Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Heuschrecken am Telefon

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Hätte es zu Moses’ Zeiten schon Telefone gegeben, Gott hätte die Ägypter nicht mit Heuschrecken heimgesucht, sondern mit Telefonverkäufern. Denn die sind eine wahre Plage. Zum Beispiel Christelle vom Laboratoire Ouchy- Vichy-Waschi aus Lausanne, die regelmässig morgens um neun anruft, um mir die ewige Jugend anzudrehen – für königliche 69.90 pro fünf Milliliter Gelée. Oder die nette Dame von der Firma Bucarest Security, die einen Fachmann vorbeischicken will zur kostenlosen Analyse der Einbruchssicherheit meiner Wohnung – gerne auch abends. Oder Thomas, der mir in einem indisch gefärbten Englisch weismachen will, dass mein Computer sich ins digitale Nirwana verabschiedet, wenn ich nicht sofort seine Anti-Viren-Software kaufe, die er mir zu einem überteuerten Preis anbietet.

 

 Das Schlimmste dabei ist: Die geben nicht auf. Egal, ob ich höflich bleibe, kommentarlos aufhänge oder unter wüsten Flüchen den Hörer auf die Gabel knalle – mit dreister Hartnäckigkeit probieren es dieselben lästigen Leute immer wieder aufs Neue.

 

 Entnervt reichte ich eines Tages den Hörer meiner dreijährigen Tochter weiter. Sie telefoniert leidenschaftlich gerne und will mit allen Leuten plaudern, die meine Frau oder ich am Draht haben. Zuerst hörte sie Christelle vom Lausanner Laboratoire fünf Minuten lang wortlos zu. Dann beschloss meine Tochter, dass nun die komische Frau dran sei mit Zuhören und stimmte lauthals «O Tannenbaum» an (Saisonalität ist noch nicht so ihr Ding), das sie fröhlich mit «Tschu-Tschu-Tschu, e Isebahn chunt» mischte (Tonalität übrigens auch nicht). Dazu tanzte sie ausgelassen in der Stube herum. Und je wilder sie tanzte, desto lauter sang sie.

 

 Das wirkte. Christelle rief nicht mehr an. Auch kein anderer Telefonverkäufer. Eine Woche lang war es herrlich ruhig. Bis uns auffiel, dass unser Telefon tot war. Meine Tochter hatte nämlich in ihrem Überschwang beim Tanzen das Kabel aus der Buchse gezerrt–eine radikale, aber effektive Lösung für das Telefonverkäuferproblem. Einen Moment lang war ich versucht, das Telefon überhaupt nicht mehr einzustecken. Tat es dann aber trotzdem. Es verging kein halber Tag, bis es klingelte. «Hello, this is Thomas, I’m calling because of your Microsoft computer …», tönte es aus der Muschel. Ich wollte schon zu einer wüsten Tirade ansetzen, als meine Tochter aus ihrem Zimmer gehüpft kam. «Wer isch es, Papi?», fragte sie. «Thomas aus Indien. Ich glaube, er kennt ‹O Tannenbaum› noch nicht», sagte ich und streckte meiner Tochter den Hörer entgegen.

Meistgelesen

Mehr zum Thema