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Stichtag

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Schon Ötzi und Kaiserin Sissi sollen eins gehabt haben: ein Tattoo. Und die österreichische Monarchin stand damals mit ihrem Anker im Nacken nicht allein: Im 19. Jahrhundert waren Tätowierungen beim Adel und bei der Oberschicht äusserst beliebt. Gar 75 Prozent der weiblichen Oberschicht in Amerika sollen in den 1890ern tätowiert gewesen sein.

Heute sind die gestochenen Bekenntnisse nach langer Stigmatisierung seit den 1990er zum Mainstream geworden. Fast jeden Monat finden in grösseren Schweizer Städten sogenannte Tattoo Conventions statt, Messen, an denen sich das Publikum gleich vor Ort tätowieren lassen kann. Seit diesem Wochenende gehört auch Freiburg dazu: Rund 120 Nadelkünstler aus dem In- und Ausland boten im Forum ihre Dienste an. Das Event hat viele angesprochen: Bis unten an die Strasse bildete sich eine Schlange vor der Kasse. Auch Familien waren darunter zu entdecken. Organisiert hatte den Anlass der Freiburger Tätowierer Hammer Joe, der seit über 20 Jahren solche Conventions in der Schweiz durchführt. Über bekannte Teilnehmer, wie etwa der Amerikaner Boris Bianchi oder das spanische Studio Mao & Cathy, wollte Hammer Joe nicht sprechen. «Wir haben tolle Künstler in der Schweiz, ich möchte sie fördern und niemanden bevorzugen.»

Hammer Joe stammt aus Château-d’Oex, tätowierte lange im Zürcher Kreis 4 und betreibt aktuell ein Studio in Bossonnens bei Châtel-Saint-Denis. Verbunden hat er den Anlass mit regionaler Volkskultur: Fahnenschwingern, Geisle-Chlöpfern und Trychlern, wie etwa den Sonneurs des Ormonts. Die besten Tätowierer werden mit einer hölzernen Tafel samt Alpaufzug ausgezeichnet. «Aber einem speziellen», sagt Hammer Joe mit einem Augenzwinkern. «Sehen Sie, hier ist ein kleines Tattoo-Studio abgebildet, hier ein Auto und hier ein Motorrad.» Er liebe die Kultur Freiburgs, sagt der Tätowierer, für ihn sei alles eins, er wolle alles mischen. «Ich bin stolz, Schweizer zu sein, und will, dass unsere Traditionen bestehen bleiben.» Irgendwie passt es ja, das Wappen Freiburgs präsentiert sich auch Schwarz auf Weiss.

In der Halle läuft Rockabilly-Musik, mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen manche Kunden auf der Tischfläche. Angehörige der Metal- oder Dark-Wave-Szene, aber auch «Normalos», darunter ältere Frauen, lassen sich vor Ort ein Tattoo stechen. Doch wer kann schon genau sagen, wer zu welcher Szene gehört, oder auch nicht? Die Grenzen scheinen fliessend zu sein. Dass sich die Anwesenden öffentlich statt im stillen Kämmerlein stechen lassen–keine Seltenheit. Einerseits ist dies oft günstiger, anderseits bietet die der Trubel Ablenkung von Schmerz und stundenlangen Sitzungen. Bis acht Stunden oder mehr kann es je nach Motiv dauern. Nur rund zwanzig Minuten mussten SP-Politiker Vincent Brodard aus Romont und Gattin Patricia verharren. Sie haben sich zu ihrem 35-Jahr-Jubiläum Partner-Tattoos auf den Arm stechen lassen, ein kleines, filigranes Ornament. «Wir haben das Motiv vor Ort ausgesucht.» Nicht unangenehmer als ein Zahnarztbesuch sei es gewesen, sagte Patricia Brodard lachend über die stichhaltige Erinnerung. Es sei nicht ihr erstes Tattoo. Ab 14 Jahren darf man sich in der Schweiz tätowieren lassen, ab dann gilt man als urteilsfähig. Zwischen 600 und 900 Studios soll es in der Schweiz geben. Offizielle Zahlen fehlen, da keine Meldepflicht besteht. Dies soll sich laut dem Bund bei der nächsten Gesetzesrevision ändern. Die Tätowierer sind oft auf Achse: «Ich bin fast jedes Wochenende an Conventions, sitze jedes Jahr etwa 140 Stunden im Flieger», sagt etwa Toby Calabrese vom Studio Pain Station. Von Florida, Nepal bis Australien sei er schon unterwegs gewesen. Seinen Anker, den hat er allerdings in Kaiseraugst BL ausgeworfen.

Tut garantiert nicht weh: Kinder konnten sich mit bunten Filzstiften bemalen lassen. Künstler Toby Calabrese hört bei der Arbeit Ed Sheeran. SP-Politiker Vincent Brodard aus Romont liess sich stechen. Gattin Patricia hatte es schon hinter sich. Sandra Bouzouina kam extra aus dem Kanton Schwyz.

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