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Alter erschwert Arbeitssuche

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Rolf Ackermann hat nie damit gerechnet, einmal arbeitslos zu werden. Er war ein loyaler Arbeitnehmer, davon zeugt die Dauer seiner früheren Anstellungen: 16 Jahre lang war Ackermann beim gleichen Arbeitgeber als Versicherungsberater tätig, zuvor arbeitete er während zehn Jahren als Lohnbuchhalter in einer Firma, und bei seiner ersten Stelle war er in einer Fabrik Personalverantwortlicher.

 «Bei meinem letzten Arbeitgeber kam es zu einem Wechsel in der Führung, was nicht ganz einfach war für mich. Wir haben uns jedoch im Guten getrennt», erzählt Rolf Ackermann. Das war vor gut einem Jahr, er war 59-jährig. «Es bringt niemandem etwas, weiterzuarbeiten, wenn einem der Job keine Freude mehr macht», sagt er. Dennoch habe er den Schritt manchmal bereut. Denn dass es so schwierig werden würde, eine neue Stelle zu finden, damit habe er nicht gerechnet.

Frust und Optimismus

«Es ist frustrierend», sagt Rolf Ackermann. Die Absagen auf seine Bewerbungen seien immer ganz nett formuliert. «Sie hätten leider einen passenderen Kandidaten gefunden, steht meistens. Dass es wegen meines Alters ist, schreibt natürlich niemand.»

Er könne teilweise verstehen, dass er in den Augen eines Arbeitgebers nicht mehr der ideale Kandidat sei. «Lohn und Sozialkosten sind natürlich höher als bei einem Jüngeren. Und ich werde in fünf Jahren pensioniert», sagt Ackermann. Da frage sich wohl mancher Arbeitgeber, ob sich die Einarbeitung noch lohne. Doch heute würden auch junge Leute selten länger als fünf bis zehn Jahre in der gleichen Firma arbeiten. «Und ich habe viel Erfahrung.» Dass dies nicht anerkannt werde, sei nicht immer einfach zu akzeptieren. «Unnütz, abgeschoben, auf dem Abstellgleis», so fühle er sich oft. 

Dennoch versucht Ackermann, seinen Optimismus zu behalten. Jeden Monat schreibt er acht bis zehn Bewerbungen und besucht einen Englischkurs. «Englisch ist oft gefragt, deshalb will ich es lernen.» Worin er gegenüber jüngeren Leuten keinen Nachholbedarf hat, ist Technik: Laptops, Computerprogramme, Smartphone, damit kennt Rolf Ackermann sich aus.

Zum Englischkurs ist er über das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) gekommen. «Die Beratungsgespräche sind gut. Aber das RAV kann halt auch keinen Arbeitgeber zwingen, mich anzustellen.»

 Existenzängste sind da

Noch ein Jahr lang hat Rolf Ackermann Anspruch auf Arbeitslosengelder. «Im Moment reicht das Geld gerade», sagt er. Sein Ziel sei nun, innert Jahresfrist etwas zu finden. «Ich werde noch mehr Bewerbungen schreiben und auch das Segment erweitern.» Er wolle sich auch auf Stellen bewerben, bei denen er nicht unbedingt das passende Profil habe. Denn Sozialhilfebezüger zu werden, das mache ihm Angst. «Da wären die Einbussen dann happig, das weckt Existenzängste.» Eine frühzeitige Pension sei aus finanziellen Gründen auch nicht möglich. «Das Angebot meines früheren Arbeitgebers war da, aber ich habe es gerechnet, und es ging einfach nicht.»

Dennoch beschäftigt

Auch wenn Rolf Ackermann arbeitslos ist, hat er viele Aufgaben. Er wohnt in einer Wohnung im selben Haus wie seine Eltern, die beide über 80 Jahre alt sind. «Ihnen kommt meine Arbeitslosigkeit zugute.» Er fahre sie zu Terminen und helfe in Garten und Haushalt. Auch um seine jüngste Tochter, sie ist sechsjährig, kümmert sich Ackermann an jenen Tagen, an denen seine Ex- Frau arbeitet. «Manchmal ist es schön, viel Zeit zu haben. Aber gelegentlich wird es doch auch langweilig, und ich muss suchen, wie ich den Tag verbringe.» Dann müsse er auch aufpassen, nicht zu viel zu «studieren».

Ablenkung bringen ihm der Jodlerklub und die zwei Männerchöre, die er in der Region Murten dirigiert. «Da bin ich in einer anderen Welt.»

Trotz Berufsmatura ohne Arbeit

Die 23-jährige Baanucha Seeniyan aus Tafers ist seit einem Jahr erfolglos auf Stellensuche. Sie hat die Handelsmittelschule inklusive einem Jahr Praktikum absolviert. Der Hauptgrund für die Absagen ist dennoch meist, dass sie wenig Praxiserfahrung hat.

Sie ist jung, voller Energie, gut ausgebildet–und dennoch ohne Arbeit. «Manchmal ist es schon niederschmetternd», sagt die 23-jährige Baanucha Seeniyan aus Tafers. Dennoch versuche sie, sich nicht entmutigen zu lassen, wenn auf ihre Bewerbungen eine Absage nach der anderen folge.

Baanucha Seeniyan ging nach der obligatorischen Schulzeit ans Kollegium St. Michael in Freiburg. «Viele Fächer haben mir nicht gefallen, Wirtschaft hat mich aber interessiert.» Deshalb wechselte sie nach zwei Jahren an die Handelsmittelschule, die sie erfolgreich abschloss. Sie besitzt nun ein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis als Kauffrau mit Berufsmaturität, ihr Diplom ist damit gleichwertig wie jenes eines KV-Lehrlings. «Die Arbeitgeber haben aber lieber die Leute, die eine Lehre gemacht haben», sagt Seeniyan. Bei ihr sei einer der wichtigsten Absagegründe, dass sie wenig Praxiserfahrung habe–obwohl zu ihrer Ausbildung auch ein einjähriges Praktikum gehörte. «Ich finde es schade, wenn die Arbeitgeber jungen Leuten wie mir keine Chance geben und sich nicht die Mühe machen, mich einzuarbeiten.»

Neben der fehlenden Erfahrung vermutet Baanucha Seeniyan einen weiteren Grund für die Absagen: ihr ausländischer Name und die dunkle Haut. «Als Secondo hat man es schwieriger als ein Lehmann oder Zbinden», sagt sie. Seeniyans Eltern stammen aus Sri Lanka; die junge Frau selbst ist in der Schweiz geboren und aufgewachsen und hat die gesamte Schulzeit im Kanton Freiburg absolviert.

Unterstützung vom RAV

Im Januar 2015, einige Monate vor ihrem Abschluss, begann Baanucha Seeniyan, nach Arbeit zu suchen. Als sie merkte, dass es schwierig wird, meldete sie sich beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) an. In diesem Rahmen arbeitete sie einen Monat lang in einer sogenannten Praxisfirma. «Das war schon nicht dasselbe wie im richtigen Arbeitsmarkt, viele haben die Arbeit nicht so ernst genommen», erzählt Seeniyan. Hilfreicher habe sie Gespräche mit der RAV-Beraterin gefunden, die ihr auch immer wieder Stelleninserate zeigte oder ein Kurs für Bewerbungsschreiben und -gespräche. Gefallen hat ihr zudem ein dreimonatiger Temporäreinsatz bei einer Versicherung. «Leider konnte ich dann nicht bleiben, auch sie suchten jemand Älteres mit mehr Erfahrung.»

Neun Bewerbungen pro Monat muss Baanucha Seeniyan schreiben, um Arbeitslosengelder zu erhalten. «Ich schreibe meistens noch mehr.» Da sie jung ist und vor ihrer Arbeitslosigkeit nur ein Jahr lang gearbeitet hat, erhält Seeniyan nun nach einem Jahr keine Arbeitslosengelder mehr. «Ich wohne noch bei meinen Eltern und habe etwas gespart, ich werde über die Runden kommen», sagt sie. Sozialhilfe zu beantragen komme für sie nicht infrage. «Als ich gearbeitet habe, habe ich für die Arbeitslosenversicherung einbezahlt, deshalb war es recht, dass ich etwas bekomme. Aber ich finde nicht, dass ich Anspruch auf Sozialhilfe habe.»

Fehlende Struktur

Statt Sozialhilfe will Baanucha Seeniyan Arbeit: «Mir fehlt die Tagesstruktur, ein Grund, am Morgen aufzustehen.» Sie habe im vergangenen Jahr viel Sport gemacht, um Energie zu tanken und sich abzulenken. «Das ist aber nicht das Gleiche. Ich habe eine vierjährige Ausbildung gemacht und habe viel gelernt, das möchte ich jetzt einsetzen können.»

Eine weitere Schule möchte sie hingegen nicht besuchen. «Ich bin gerne bereit, Weiterbildungskurse zu machen, aber ich will nicht Vollzeit in die Schule, ich will jetzt Erfahrungen in der Praxis sammeln.» Sie hofft deshalb auf eine Stelle, am liebsten im kaufmännischen Bereich. Helfen könnte ihr ein Einarbeitungszuschuss, den die Arbeitslosenversicherung dem Arbeitgeber für die ersten Monate bezahlen würde. «Und wünschen würde ich mir, einmal im Marketing-Bereich arbeiten zu können.»

Die FN nehmen das20-Jahr-Jubiläumder Regionalen Arbeitsvermittlungszentren zum Anlass, deren Arbeit in einer losen Artikelserie bis in den Herbst zu beleuchten.

Zahlen und Fakten

Über 50-Jährige besonders betroffen

Im Juli waren im Kanton Freiburg 7581 Personen auf Stellensuche. Wie das Amt für den Arbeitsmarkt präzisiert, gibt die Zahl der Stellensuchenden ein zuverlässigeres Bild über die Arbeitsmarktlage im Kanton, da sie auch Menschen erfasst, die beispielsweise temporär arbeiten, einer vorübergehenden Beschäftigung nachgehen oder einen Weiterbildungskurs oder eine Umschulung besuchen. Von den 7581 Personen, die im Juli eine Stelle suchten, waren 1999 Personen zwischen 50 und 65 Jahre alt, diese Altersgruppe macht also rund 26 Prozent aus. 798 Stellensuchende, also gut zehn Prozent, waren zwischen 15- und 24-jährig. Genauer schlüsselt das Statistische Jahrbuch 2016 des Kantons die Altersklassen auf, diesmal jedoch für die Arbeitslosen im Juli 2015: Von den insgesamt 4188 Arbeitslosen machten die über 60-jährigen 6 Prozent aus, die 50- bis 59-jährigen 19 Prozent, die 40- bis 49-jährigen 23 Prozent, die 30- bis 39-jährigen 26 Prozent, die 25- bis 29-jährigen 13 Prozent, die 20- bis 24-jährigen 10 Prozent und die unter 19-jährigen 3 Prozent.mir

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