst das auch, dass ein Teil der CVP-Stimmen ins linke Lager geflossen ist. Die Sozialdemokratin Valérie Piller Carrard hat sich nebst Castella für den zweiten Wahlgang qualifiziert. Die Nationalrätin kam auf einen Wähleranteil von 23,82 Prozent. Das entspricht in etwa dem SP-Potenzial: Bei den letzten Grossratswahlen kam die Partei auf einen Wähleranteil von 25,5 Prozent, bei den Nationalratswahlen auf 24,2 Prozent.

Piller holte im Broyebezirk, ihrem Heimatbezirk, mit 2622 am meisten Stimmen aller Kandidatinnen und Kandidaten. Bonvin-Sansonnens – auch sie stammt aus dem Broyebezirk – war ihr mit 2558 Stimmen allerdings dicht auf den Fersen, gefolgt von Castella (1775 Stimmen) und Schläfli (1483).

Sylvie Bonvin-Sansonnens schaffte es kantonsweit mit einem Stimmenanteil von 22,15 Prozent auf den dritten Platz – ihr reicht es nicht für den zweiten Wahlgang. Sie holte aber deutlich mehr Stimmen, als es dem Wählerpotenzial der Grünen entspricht.

Grüne verloren ihren Sitz

Dabei mag bei einigen Wählerinnen und Wählern ausschlaggebend gewesen sein, dass es bei der Ersatzwahl um den frei werdenden Sitz der grünen Staatsrätin Marie Garnier ging – und sie den Sitz der gleichen Partei zusprechen wollten. CSP-Mitglieder werden für Bonvin-Sansonnens gestimmt haben, weil sie eine breite linke Vertretung im Staatsrat wollen und nicht drei Sitze alleine der SP zusprechen möchten. Ähnlich dachte wohl auch jener Teil der CVP-Mitglieder, die ihre Stimme der Linken gab: Auch sie wollten der SP keinen dritten Sitz zugestehen – so dass die Stimmen zu Bonvin-Sansonnens flossen.

Es ist aber auch davon auszugehen, dass einige SP-Stimmen zur grünen Kandidatin gingen. So holte Bonvin-Sansonnens im Saanebezirk – einer SP-Hochburg – mit 8029 am meisten Stimmen und lag vor Piller, die auf 7351 Stimmen kam. Castella folgte auf Platz drei (7055 Stimmen). Schläfli konnte in seinem Heimatbezirk – er wohnt in Posieux – nicht punkten und landete auch hier auf den vierten Rang (4116).

Im Saanebezirk hält die SP den grössten Wähleranteil aller Parteien, trotzdem gingen mehr Stimmen an die Grüne Bonvin-Sansonnens als an die Sozialdemokratin Piller. In der Stadt Freiburg, in deren Generalrat die SP 37,5 Prozent der Sitze belegt – und die Grünen zehn Prozent – gaben 31,34 Prozent der Wählenden der Grünen ihre Stimme und nur 26,97 Prozent der Sozialdemokratin. Castella landete mit einem Stimmenanteil von 20,2 Prozent auf Platz drei, Schläfli kam mit 10,6 Prozent auf Platz vier.

Geteilte SP

Der Erfolg von Bonvin-Sansonnens im Saanebezirk und gerade in der Stadt Freiburg zeigt, dass die SP gespalten ist. Zahlreiche Mitglieder nehmen es ihrer Parteileitung übel, dass sie eine eigene SP-Kandidatur lanciert hat und sich nicht mit den Grünen auf eine einzige linke Kandidatur geeinigt hat, um die Kräfte zu bündeln. Sie fürchten auch, dass dieser Alleingang das Ende der linken Allianz bedeutet – die gerade in der Stadt Freiburg wichtig ist, um eine linke Mehrheit im Gemeinderat zu halten.

Valérie Piller-Carrard: “Nun die Linke vereinen.”

Bei den Aussenseitern schnitt die Unabhängige Maya Dougoud am besten ab. Die Juristin aus Villars-sur-Glâne kam auf einen Wähleranteil von 4,56 Prozent.

Inexistente BDP

Einmal mehr zeigte sich, dass die Bürgerlich-demokratische Partei (BDP) im Kanton Freiburg quasi inexistent ist. Ihr Kandidat, der Hausmann und Schamane Philippe Nahum aus Murist bei Estavayer-le-Lac, holte nur gerade 1278 Stimmen; das entspricht einem Wähleranteil von 1,43 Prozent. Er liegt damit noch hinter dem Stadtfreiburger Claudio Rugo. Dessen Künstlerpartei wurde vor zwei Jahren gegründet und umfasst knapp ein Dutzend Mitglieder. Für den Jazzgitarristen stimmten 2,28 Prozent der Wählerschaft.

Fakten

Der zweite Wahlgang

Im ersten Wahlgang der Ergänzungswahl in den Staatsrat hätte eine Kandidatin oder ein Kandidat das absolute Mehr erreichen müssen, um zu gewinnen. Dies hat niemand geschafft, so dass am 25. März der zweite Wahlgang stattfindet. In diese Runde kommen zwei Kandidaten pro Sitz, der zu vergeben ist – in diesem Fall ist ein Sitz frei, also kommen zwei Personen in den zweiten Wahlgang. Deren Parteien haben die Möglichkeit, bis am 7. März ihre Kandidaten zurückzuziehen und bis am 9. März eine Ersatzkandidatur zu melden.

njb

 

 

Meistgelesen

Mehr zum Thema