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Nahostkonflikt strahlt auf Freiburg aus

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«Nakba», «die Katastrophe». Der Name der Ausstellung, die am Montag im Espace 25 des Hauses der Wirtschaft in Freiburg startet, ist bezeichnend für den ganzen Nahostkonflikt. Als die Ausstellung vor rund zwei Jahren in Bern gezeigt wurde, löste sie eine heftige Debatte in den Medien und namentlich in den Leserbriefspalten aus. Als «Katastrophe» bezeichnen die arabischen Palästinenser die Gründung des Staates Israel nach dem Zweiten Weltkrieg. Für die Israeli war die Staatswerdung wiederum die Realisierung eines jahrzehntelangen Wunsches; die Einwanderung in den neuen Staat war aus ihrer Sicht eine «Aliyah», eine «Rückkehr».

Die Ausstellung will nach Angaben der Organisatoren die politische Entwicklung in der Region und die Geschichte ihrer Menschen von der Zeit der osmanischen Herrschaft über Palästina bis in die Gegenwart darstellen. Dabei wird Israel von den Machern als ein «westliches Projekt» verstanden, dessen Gründung «die Zerstörung von Siedlungen, Kulturland, Dörfern und Städten, die Enteignung der Ländereien, gefolgt von Flucht und gar Vertreibung und Deportation der Bewohner» mit sich gebracht habe. Dies habe die palästinensische Gesellschaft zerstört. Die 14 Standtafeln mit historischen Texten und Bildern stützen sich laut einer Mitteilung auf Ereignisse ab, die «historisch klar nachgewiesen sind und auf Tatsachen beruhen, die nicht infrage gestellt werden können». Quellen seien wenig bekannte Geschichtswerke, kritische israelische Historiker und Zeugenaussagen.

Kampf um Öffentlichkeit

Der Nahostkonflikt ist ein Kampf der Worte und der Sichtweisen. Darauf geht die Ausstellung ein und will den durch die Gründung Israels verursachten Konflikt aus betont arabischer Sicht darstellen. «Wir wollen ein Gegengewicht geben zur Information, die weitgehend aus israelischen Quellen gespiesen wird», sagt Organisator Johannes Fankhauser. Er sei sich bewusst, dass die Ausstellung Diskussionen auslöse, doch die orientalische Sichtweise sei in der Debatte um Palästina und Israel im Westen kaum bekannt. «Die öffentliche Meinung hier ist einseitig beeinflusst.» Die andere, die arabische Seite, habe nicht viel zu sagen. «Wir wollen keinen Streit provozieren», gibt Johannes Fankhauser zu bedenken, doch es sei wichtig, diesen ergänzenden Blickwinkel zu ermöglichen.

Die Ausstellung in Freiburg ist gewissermassen eine Fortsetzung der Palästina-Woche vom März dieses Jahres, die eine Gruppe namens «Die Wege Palästinas», deren Mitglied Fankhauser ist, zusammen mit Historikern der Uni organisiert hatte. Davor war die Gruppe in die von Israel besetzten Gebiete gereist.

«Unfair und parteiisch»

Lukas Weber, Präsident der Regionalsektion Bern der Gesellschaft Schweiz-Israel (GSI), ist mit dieser Darstellung der Ereignisse überhaupt nicht einverstanden. Die Ausstellung sei tendenziös, kritisiert er seinerseits, und «die Themen, über die berichtet wird, sind parteilich ausgewählt und blenden Wesentliches aus». Es werde verschwiegen, so Weber, dass die arabische Welt Israel aus Prinzip nicht akzeptiere, dass viele Juden aus ihrer arabischen Heimat vertrieben und zu Flüchtlingen in Israel wurden, und dass in Israel Nichtjuden volle Bürgerrechte geniessen.

Besonders stört Weber, dass die Ausstellung bewusst für den Besuch von Schulklassen konzipiert ist. «Die Ausstellung propagiert eine einseitige Sicht», so Weber.

Kein Verständnis hat Lukas Weber für das prominent besetzte Patronatskomitee der Ausstellung unter dem Vorsitz des Freiburger SP-Nationalrats Jean-François Steiert (siehe Kasten links). Weber hat den Mitgliedern des Komitees einen Brief geschrieben, der dieser Zeitung vorliegt. Darin stellt er seine Argumente dar und betont, dass die Gründung von Israel auf Beschluss der Uno vollzogen worden und damit legitim sei. Somit könne sie nicht als Katastrophe bezeichnet werden. Zudem sei Israel seit seiner Gründung mit Kriegen und Terror konfrontiert. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie mit Ihrem Namen einseitig gegen Israel Partei ergreifen möchten», schreibt Weber in seinem Brief und fordert die Komitee-Mitglieder dazu auf, ihre Position zu ändern.

Bewusst mitgemacht

Webers Vorwurf, die Mitglieder hätten für das Patronatskomitee zugesagt, ohne über den angeblich einseitigen Charakter informiert zu sein, weist Steiert zurück. Er selbst habe sich bereits in seinem Geschichtsstudium eingehend mit dem Thema befasst. Und dem ehemaligen Direktor des UN-Flüchtlingshilfswerks in Jerusalem zu unterstellen, er habe keine Ahnung, sei unangemessen.

Sein Fazit: «Offenbar ist man uninformiert, wenn man nicht zu 100 Prozent dieselbe Meinung hat wie Herr Weber.» Im Übrigen gebe es auch jüdische Organisationen und Persönlichkeiten, welche die Ausstellung und ihre Anliegen unterstützten. Steiert verweist schliesslich darauf, dass sich die Uni Freiburg traditionell um die ausgewogene Betrachtung des Konfliktes bemüht.

«La Nakba»im Espace 25, Perolles 25, wird am Montag, 6. Oktober, um elf Uhr eröffnet und endet am 11. Oktober. Abends ab 19 Uhr gibt es Führungen. Die Ausstellung ist die französische Version des deutschen Originals. Hinter der Ausstellung stehen die Vereinigungen Wege Palästinas, Aider Beit-Sahour und das Collectif Urgence Palestine.

«Wir wollen ein Gegengewicht geben zur Information, die weitgehend aus israelischen Quellen gespiesen wird.»

Johannes Fankhauser

Organisator «Nakba»-Ausstellung

«Die Themen, über die berichtet wird, sind parteilich ausgewählt und blenden Wesentliches aus.»

Lukas Weber

Gesellschaft Schweiz-Israel

Zu den Personen

Das Freiburger Patronatskomitee

Für die Ausstellung «La Nakba» steht ein Patronatskomitee mit über 20 illustren Mitgliedern ein, darunter viele Politiker: die Nationalräte Jean-François Steiert (SP) und Dominique de Buman (CVP), die Staatsräte Erwin Jutzet (SP) und Marie Garnier (Grüne), Alt-Staatsrätin Ruth Lüthi (SP), der Freiburger SP-Syndic Pierre-Alain Clément, Benoît Challand und Claude Hauser (Professoren für Zeitgeschichte an der Universität Freiburg), Laurent Passer (Präsident der Versammlung der katholischen kirchlichen Körperschaft des Kantons Freiburg), die Vereinigung Pro Freiburg und deren Präsident Jean-Luc Rime, Yves Besson (früherer Direktor des UN-Hilfswerks für Flüchtlinge in Jerusalem), Claude Ducarroz (Probst Domkapitel St. Nikolaus), Caroline und Nathan Finkelstein, Musiker, Chorleiter Philippe Savoy, Sänger Michel Bühler, Journalistin Monique Durussel, Geograf Lucas Oesch, Regisseur Francis Reusser, die Gesellschaft Schweiz-Palästina und Alt-Nationalrat Josef Zisyadis (PdA).fca

Geschichte: Der Nahostkonflikt im Zeitraffer

N ach Ende der osmanischen Herrschaft war Palästina von 1920 bis 1948 ein Gebiet unter britischer Kontrolle, geprägt von Unruhen und dem Zwist der beiden Volksgruppen: der Araber und der Juden. 1947 entschieden die Vereinten Nationen, das Land in einen arabischen und einen jüdischen Staat aufzuteilen. Am 14. Mai 1948 riefen die Vertreter der jüdischen Bevölkerung unter Vorsitz von David Ben Gurion den Staat Israel aus. Chaim Weizmann, der in Freiburg doktoriert hatte, wurde der erste Präsident Israels. Die Schweiz anerkannte den neuen Staat Anfang 1949. 1957 wurde die Gesellschaft Schweiz-Israel gegründet. Die Schweiz war mehrfach und auf verschiedenen Ebenen an Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien beteiligt.

Die Gründung Israels war das Ende eines politischen Prozesses, der mit einem Kongress in Basel begann und als Zionismus-Bewegung bezeichnet wird. Sie organisierte die jüdische Einwanderung nach Palästina. Doch die Veränderung der politischen und demografischen Struktur im britischen Mandatsgebiet führte zum Krieg. Es gab sechs grössere und mehrere kleinere bewaffnete Konflikte: der Krieg 1948/49 sofort nach der Gründung Israels, der zur Flucht vieler Araber aus dem jungen Staat führte, die Suezkrise von 1956, der Sechstagekrieg von 1967, der Jom-Kippur-Krieg 1973 sowie die Libanon-Kriege von 1982 und 2006. 1987 und 2000 wurde die Region durch die Intifada-Aufstände erschüttert. fca

Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz (www.hls.ch).

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