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Ex-Bieneninspektoren packen aus

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«Freundliche Kontrolle, nichts auszusetzen», «Schnell, kompetent, o.k.», «i.O.». Das sind drei Bemerkungen von Bienenhaltern, deren Bienenstände 2017 von Thomas Pfister und Urban Ruf­fieux zusammen mit einem Kollegen im Auftrag des Kantons inspiziert worden waren. Die Kontrollen waren im April, Mai und Anfang Juni erfolgt. Am 20. Juni unterzeichnen die gleichen Personen einen offenen Brief an Staatsrätin Marie Garnier, worin steht: «Das Auftreten der Inspektoren gegenüber vielen Imkern spottet jedem partnerschaftlichen Verhältnis. Wir werden eingeschüchtert, vorverurteilt.» Der Brief schliesst mit der Bemerkung: «Wir Sensler Imkerinnen und Imker erwarten von Ihnen, dass Sie Ihre Verantwortung wahrnehmen und sich um die offensichtlichen Missstände kümmern.»

«Wir haben Verständnis, dass der Erhalt dieses Schreibens für Sie nicht angenehm ist, wie auch das Verfassen dieses Briefes für den Absender nicht einfach war.»

Grégoire Seitert

Amtsvorsteher

 

Das Vertrauensverhältnis ist zerstört.

Die Kehrtwende

Fünf Monate und eine Mediation später, am 15. November 2017, kündigt der Vorsteher des kantonalen Amtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, Grégoire Seitert, den Inspektoren an, dass sie entlassen werden, sollten sie nicht von sich aus gehen. Grund: «Wiederholte und schwerwiegende Fehler und Unterlassungen», wie «unangemessener Ton, persönliche Angriffe und Verhalten gegen jegliche staatliche Neutralität», sowie «fehlende Sozialkompetenz» bei seuchenpolizeilichen Kontrollen. Erwähnt werden auch Probeerhebungen mit falschen Bienenstandnummern, falsch ausgefüllte Kontrollberichte, Kontrollberichte ohne Unterschrift der Imker – «Bagatellen», sagen dazu die Inspektoren.

«Wir wissen auch nicht, wie es dazu kam, dass Seitert plötzlich gegen uns ist. Der Kanton wollte offenbar einfach Ruhe.»

Urban Ruffieux und Thomas Pfister

Ehemalige Bieneninspektoren

Was war geschehen? Amtsvorsteher Grégoire Seitert bereitete die Entlassungsankündigung offensichtlich Bauchweh, wie das Ende seines Schreibens verrät: «Wir haben Verständnis dafür, dass der Erhalt dieses Schreibens für Sie nicht angenehm ist, wie auch das Verfassen dieses Briefes für den Absender nicht einfach war.» Nachvollziehbar: Denn Seitert hatte nicht nur einen der Inspektoren persönlich angefragt, Bieneninspektor zu werden. Er stand auch klar hinter seinen Leuten, nachdem diese anlässlich der Jahresversammlung des Imkervereins den Vorstand aufforderten, klar Position gegen den Einsatz der verbotenen und krebserregenden Substanz Amitraz zu beziehen – was der Verein gemäss den Inspektoren bis heute nicht gemacht habe – und illegale Königinnenimporte zu verurteilen (die FN berichteten). Und als Imker die amtlichen Bieneninspektoren daran hindern wollten, mit Sauerbrut infizierte Bienen abzutöten – dies an der Sonderausstellung zum 150-Jahr-Jubiläum des Imkervereins im Museum Tafers – reichte das Amt gegen die renitenten Imker Strafanzeige ein.

Hier geht’s zum Aritkel: Imkerknatsch hat Konsequenzen.

Bloss Ruhe

«Wir wissen auch nicht, wie es dazu kam, dass Seitert plötzlich gegen uns ist», sagen Ruffieux und Pfister im Gespräch mit den FN, an welchem drei weitere Imker teilnahmen. «Der Kanton wollte offenbar einfach Ruhe.» Dabei gehe es um viel mehr, nämlich um die Gesundheit der Bienen und der Menschen, betonen die geschassten Inspektoren. Ruffieux und Pfister befürchten, dass mit ihrem Rausschmiss die Imker wieder tun und lassen können, was sie wollen. Wie vor 2010, als die Gesundheits- und Lebensmittelvorschriften des Bundes in Sachen Bienen noch nicht so streng waren.

Wie damals, als der ehemalige Düdinger Bieneninspektor Jürg Mosimann, der laut Ruffieux und Pfister 2016 vom Kanton gezwungen worden war zu kündigen, weil er Amitraz wiederholt propagierte und verkaufte. «In den 28 Jahren seiner Tätigkeit hatten die Sensler Imker vom Kontrolleur nichts zu befürchten.»

Der Skandal dahinter?

Der veritable Skandal liegt laut Ruffieux und Pfister aber darin, dass just dieser Jürg Mosimann heute mit der aktuellen Präsidentin des Imkervereins, Franziska Ruprecht, gemeinsame Sache mache: Sie führten gemeinsam das Fachgeschäft für Imkereiprodukte Api-Forum in Düdingen. Ruprecht habe Mosimann zudem bei der Königinnenzucht geholfen, weil dieser aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage gewesen sei, seine Bienen zu kontrollieren. Dafür habe sie Königinnen von seinem Stand zu sich genommen. Schliesslich bildeten die beiden auch eine Zuchtgruppe, bei der Königinneneier ausgetauscht werden.

«Mit Königinnen kann man schon so einiges verdienen», erklärt Pfister. Darum wolle Ruprecht es auch nicht zulassen, dass ihre Kundschaft mit aus ihrer Sicht unnötigen Kontrollen schikaniert würde. «Noch verheerender ist es, wenn auf dem Stand eines Züchters Sauerbrut entdeckt wird.» Aber genau das sei geschehen. «Zehn Tage, nachdem Ruprecht uns in den FN soziale und fachliche Inkompetenz vorgeworfen hat, mussten auf ihrem Stand in Laupen 40 Völker mit ihren Königinnen abgetötet werden wegen Sauerbrut.»

Sauerbrut bei Senseler Bienenvölkern.

Der Kanton Bern ist gemäss Ruffieux auf Ersuchen der Inspektoren tätig geworden, weil sie 2017 festgestellt hätten, dass mehrere Sauerbrutfälle im Bezirk auf den Verkauf von kranken Königinnen und Völkern aus dem Stand Mosimann zurückzuführen waren. «Wenn Ruprecht nicht gesehen hat, dass die Bienen an Sauerbrut erkrankt sind, dann zweifle ich ihre Kompetenz als Ausbildnerin und Beraterin an. Wenn sie es gesehen und nicht gemeldet hat, hat sie sich strafbar gemacht.»

Die Motive des Kantons?

Fragt sich, welches Interes­se der Kanton haben sollte, sich auf die Seite Ruprechts zu schlagen. «Wir können nur mutmassen. Der Staatsrätin Marie Garnier scheint es wichtiger zu sein, einen Verein und seine potenzielle Wählerschaft nicht vor den Kopf zu stossen.» Und so sei es einfacher, drei Inspektoren zu entlassen, die ans Amtsgeheimnis gebunden seien und deswegen nichts sagen dürfen.

Ist dem so, ist der Plan des Kantons nicht aufgegangen. Denn die Inspektoren haben ihr Schweigen gebrochen.

 

Kommentar

Regula Saner

Ein merkwürdiger Tanz um die Bienen im Sensebezirk

Was stimmt, was nicht? Wer hat was getan? Wer ist gut, und wer ist böse? Wie immer bei solchen Geschichten ist es für den Aussenstehenden schwierig, den Durchblick zu haben und Stellung zu beziehen. Und so ist man geneigt, den Bienenstreit als nervige Angelegenheit in der Familie der Imker abzutun.

Genau das hat das kantonalen Amtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen mit seiner Art, das Problem zu lösen, getan. Vorsteher Gré­goire Seitert hat für Ruhe gesorgt, indem er die drei Bienen-Inspektoren fallen liess, die an das Amtsgeheimnis gebunden sind und darum nichts mehr sagen dürfen. Der Verein hat obsiegt. Vermeintlich – denn die Inspektoren hatten den Mut, ihr Schweigen zu brechen. Dies, weil sie ihren guten Ruf wiederherstellen wollten und weil ihnen etwas an der Bienengesundheit und der Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten liegt. Das verdient Respekt.

Denn der Kanton hat mit der Wahl des für ihn kleineren Übels das gegenteilige Signal gesetzt. Anstatt sich hinzustellen und den Imkern klar zu machen, dass neue Regeln gelten und dass der liebe Polizist nur so lange existiert, wie wir uns an die Gesetze halten, opferte der Amtsvorsteher am Ende doch noch seine Inspektoren.

Die 180-Grad-Kehrtwende lässt sich nur damit erklären, dass Grégoire Seitert mächtig unter Druck stand. Wegen ein paar Hobbyimker konnte er seinen Job nicht riskieren. Denn auf Rückendeckung von seiner Noch-Chefin, Staatsrätin Marie Garnier (Grüne), schien er nicht zählen zu können. Diese liess ihn den Schlamassel lieber selber ausbaden. Für eine Stellungnahme gegenüber den FN schickte sie gar ihren Generalsekretär vor. Das zeugt nicht von Führungsqualität. Und es führt dazu, dass nun spekuliert wird – darüber, wer der Gute ist und wer der Böse.

Reaktion

Staatsrätin Marie Garnier sagt nichts

Die FN wollten eine Stellungnahme der zuständigen Staatsrätin Marie Garnier (Grüne) zu den Vorwürfen der Bieneninspektoren. Sie schickte ihren Generalsekretär Peter Maeder vor. Das Vertrauen in die Inspektoren sei nicht mehr vorhanden gewesen, sagte dieser, arbeitsrechtliche Fragen würde der Kanton aber nicht kommentieren. Nur so viel: «Im Mediationsverfahren sind neue Erkenntnisse aufgetaucht.» Der Kanton mache aber keine gemeinsame Sache mit dem Verein respektive mit ihrer Präsidentin. «Grundsätzlich verfolgt das Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen Missstände. Zu einzelnen Dossiers nimmt es aber keine Stellung.»

rsa

 

Reaktion

«Sie wollen mich in Verruf bringen»

Die Präsidentin des Imkervereins des Sensebezirks, Franziska Ruprecht, ist zufrieden mit dem Ausgang der Mediation. «Dadurch wird die Kommunikation und die Mitarbeit mit dem Veterinäramt deutlich und nachhaltig verbessert», sagt sie den FN. Auf die Frage, ob dazu die Entlassung der Inspektoren unausweichlich war, stellt sie fest: «Es gab Informations- und Verhaltensdefizite. Die Inspektoren setzten Dinge um, die nicht vorgeschrieben sind, die Imker verstanden nicht, was von ihnen verlangt wird, und der Amtsvorsteher hatte nicht alle Informationen von den Inspektoren.» Die Bienenpräsidentin betont weiter: «Es braucht schon einiges, damit Inspektoren entlassen werden. Wir haben die Situation dem kantonalen Mediator vollumfänglich geschildert.»

Ruprecht gibt zu, Sauerbrut auf ihrem Stand in Laupen gehabt zu haben, widerspricht aber der Darstellung der ehemaligen Inspektoren. «Es war nur ein Volk krank, das wir in Absprache mit dem Veterinäramt des Kantons Bern abtöten mussten. Die Königinnenzucht haben wir dann aus Sicherheitsgründen auf Neubau gesetzt.» Die Sauerbrut sei im Rahmen der Primärproduktionskontrolle entdeckt worden, die sowieso angestanden habe. Der Vorwurf der Inspektoren, sie habe kein Interesse an Kontrollen, weil sie ihr Geschäft mit Bienenköniginnen nicht gefährden wolle, ärgert Ruprecht. «Die ehemaligen Inspektoren wollen meine Zucht in Verruf bringen, um von ihrer fehlerhaften Informationspolitik und ihrem Umgang mit den Imkern abzulenken.» Zum Meinungsumschwung unter den Mitgliedern des Imkervereins sagt Ruprecht: «Weil unsere Imker zu wenig informiert wurden, wussten sie nicht, welche Rechte sie haben. Sie waren vom Goodwill der Inspektoren abhängig.» Bis dass ihnen Ruprecht die ­Augen öffnete? Nein, das sei schwierig zu erklären. «Es ist so viel passiert. Wir haben genug Grundlagen geliefert.»

Zum Thema Amitraz sagt die Imker-Ausbildnerin schliesslich: «Wir machen in unseren Weiterbildungen seit Jahren darauf aufmerksam, dass auf Amitraz verzichtet werden sollte und es ein verbotener Stoff ist. Aber wir können nichts vorschreiben.»

Dass die Ex-Inspektoren ihr vorwerfen, mit Imker Jürg Mosimann zusammenzuarbeiten, der offen Amitraz propagierte, meint Ruprecht: «Ich nehme das zur Kenntnis.»

rsa

 

 

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