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«Das Bewusstsein ist immer da»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Wollen wir uns einen geschützteren Ort suchen? Hier in der Öffentlichkeit kann ich nicht so offen sprechen», sagt Therese*. In ihren farbenfrohen Mantel gehüllt, ist sie zum Eingang ihres Arbeitsorts gekommen, ein Lächeln auf den Lippen. «Wir könnten zu mir nach Hause», schlägt sie vor. Dort angekommen beginnt sie zu erzählen. Vor 13 Jahren hat sie die Diagnose erhalten, die ihr Leben verändert hat: Therese ist HIV-positiv.

Angst vor dem Tod

Eines Tages habe ihr Mann nicht mehr gegessen und nur noch erbrochen. «Im Spital stellten die Ärzte fest, dass bei ihm Aids ausgebrochen ist. Ab da habe ich mich darauf vorbereitet, dass ich auch positiv bin.» Da ihr Mann auch an der Infektionskrankheit Toxoplasmose erkrankt war, die bei Aids-Patienten wegen des geschwächten Immunsystems gefährlich sein kann, musste er für mehrere Monate im Spital bleiben; Therese ging alleine nach Hause. «Und dann kam die Angst. Und ich dachte: Jetzt ist fertig, jetzt sterbe ich.» Das sei so weit gegangen, dass der Tod sie nicht nur in Träumen verfolgt habe, sondern dass sie auch im Alltag Angstzustände hatte. «Ich konnte keinen Bus und keinen Lift mehr nehmen. Ich hatte Angst, eingesperrt zu werden und nicht mehr herauszukommen.»

Nach einigen Monaten in diesem Zustand wurde Therese klar, dass es so nicht weitergehen kann. «Ich musste mein Leben wieder in die Hand nehmen.» Sie habe begonnen, an den Wochenenden Anlässe für Betroffene zu besuchen, Sophrologiekurse und Musiktherapie zu machen, zu meditieren. «Und zu malen», sagt Therese und holt eine Mappe, gefüllt mit ihren Zeichnungen. Da sind Bilder zu sehen, die blanke Wut widerspiegeln, andere zeigen Hilflosigkeit, in manchen ist auch ein Schimmer von Hoffnung zu erkennen. All die Aktivitäten hätten ihr geholfen, die Angst abzubauen. Dennoch sagt sie: «Manchmal musste ich aber auch einfach mit meiner Trommel in den Wald gehen und laut schreien.»

Bluttransfusion nach Unfall

Therese erzählt mit fester Stimme. Manchmal, wenn zu viele Erinnerungen hochkommen, hält sie inne und blickt ins Leere. Häufig lächelt sie. Wut habe sie damals schon empfunden, ja. Auf das Schicksal. Und auf ihren Mann? «Nein. Aber ich wollte wissen, woher das Virus kommt.» Ganz genau weiss sie dies bis heute nicht. Mit 15 Jahren hatte ihr Mann im Ausland einen Unfall gehabt, bei dem er viel Blut verlor und Bluttransfusionen brauchte. «Wahrscheinlich ist es damals passiert.»

Körperlich hat Therese kaum Beschwerden. Vor sechs Jahren hat sie eine gesunde Tochter zur Welt gebracht, sie geht regelmässig zur Kontrolle, Medikamente nimmt sie keine. «Ich bin nicht besonders medizingläubig. Ich achte lieber auf einen gesunden Lebensstil, Bewegung, Ernährung und Schlaf. Meine Werte sind gut.» Ihr Mann hingegen müsse drei Tabletten pro Tag nehmen, damit gehe es auch ihm körperlich relativ gut. «Aber das Bewusstsein ist halt immer da.»

Nachdenklich stimmt Therese auch der Umgang der Gesellschaft mit Aids. «Es ist immer noch ein Tabuthema. Und manche Leute haben keine Ahnung, selbst die, die es doch wissen müssten, wie Ärzte und Krankenschwestern», sagt Therese, die im Sozialbereich tätig ist. Früher habe sie den Drang gehabt, den Leuten aus ihrem Umfeld von ihrer Krankheit zu erzählen. Heute ist sie vorsichtiger geworden. Sie hat aus ihren Erfahrungen gelernt. Manche Freundinnen hätten sich von ihr abgewandt, als sie ihnen von der Diagnose erzählte. Auch in der Arbeitswelt habe sie gemerkt, wie sehr das HI-Virus vielen Angst macht. An ihrem früheren Arbeitsort, einem Kinderheim, habe sie von ihrer Krankheit erzählt. «Ab diesem Tag durfte ich nur noch putzen.» Ihr heutiger Arbeitgeber ist deshalb nicht informiert, auch ihre Eltern wissen nichts. «Sie könnten nicht damit umgehen.»

Diagnose hat aufgerüttelt

Trotz der Probleme und Ängste, die das HI-Virus verursacht: Nur negativ sieht Therese ihre Krankheit nicht. «Die Diagnose hat mich aufgerüttelt, ich nehme nun vieles bewusster wahr. Und ich habe noch nie so gerne gelebt.»

*) Name von der Redaktion geändert

Zahlen und Fakten

800 Freiburger sind von HIV betroffen

Weltweit lebten Ende 2014 rund 36,9 Millionen Menschen mit dem HI-Virus. In der Schweiz waren es 25000 Personen, im Kanton Freiburg wird diese Zahl auf 800 geschätzt. Schweizweit gab es letztes Jahr 519 Neuinfizierte, 50 Prozent davon sind homosexuelle Männer. Im Vorjahr wurden schweizweit 576 neue Fälle gemeldet.23 Tests fielen 2014 im Kanton Freiburg positiv aus. «Wir stellen–wie überall–eine Abnahme der Ansteckungen bei der allgemeinen Bevölkerung fest, jedoch eine Zunahme bei Männern, die sexuellen Kontakt mit Männern haben», erklärt Monique Perritaz, Leiterin des Zentrums Empreinte inFreiburg.rb

Aids: Infos im Fribourg Centre

E ine Infektion mit dem HI-Virus ist nicht mehr gleichbedeutend mit dem Tod», schreibt das Freiburger Aids-Hilfe-Zentrum Empreinte in einer Mitteilung. «Aber es bleibt eine schlimme, chronische Krankheit, die eine lebenslange Behandlung erfordert. Von einer Heilung sind wir noch weit entfernt.» Deshalb sei es nach wie vor wichtig, die Menschen für die Risiken einer Ansteckung zu sensibilisieren. Zum heutigen Welt-Aids-Tag lädt das Zentrum zu einem Informationstag. Gemeinsam mit anderen Akteuren der sexuellen Gesundheit beantworten Mitarbeitende von Empreinte im Fribourg Centre Fragen zum HI-Virus und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Neben der Prävention ist das Ziel der Aktion auch, die Diskriminierung der Betroffenen zu bekämpfen. «Denn die Stigmatisierung besteht weiter. Wir sind noch weit weg von einer Normalisierung», heisst es in der Mitteilung. rb

Fribourg Centre, 4. Stock, Freiburg. Di., 1. Dezember, 9 bis 18.30 Uhr.

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