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Tempel der bewegten Bilder

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

1912, im Jahr, als die Titanic im Atlantik versank, eröffnete der Unternehmer und Kulturmäzen Karl Küchlin in Basel ein Theater der Superlative. Das Küchlin-Theater galt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts europaweit als eines der schönsten Varietés. Seine neoklassizistische Fassade und das Jugendstildekor im Inneren sorgten nicht nur bei den Baslern für Bewunderung, auch internationale Stars der Roaring Twenties schwärmten für das Theater. Im Verlauf der Fünfzigerjahre wurde das Küchlin zu einem extravaganten Kino umgestaltet. Die Tische, an denen die Gäste einst gegessen und geraucht hatten, machten edlen Kinosesseln Platz, und über der einstigen Bühne thronte fortan eine grosse Leinwand. Heute ist das Küchlin einer der ältesten und legendärsten Kinosäle der Schweiz. Dass dort auch heute noch Filme über die Leinwand flimmern, ist aber alles andere als selbstverständlich: Das Kino verdankt sein Weiterbestehen rund 15 000 engagierten Baslerinnen und Baslern, die es 1989 mithilfe einer Petition vor dem Abriss bewahrten. Die damaligen Besitzer wollten das Küchlin zugunsten eines Multiplexkinos dem Erdboden gleichmachen – nur um ein Haar ist das Kino diesem Schicksal entgangen. Seine Fassade und der grosse Saal stehen heute unter Denkmalschutz; das Multiplexkino mussten die Besitzer etwas umständlich um das historische Gebäude herum bauen.

Reiseführer und Kulturgeschichte

So viel Glück wie das Küchlin haben längst nicht alle Kinos in der Schweiz. In Zeiten von Home Cinema und 3D-Spektakel müssen vor allem die kleineren und unabhängigen Kinos um ihre Zukunft fürchten, längst ist schweizweit vom Kinosterben die Rede. Und dennoch gibt es sie noch, die traditionsreichen Dorfkinos und die Programmkinos in den Städten – Orte an denen Kino noch mehr bedeutet als überdimensionierte Popcorntüten und profane Unterhaltung. Ihnen widmen Sandra Walti und Tina Schmid ihr neues Buch «Rex, Roxy, Royal». Der reich bebilderte Reiseführer durch die Schweizer Kinolandschaft porträtiert 111 Kinos, die durch ihre Geschichte, Programmation, soziale Funktion oder Architektur hervorstechen. Zehn Autoren recherchierten in Archiven und vor Ort und sprachen mit Kinobetreibern und anderen Filmverrückten. Dabei sind Texte entstanden, die Zahlen und Fakten zu den Kinos liefern, Anekdoten erzählen und damit eine ganz eigene Schweizer Kulturgeschichte schreiben. Stimmungsvolle Bilder von Kinosälen und Details des Kinolebens ergänzen die Beschreibungen. «Unsere Publikation ist eine Liebeserklärung an das Kino als Ort der Verheissung, als sozialer Treffpunkt und als Hort von 1001 Geschichten», schreibt Sandra Walti im Vorwort.

Der cinephile Bäcker

Viele dieser Kinogeschichten spielen nicht in grossen Städten, sondern auf dem Land. Sie erzählen von einer Zeit, in der es noch in unzähligen Dörfern ein kleines Kino gab. Damals, als noch nicht jeder Haushalt einen Fernseher besass, gingen die Leute manchmal nur ins Kino, um in der Wochenschau die neusten Nachrichten zu sehen. Die Protagonisten dieser Geschichten sind engagierte Amateure wie der Bäckermeister Pierre Criblez, der 1956 im jurassischen Le Noirmont direkt neben seiner Bäckerei ein kleines Lichtspielhaus baute. Das Cinélucarna setzt bis heute auf anspruchsvolles Autorenkino und ist damit äusserst erfolgreich. Geradezu filmreif ist die Geschichte des letzten Kinos im abgelegenen Vallée de Joux: Das dortige Kino La Bobine ist eine fast 130-jährige Turnhalle. Es verdankt seine Existenz einigen Filmfreunden aus dem dorfeigenen Turnverein.

Kino im Tal der Wetterschmecker

Wer es besonders urchig mag, sollte dem einzigen Kino im Muotatal einen Besuch abstatten. In der charmanten St. Josefshalle finden neben Filmprojektionen auch Dorftheater statt. Das Muotataler Publikum hat zudem ein Faible für den absurden Humor von Helge Schneider: Der letzte Streifen des deutschen Komikers lief sogar schweizweit exklusiv im Tal der Wetterschmecker. Eine Perle von einem Kino bietet auch die Kleinstadt Romanshorn. Das dortige Kino Roxy wird von rund 50 Freiwilligen geführt. Der Kinosaal aus den Sechzigerjahren zieht mit seinem Retro-Charme auch gerne mal Leute aus der grossen Stadt ins ehemalige Bähnlerdorf am Bodensee.

Lichtspielhaus und Filmarchiv

Trotz all der Geschichten von alten Landkinos und geschichtsträchtigen Sälen, verpassen es die Herausgeber des Kompendiums nicht, den Blick auch auf neuere Kino-Projekte zu richten. Etwa auf die im Jahr 2000 gegründete Kinemathek Lichtspiel im Berner Marziliquartier. Dort findet sich im Dachstock einer ehemaligen Strickwarenfabrik ein Kino, das zugleich auch Archiv und Museum ist. Rund 15 000 Filmrollen werden dort konserviert und restauriert. Die Kinemathek ist allein schon wegen ihrer Einrichtung sehenswert. Neben Werkstätten, wo Filmrollen noch ganz manuell mit der Schere bearbeitet werden, bieten die Betreiber auch eine kleine Bibliothek und eine Bar. Der Raum, in dem der Verein Lichtspiel thematische Filmzyklen, vergessene Perlen und grosse Klassiker zeigt, ist vollgestellt mit alten Projektoren, Kameras und sonstigen Geräten aus allen Epochen der Filmgeschichte. Die Wände und Decken sind mit Filmplakaten bedeckt. Besonderes Augenmerk schenkt der Verein den Fans von Amateurfilmen, dem Berner Filmschaffen und dem Historischen, Raren und Kuriosen.

Kino-Projekte wie dieses lassen Cineasten aufatmen. Sie halten die Hoffnung am Leben, dass die Ära des Kinos noch längst nicht vorbei ist. «Einen Film kann man auch auf einem Tablet, einem Smartphone oder zu Hause anschauen», schreibt Thierry Jobin, künstlerischer Leiter des Filmfestivals Freiburg, im Vorwort des Buches. Doch: «Ein Film ohne Kino ist wie ein Sportmatch, der in einem leeren Stadion unentschieden endet».

Sandra Walti / Tina Schmid: Rex, Roxy, Royal. Eine Reise durch die Schweizer Kinolandschaft, 2016.

«Ein Film ohne Kino ist wie ein Sportmatch, der in einem leeren Stadion unentschieden endet.»

Thierry Jobin

Künstlerischer Leiter Filmfestival Freiburg

«Unsere Publikation ist eine Liebeserklärung an das Kino als Hort von 1001 Geschichten.»

Sandra Walti

Herausgeberin «Rex, Roxy, Royal»

Empfehlung

Drei sehenswerte Kinos im Kanton Freiburg

Rex, Freiburg

Das Rex ist in Freiburg eine Institution. Der letzte Überlebende der drei traditionellen Freiburger Kinos Rex, Alpha und Corso ist über 100 Jahre alt und hat drei Säle zu bieten – den grössten davon hat der Freiburger Künstler Teddy Aeby mit Graffiti versehen. Das Rex besticht vor allem durch seine vielfältige und anspruchsvolle Programmation, die einen guten Ausgleich zum Angebot des Arena-Multiplex bietet. Da es wenn möglich jeden Film in Originalsprache mit deutschen und französischen Untertiteln zeigt, ist das Rex nicht zuletzt für das deutschsprachige Publikum von besonderer Bedeutung. Wer keine Lust auf Synchronisationen und Blockbuster-Kino hat, ist hier bestens aufgehoben. Popcorn sucht man in der kleinen Bar im Eingangsbereich vergebens. Dazu sind die Betreiber zu idealistisch.

Programm und Informationen: www.cinemotion.ch

 

Le Cinéma, Murten

Ende der 1990er-Jahre befand eine Gruppe von Filmbegeisterten, dass 15 Jahre ohne Murtner Kino genug seien. Mit viel Herzblut und einer einfallsreichen Werbekampagne – inklusive rotem Teppich in der Murtner Altstadt – sammelten sie in der Folge Geld und Unterstützung und wurden vor allem bei privaten Kleinaktionären fündig. Seit 2001 gibt es in Murten nun wieder ein Kino. Im alten Feuerwehrmagazin mit seinen rot-weiss gestreiften Toren setzen die Betreiber vor allem auf das familiäre Ambiente und eine zuweilen mutige Programmation. Spezielle Anlässe wie etwa Opernübertragungen sorgen für zusätzliche Abwechslung. Das Murtner Altstadt-Kino mit seinen 72 Plätzen hält trotz der Konkurrenz aus Bern wacker die Stellung und verkaufte in der vergangenen Saison ganze 7400 Eintritte.

Programm und Informationen: www.kino-murten.ch

 

Sirius, Châtel-St-Denis

Das 1909 erbaute und denkmalgeschützte Maison des Oeuvres war seit jeher eine wichtige filmkulturelle Drehscheibe in Châtel-St-Denis. Hier führte in den 1920er-Jahren der Pfarrvikar und Kinofreund Abbé Fischer im Untergeschoss heimlich Filme vor. Der Dorfpfarrer kam den geheimen Vorstellungen schliesslich auf die Spur, verbot das bunte Treiben aber nicht. Fast hundert Jahre später finden die Vorstellungen nicht mehr im Versteckten statt. Im altehrwürdigen Gebäude betreibt heute ein Team aus jungen ehrenamtlichen Mitarbeitenden das Kino Sirius. Das einzige unabhängige Kino im Kanton Freiburg hat sich unter anderem mit seinen originellen Spezialanlässen einen Namen gemacht. Die Halloween-Horrorfilmabende zum Beispiel sollen im Vivisbachbezirk schon fast legendär sein.

Programm und Informationen: www.cinema-sirius.ch

 

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