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Der Gewerkschafter zieht die Ellbogen wieder ein

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Pierre Duffour hatte sein Rechtsstudium in Toulouse abgeschlossen und an der Universität Neuenburg zusätzlich Sozialarbeit studiert, als es ihn aus familiären Gründen nach Freiburg zog: Er folgte seiner Frau. In Freiburg hatte er alles zum Glücklichsein, nur etwas fehlte dem gebürtigen Franzosen: Rugby.

So nahm er die Dinge selber in die Hand und gründete den Rugby-Club Freiburg. Der barbarische Sport, der von Gentlemen gespielt wird, war für Duffour Lebensschule, auch in seiner Funktion als Präsident der Gewerkschaft VPOD, des Verbands des Personals öffentlicher Dienste. «Sowohl bei einer Gewerkschaft als auch beim Rugby trägt ein Team gemeinsam ein Projekt», sagt er. «Jeder muss seine Rolle kennen; alle ergänzen sich gegenseitig. Die Leute können so mitwirken, dass sie ihre volle Energie auf das Spielfeld bringen. Dabei muss man manchmal auch ein bisschen die Ellbogen ausfahren.»

Duffour wird die Ellbogen in Zukunft weniger oft ausfahren. Er hat an der Delegiertenversammlung Mitte Juni das Präsidium des VPOD Freiburg an Wolfgang Müller weitergegeben, offiziell endet seine Amtszeit am 1. Juli, und per 1. August lässt Duffour sich in seinem Beruf als Leiter des Sozialdienstes der Stiftung Le Tremplin pensionieren. Er wolle ein Jahr lang durch Europa reisen, verrät er den FN. Für eine gewisse Zeit werde man ihn nicht mehr an Gewerkschaftsaktionen antreffen. 

Das Präsidium des VPOD Freiburg übernahm Pierre Duffour 2007. Über viele Jahre war er einfaches Mitglied der Gewerkschaft, doch 2006 habe ihn diese enttäuscht. Der Staatsrat habe damals eine Ferienwoche im staatlich subventionierten Sektor abbauen wollen. Die Gewerkschaft entschloss sich, dies nicht zu akzeptieren: Es kam zu einer Kundgebung. Doch einen Monat später habe das Kader des VPOD den Schritt des Staatsrats doch akzeptiert, so Duffour. «Das hat mich enttäuscht und verärgert. Die Parole der Gewerkschaft wurde einfach nicht respektiert.»

Es kam zu einem Machtwechsel beim VPOD. Ein Teil der VPOD-Spitze wechsel- te zum Personalverband derStaatsangestellten (Fede), während Duffour als Präsident und Gaétan Zurkinden als Sekretär beim VPOD das Ruder in die Hand nahmen.

Zwei Wege

Duffour lernte, dass es zweierlei gewerkschaftliche Wege gibt: Entweder man lebt von den Beiträgen der Mitglieder und verteidigt deren Ansichten bedingungslos, oder man geht gewisse Deals und Kompromisse mit den Arbeitgebern ein, die zum Teil die Gewerkschaften mit Lohnprozenten finanzieren. Das erste Modell vertritt gemäss Duffour der VPOD, das zweite eher die Fede. Mit diesen gegensätzlichen Grundhaltungen erklärt Duffour die Ablösung des VPOD vom Dachverband Fede in diesem Frühjahr (die FN berichteten).

Er erachtet den zweiten Weg nicht mehr wie früher als Verrat, sondern eher als eine Art, sich zu arrangieren, um zu überleben. Der VPOD habe dies aber nicht nötig: «Wir sind heute stark genug, um uns abtrennen zu können.» Er verweist darauf, dass der VPOD während seiner Präsidentschaft um 40 Prozent auf 1500 Mitglieder angewachsen sei.

Zwei prägende Kämpfe

Für Pierre Duffour prägten zwei gewerkschaftliche Kämpfe seine Amtszeit: die Forderung nach einer Kompensation der Nachtarbeit (siehe Text oben) und die Streikbewegung in diesem Frühjahr.

Beide Beispiele illustrieren gemäss Duffour, wie der VPOD funktioniert: Die Entscheide fällen die Mitglieder. Der Vorstand und das Gewerkschaftssekretariat suchen in allen Fällen das Gespräch mit den betroffenen Mitgliedern, welche über das weitere Verfahren entscheiden. So komme es beim VPOD bis zu acht Mal im Jahr zu Versammlungen, um solche Entscheide zu treffen.

Diese fallen nicht immer nach dem Gusto des Präsidenten aus. Duffour sagt zum Beispiel, dass er persönlich das letzte Angebot der Regierung zur Nachtarbeit akzeptiert und auf die Forderung nach Retroaktivität verzichtet hätte. Auch auf die Herbstkundgebung 2013 hätte er lieber verzichtet, weil er eine geringe Beteiligung fürchtete. Die Mitglieder hätten aber anders entschieden, und der VPOD zog deren Linie durch.

Buchhalter statt Ökonomen

Der abtretende Gewerkschaftspräsident erkennt, dass die Spannungen zwischen dem Staat und den Angestellten zunehmen. «Meiner Meinung nach hat es mit der Unternehmenssteuer zu tun: Der Staat ist gezwungen, Mindereinnahmen zu kompensieren.»

Für ihn tut er dies aber mit den falschen Mitteln: «Die Freiburger Staatsräte verhalten sich wie Buchhalter, nicht wie Ökonomen. Ökonomen würden verstehen, dass man in den öffentlichen Dienst als Leistung an der Bevölkerung investieren muss.»

Heute herrsche im Freiburger öffentlichen Dienst ein Klima der Angst, vor allem beim Freiburger Spital, so Duffour. Eine Eskalation seitens der Angestellten erwartet er aber nicht: «Die Lage ist noch nicht so weit, dass das Personal nichts mehr zu verlieren hat.»

Lesen Sie auch den Artikel über den Kampf des Staatspersonals für die Vergütung der Nachtarbeit

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