Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Der Service public geht vor die Hunde

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Frau Thomas, ich habe Ihren Leserbrief aufmerksam gelesen. Sie sprechen ein wichtiges Problem an: das der Behinderten, die auf Probleme stossen, wenn sie mit der S-Bahn reisen möchten. Ich habe grosses Verständnis für Ihr Anliegen.

Meine Feststellung: Die SBB und die Post bauen den Service public ab. Die Behörden lassen es geschehen, willentlich oder unwillentlich. Hier einige Beispiele.

Eins: Lieber Leser und liebe Leserin, kommen Sie doch mal allein mit drei oder vier Gepäckstücken vom Flughafen Genf oder Zürich nach Freiburg. Wie gelangen Sie vom Perron zum Taxistand? Mit einem Wägelchen wie am Flughafen? Mitnichten. «Débrouille-toi.» Fragen Sie bei den SBB nach. Die lehnen die Verantwortung für diesen Zustand ab. Der Service wurde abgeschafft, weil nämlich überall Wägelchen stehen gelassen wurden, wie in den Supermärkten. Wahrscheinlich müssten also die Behörden eingreifen. Aber tun sie das? Nein. Alle sprechen von der Förderung des öffentlichen Verkehrs. Aber wen wundert es, dass sich viele Leute zum Flughafen fahren und sich von dort auch wieder abholen lassen? Natürlich mit dem Auto.

Zwei: Ende 2017 schaffen die SBB die Minibar-Wägelchen ab. Sicher aus finanziellen Gründen. Aber wie können ältere oder behinderte Personen sich im Zug dann etwas zu trinken kaufen? Vor der Zugabfahrt am Bahnhof? Im Wagon-Buffet?

Drei: Das wunderbare Bahnhofbuffet in Freiburg ist geschlossen. Allmählich gewöhne ich mich daran, kann aber gewisse nostalgische Gefühle nicht unterdrücken. Und jetzt dies: «Hier wird bald dein neuer Starbucks eröffnet.» Bitte sehr, Starbucks meinetwegen, aber nicht meiner. Sicher wieder aus finanziellen Gründen. Wie gehabt.

Vier: Oh, Sie müssen mal dringend, am Bahnhof in Freiburg, zum Beispiel am späteren Abend. Für das Pinkeln bezahlt man neuerdings auch in Freiburg. Dienstleistung ist eben Dienstleistung, dafür wird nun einmal bezahlt. Aber wehe, Sie haben kein Kleingeld dabei. Pech für Sie. Einen Geldwechsler hat es nämlich nicht.

Immerhin etwas Lobenswertes: die von den SBB finanzierten Sicherheitsbeamten am Abend auf dem Bahnhofsgelände. Diesen Dienst (gratis!) weiss auch ich zu schätzen.

Beispiele vom Abbau des Service public bei der Post könnten hier ebenfalls erwähnt werden. Zeichen des neoliberalen Trends in der Schweiz. Auch in meiner geliebten Stadt.

Und wenn ich dann Zürcher Freunde zum Eishockeyspiel gegen Kloten einlade, ins Verkehrsbüro Eintrittskarten kaufen gehe, dafür fast zwanzig Prozent Kommission bezahle – macht also umgerechnet bei tausend Franken hundertfünfzig bis zweihundert Franken Kommission aus –, dann bleibt mir endgültig die Spucke weg. Bezahlte Dienstleistung hin, bezahlte Dienstleistung her, Neoliberalismus pur. Aber dies sogar im Freiburger Verkehrsbüro, das Werbung für die Stadt und den Kanton machen sollte. Dann lade ich meine Freunde ab jetzt lieber zum Spengler Cup nach Davos ein.

Bernard Waeber, Auslandfreiburger, zurzeit in der Stadt Freiburg

Meistgelesen

Mehr zum Thema