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«Die Arbeit war nie trocken»

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Als Kantonsrichter am Zivil- und Strafgerichtshof hat Roland Henninger während 17 Jahren Urteile hauptsächlich vom Schreibtisch aus gefällt: Er hat Akten studiert und sich dabei ein Bild über die Fälle gemacht. Mit Anwälten und Parteien hatte er als zweitinstanzlicher Richter selten direkt zu tun. «Ich habe meine Arbeit nie als trocken empfunden», sagt Henninger, der seit zwei Wochen pensioniert ist. «Ich habe in unzählige menschliche Schicksale hineingesehen.» Die Distanz zu den Beteiligten habe er als Vorteil empfunden. «Ich konnte unbefangener urteilen.»

Das Kantonsgericht korrigiert oder bestätigt hauptsächlich Urteile und Verfügungen der Bezirksgerichte und der Staatsanwaltschaft. Mit beiden Instanzen hat Henninger gut zusammengearbeitet. «Es ist nie vorgekommen, dass mich jemand persönlich für ein Urteil kritisiert hat.» Auch seien aktuelle Fälle nie Thema gewesen bei Treffen der Berufskollegen. Doch auch Urteile des Kantonsgerichts sind nicht in Stein gemeisselt; immer wieder kommt es vor, dass Parteien sie ans Bundesgericht weiterziehen, dieses korrigiert die Urteile manchmal. «Damit muss man leben können», sagt Henninger.

Bevor der Grosse Rat Roland Henninger 1998 zum Kantonsrichter wählte, war dieser vor allem im Verwaltungsrecht tätig gewesen. «Ich war quasi ein Quereinsteiger», sagt Henninger. «Und ich war im richtigen Moment am richtigen Ort.» Kantonsrichter zu werden, könne man nicht planen, denn neben den Qualifikationen spielten Parteizugehörigkeit und Sprache eine Rolle. Diesbezüglich brauche es am Gericht Ausgewogenheit, sagt der SP-Richter. Seine Wahl bezeichnet Henninger deshalb als glücklichen Zufall.

Immer mehr Fälle

Als wichtigste Veränderungen in den 17 Jahren am Kantonsgericht nennt Henninger die Zunahme der Fälle, die neuen Prozessordnungen und den Umzug ins ehemalige Augustinerkloster in der Freiburger Unterstadt. «In der Strafkammer stieg die Zahl der Fälle zwischen 2011 und 2015 um 40 Prozent an», sagt Henninger. «Und sie wurden nicht weniger kompliziert.» Es habe am Gericht zusätzliche Stellen gegeben, doch galt es auch, interne Massnahmen zu treffen und Abläufe anders zu organisieren. «Wir mussten die Leistung steigern und effizienter werden.» Zwei Dinge sieht Henninger als verantwortlich für die Zunahme–das Bevölkerungswachstum und die Emanzipation der Gesellschaft: «Die Leute nehmen nicht mehr alles hin. Gleichzeitig bietet das Gesetz heute viel mehr Möglichkeiten, ein Urteil anzufechten.»

«Schüren Misstrauen»

In den letzten Jahren scheint die Bevölkerung ihr Vertrauen in die Richter verloren zu haben. So lassen es zumindest verschiedene Volksinitiativen vermuten–aktuell die Durchsetzungsinitiative der SVP, die den Richtern bei Ausschaffungen keinen Ermessensspielraum mehr geben will. «Gewisse politische Kreise schüren dieses Misstrauen», sagt Henninger. Persönlich habe er diesen Argwohn nicht gespürt und er sei auch nie für seine Urteile kritisiert worden. Ausser bei einem Tötungsdelikt vor langer Zeit, als die Strafkammer eine Frau aus der Untersuchungshaft entliess: «Da habe ich viele happige Briefe bekommen. Aber darüber muss man stehen können.»

Nun wird Roland Henninger nicht mehr oft im Kantonsgericht anzutreffen sein–in der Unterstadt hingegen schon. Dort hat er lange gewohnt und noch viele Freunde. Den Beginn seiner Pension gehe er erst mal gemütlich an, sagt der 63-Jährige, der heute in Bürglen zu Hause ist. Später wolle er «reisen, im Garten arbeiten und viele gute Bücher lesen.»

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