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Pioniere des Betonbaus

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Freiburg, Juli 1938: Dort, wo sich noch zu Beginn des Jahrhunderts der Friedhof Miséricorde erstreckt hat, entsteht nun eine gigantische Baustelle. Drei Jahre lang sind jeden Tag 300 Arbeiter im Einsatz und bauen ein neues Gebäude für die 1889 gegründete Universität Freiburg. 1941 bereits ist der Bau vollendet; am 20. Juli wird die Universität Miséricorde eingeweiht.

«Es war eine sehr kurze Bauzeit für ein solches Gebäude», sagt der Freiburger Architekt Cyrill Haymoz. Rund um die Schweiz tobte der Zweite Weltkrieg, die Wirtschaft lahmte, Bauaufträge und Material waren rar, doch Arbeitskräfte gab es zur Genüge. Die Arbeiter, die am Bau der Universität Miséricorde beteiligt waren, kamen aus der ganzen Schweiz und sogar aus dem Ausland; für viele Freiburger Unternehmen war das Projekt ein Segen.

Interessante Architektur

Wie viele Firmen am Bau des neuen Universitätsgebäudes beteiligt waren, zeigt sich beim Durchblättern der 150 Seiten starken Publikation, die 1941 zur Einweihung erschien. Sie enthält unzählige Reklamen von Ingenieurbüros, Metallbauunternehmen, Schreinereien, Möbelgeschäften, Heizungsbauern, Elektrikern, Gipsern, Malern und vielen mehr. Vor allem aber ist die Schrift eine Fundgrube für Architekturinteressierte. Sie bietet detaillierte Angaben über alle Arbeiten. Die Architekten Denis Honegger und Fernand Dumas beschreiben ihren Entwurf; die Ingenieure geben Auskunft über den damals völlig neuartigen Umgang mit Beton; ganze Kapitel widmen sich der Akustik, der Elektrizität, der Heizung oder dem Glas.

Diese Publikation, die längst nicht mehr erhältlich ist, wird jetzt neu aufgelegt, ergänzt mit zahlreichen neuen Beiträgen zur Architektur der Universität Miséricorde. Das Buch, das im September erscheint, ist ein Projekt des Freiburger Architekturforums, das damit sein zehnjähriges Bestehen feiert (siehe Kasten). Cyrill Haymoz, Mitgründer des Architekturforums, erklärt: «Mit der Publikation wollen wir auf einen aussergewöhnlichen Bau aufmerksam machen.» Die Universität Miséricorde sei den meisten Freiburgern ein Begriff, ihre architektonische Bedeutung sei aber vielen nicht bewusst. Dabei zählt sie zu den bedeutendsten Betonbauten der Schweiz und steht seit 1990 unter Denkmalschutz.

Architekten und Ingenieure

Als die Universität Miséricorde gebaut wurde, war der Baustoff Beton für öffentliche Gebäude noch selten. «Der Beton trat gerade erst seinen Siegeszug an», sagt Cyrill Haymoz. Miséricorde kam damit eine Pionierfunktion für die ganze Schweiz zu. Der monumentale Stahlbetonbau sei einerseits den visionären Architekten Denis Honegger und Fernand Dumas zu verdanken, andererseits aber auch den hervorragenden Ingenieuren Alexandre Sarrasin, Beda Hefti, Henri Gicot und Jean Barras.

Zur Zusammenarbeit von Denis Honegger und Fernand Dumas kam es, weil am Architekturwettbewerb nur ortsansässige Architekten teilnehmen durften. Honegger war aber Zürcher und lebte in Paris. Darum reichte er zusammen mit dem Freiburger Dumas einen Entwurf ein. Parallel dazu bewarb er sich anonym mit einem eigenen Projekt. Am Ende machte die anonyme Eingabe das Rennen, Honegger und Dumas führten den Bau aber gemeinsam aus.

Für die asymmetrische Anlage der Universitätsgebäude liess sich Honegger von Le Corbusiers Projekt für den Völkerbundpalast in Genf (1926) inspirieren. Die ursprüngliche Asymmetrie ging Ende der Siebzigerjahre mit dem Erweiterungsbau verloren, der den Vorlesungstrakt nach Nordosten verlängerte und das Geviert mit der Bürogalerie im Norden schloss. Auch für die Ingenieure war der Bau eine Herausforderung: Sie mussten nicht nur den neuartigen Betonbau ausführen, sondern auch noch mit der kriegsbedingten Materialknappheit umgehen. «Sie mussten alles überaus exakt berechnen, um ja kein Material zu verschwenden», erklärt Cyrill Haymoz.

Wie sehr die Ingenieure ihrer Zeit voraus waren, zeigt der Architekt am Beispiel der Aula Magna: Die tragenden Säulen sind nach innen versetzt, in der Mitte stören keine stützenden Konstruktionen, und an der Fassade angebrachte Zugstangen halten die komplette Decke im Gleichgewicht. Solche Verfahren tragen dazu bei, dass der Betonbau nicht massiv, sondern leicht und luftig wirkt. Den Eindruck verstärken vorfabrizierte Betonelemente, grosszügige Fensterfronten und meisterhafte Kunstschmiedearbeiten. Letztere hat das Pariser Atelier von Edgar Brandt entworfen. Ausgeführt haben die Schmiedearbeiten aber Schweizer Unternehmen, darunter das der Familie Brandt in Bulle, die jedoch keinerlei Bezug zu den Pariser Brandts hat.

Mühselige Handarbeit

Einen grossen Anteil am Gelingen des Unternehmens Miséricorde hatten schliesslich die 300 Arbeiter, die Tag für Tag auf der Baustelle im Einsatz waren. «Sie behandelten den Beton so, wie man früher, etwa beim Bau der Kathedrale, mit Sandstein umgegangen war», sagt Architekt Cyrill Haymoz. Mit Stockhammer und Scharriereisen bearbeiteten die Männer sämtliche Oberflächen in mühseliger Handarbeit–aus heutiger Sicht kaum noch vorstellbar, wie Haymoz betont.

Das ehrgeizige Bauprojekt hatte seinen Preis und kostete am Ende doppelt so viel wie ursprünglich vorgesehen: 5,7 statt 2,8 Millionen Franken. Ein Grund für die Mehrkosten war die kriegsbedingte Teuerung, doch auch der schlechte Baugrund und technische Änderungen spielten laut Cyrill Haymoz eine Rolle.

Interessierte können die Publikation bis Ende Juli für 85 Franken vorbestellen (www.fri-archi.ch). Der spätere Verkaufspreis beträgt 98 Franken. Ca. 300 Seiten; mit Beiträgen von Christoph Allenspach, Aloys Lauper, Sébastien Radouan, Eugen Brühwiler, Claude Castella und Cyrill Haymoz sowie ca. 250 Abbildungen.

Die gebogenen Treppen beim Eingang gegenüber der heutigen Mensa und den kunstvoll angelegten Garten gibt es heute nicht mehr. Bild Hugo Paul Herdeg, zvgDie Vogelperspektive zeigt die ursprüngliche Asymmetrie der Universitätsgebäude. Bild Bundesamt für Landestopografie, zvgDie nach innen versetzten Säulen in der Aula Magna lassen den Betonbau leicht erscheinen. Bild Hugo Paul Herdeg, zvg

Der Verein

Publikation zum zehnten Geburtstag

Das Freiburger Architekturforum wurde vor zehn Jahren gegründet. Der Verein versteht sich als Plattform für Themen der Architektur, Planung und Kultur. Er organisiert regelmässig öffentliche Vorträge. Sein zehnjähriges Bestehen, das zufällig mit dem 125-Jahr-Jubiläum der Universität Freiburg zusammenfällt, feiert er mit der Publikation über die Universität Miséricorde. Das Budget für das Projekt beträgt rund 120000 Franken.cs

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