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Vom Seminar zur Hochschulinstitution

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 Zuerst Seminar für Journalistik, dann ein Institut und heute das Departement für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung: Die Lehr- und Forschungsstätte an der Universität Freiburg blickt auf eine 50-jährige wechselvolle Geschichte zurück. Das Institut hat sich schweizweit einen Namen gemacht und viele bekannte Medienschaffende ausgebildet. Der frühere Institutsdirektor, Louis Bosshart, und der amtierende Leiter Manuel Puppis freuen sich über das Erreichte, wie sie im FN-Interview sagen.

 

 Was war das für eine Zeit, als das Institut an der Universität gegründet wurde, und was hat sich seither geändert?

Louis Bosshart:Ein böses Bonmot sagte: Professoren wissen von nichts alles, Journalisten wissen von allem nichts und die Sekretärin von allem alles. Es hiess auch: Wer Journalist werden will, muss ein abgebrochenes Studium hinter sich haben und am besten noch eine Scheidung aufweisen. Es wurde beklagt, dass es ihnen an Grundwissen mangelt – nicht nur handwerklich, auch inhaltlich. Es bot sich an, dass die Uni ein Studium mit Praxisbezug anbietet, kombiniert mit Fachwissen aus anderen Bereichen wie Politik und Wirtschaft. Der Markt hatte ein Bedürfnis nach dieser Ausbildung. Wir haben den Auftrag erhalten, die Qualität der journalistischen Arbeit zu verbessern und dafür eine praxisorientierte Journalistikausbildung auf die Beine zu stellen. Vor rund 15 Jahren kamen Fachhochschulen wie das Medienausbildungszentrum MAZ auf. Die Universität beschloss dann, auf die Journalistenausbildung zu verzichten und die Arbeit auf Forschung, Theorie und Analyse zu verlagern.

 

Manuel Puppis:Es war ein grosser Wandel. Wir bieten heute zwar noch einige ergänzende Praxiskurse an, welche die Studierenden beliebt und ein wichtiger Wettbewerbsvorteil für die Uni Freiburg sind. Doch wer in die Praxis will, geht an die Fachhochschulen. Wir sind ein sozialwissenschaftlicher Studiengang und überzeugt, dass dieser praxisrelevant ist. Unsere Abgänger können ihr hier erlangtes akademisches Wissen brauchen und anwenden, egal, wo sie arbeiten.

 

 Bosshart:Ich bin ein grosser Verfechter dieser Praktika, dass die Studierenden in den Redaktionen auf dem Beruf ausgebildet werden. Einerseits erfahren sie, ob sie für die Tätigkeit überhaupt taugen, ob sie zum Beispiel geeigneter sind in Printmedien, beim Fernsehen oder beim Radio. Und der Arbeitgeber erhält die Möglichkeit, Talente zu entdecken.

 

 Wofür ist Medien- und Kommunikationswissenschaft eigentlich gut? Welchen Nutzen bringt sie der Gesellschaft?

Puppis:Der Stellenwert der Medien hat zugenommen, erst recht seit der Verbreitung des Internets. Es durchdringt unser ganzes Leben. Es prägt auch den Journalismus. Unser Fach beschäftigt sich mit der Arbeitsweise von Medienunternehmen, Journalisten, Inhalten, Mediennutzung und ihrer Wirkung. Darüber hinaus befassen wir uns mit gesellschaftlichen Fragen wie der wirtschaftlichen Bedeutung von Medienunternehmen, medienpolitischen Fragen oder dem internationalen Vergleich von Mediensystemen. Das sind relevante Fragen. Die meisten Erfahrungen, die wir machen, bekommen wir über Medien vermittelt. Die Medien haben eine immense Rolle in der Gesellschaft und prägen Werte, Konflikte, Wahrnehmungen. Eine Gesellschaft braucht eine Reflexion, ausführlich und auf theoretischer sowie methodischer Grundlage. Darum braucht es eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesen Fragen.

 

 Sie sind recht präsent in der Öffentlichkeit. Warum?

Puppis:Es ist wichtig, dass wir mit unseren Resultaten an die Öffentlichkeit gehen, Entscheidungsträgern eine verständliche Entscheidungshilfe geben. Wir nehmen diese Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft wahr. Wir haben viele Aufträge für Forschungsprojekte, in deren Rahmen wir uns mit aktuellen und praktischen Fragen beschäftigen.

 

Zum Beispiel …?

Puppis:Der Jugendmedienschutz. Wir haben eine Studie gemacht zur Frage, worauf Kinder und Jugendliche im Internet stossen und wie sie damit umgehen. Der Bundesrat wollte wissen, ob es staatliche Regulierung braucht, inwiefern man die Betreiber der Seiten und die Internetprovider zur Verantwortung ziehen kann, was Schulen und Eltern machen können. Solche praktischen Fragen bewegen die Politik und die Menschen. Und die Wissenschaft liefert die Antworten dazu.

 

Bosshart:Die Uni ist für Kanton und Stadt ein grosses Geschäft. Studien haben immer wieder aufgezeigt, dass der Ertrag grösser ist als die Investitionen. Der materielle wie auch der immaterielle Wert der Universität wie auch des Departements sind beträchtlich. Wir haben viele ausserkantonale Studierende. Diese sind lukrativ für den Kanton.

 

 Was hat Freiburg, was zum Beispiel Zürich – wo Sie, Herr Puppis, herkommen – nicht hat?

Puppis:Die Studierenden schätzen die Atmosphäre. Wir haben eine gewisse Grösse, über 100 Anfänger im Bachelor-Studiengang pro Jahr, zwei Master-Studiengänge mit je 25 Anfängern. Wir sind nicht klein, aber die Atmosphäre ist intimer als an einer Grossuniversität wie Zürich mit viermal mehr Anfängern, als wir sie hier haben. Das gefällt nicht allen. Das Verhältnis hier ist anders: Man kennt die Dozenten und lernt die Studienkollegen viel rascher kennen. Und Freiburg ist als Stadt attraktiv. Diese Anziehungskraft für Studierende aus anderen Kantonen und aus dem Ausland ist besonders auf Master-Niveau wichtig. Und die erwähnten Praxiskurse sind noch immer eine attraktive Ergänzung. Sie sind zwar nicht mehr unser Kerngeschäft, doch wir arbeiten mit Profis zusammen, welche den Studierenden Praxiswissen vermitteln können. Aber auch unsere Master-Studiengänge sind attraktiv.

 

Bosshart:Die Masterstudiengänge bieten auch Möglichkeiten für ältere Studierende, die oft schon im Beruf stehen, nebenher arbeiten oder ein Studium ohne Matur absolvieren wollen.

 

Puppis:Dieser Zugang 30plus ist ein gutes Angebot für Leute aus der PR oder den Medien, die Wissen mitbringen und Lust auf ein Studium haben.

 

Sie haben das Departement geprägt, Herr Bosshart. Sind Sie stolz auf Ihr Kind?

Bosshart:Ich bin stolz und zufrieden mit dem Erreichten. Ehemalige haben immer wieder die Zwangslosigkeit, die offenen Türen, den unkomplizierten Zugang zu den Dozenten gewürdigt. Es gab auch Rückschläge. Meine grösste Enttäuschung war das Scheitern eines Projektes für ein Departement für Gesellschaftswissenschaften. Das wäre ein Trumpf gewesen. Aber es scheiterte an Eitelkeiten und dem Egoismus einiger Kollegen.

  

Wie fest müssen Sie heute um Ihren Platz an der Uni kämpfen?

Puppis:Wir sind gut aufgestellt. Das ermöglicht die nachhaltige Führung des Studiengangs und die Betreuung der Leute. Wir sind auch erfolgreich bei der Akquisition von Drittmitteln und Forschungsprojekten. Das finanziert Nachwuchsstellen auf Doktorandenebene und wir können wichtige Forschungsarbeiten durchführen. Seit ich hier bin, stiessen wir mit unseren Wünschen nach Ausbau und Veränderungen bei der Fakultät und der Unileitung immer auf Wohlwollen. Die Veränderungen wurden in Rekordtempo bewilligt.

 

Sie haben heute fünf deutschsprachige Professoren, im Herbst stösst eine Professorin hinzu. Die französische Abteilung ist jedoch weniger gut aufgestellt. Wurmt sie das?

Puppis:Das ist der Wermutstropfen. Sie macht eine gute Arbeit, ist aber nach dem Weggang vieler Kollegen geschwächt. Seither haben wir nur noch einen Lehrstuhl auf Französisch. Wir versuchen, die nötigen Mittel für ein nachhaltiges Angebot auf Französisch zu erhalten. Wir brauchen das: Wir sind eine zweisprachige Uni, und unser Departement ist in der Romandie ein Leuchtturm der Kommunikationswissenschaft und der Medienforschung.

 

Was hat sich in den letzten Jahrzehnten im Journalismus geändert?

Bosshart:Zeitdruck, Abhängigkeitsdruck, geringere Ressourcen.

 

Puppis:Eine bessere fachliche Ausbildung. Viele Journalisten bringen heute vertieftes journalistisches Fachwissen mit. Und die Medienkrise: Verlage haben kein Geschäftsmodell für das Internet. Die Folge sind Sparmassnahmen, Zeitdruck, grosser Aufwand für die Bespielung aller Kanäle. Das ist ein Problem für die Demokratie und die Gesellschaft. Man muss den Journalismus und die Geschäftsmodelle neu erfinden.

Geschichte: Von der Zeitungskunde bis zur Medienforschung

A ls das Departement vor 50 Jahren gegründet wurde, war es eines der ersten kommunikationswissenschaftlichen Institute der Schweiz. Am 29. April 1966 beschloss der Staatsrat die Bildung eines Instituts für Journalistik an der Universität Freiburg. Es basierte auf einem 1964 lancierten Seminar.

Zwei Jahre später kamen Kurse im Film, Radio und Fernsehen dazu. 1982 wurde das Institut in einen Lehrstuhl für Journalistik und Kommunikationswissenschaft überführt, dessen Leitung Professor Louis Bosshart übernahm. 1990 wurde das Institut zweisprachig deutsch/französisch und erhielt 2002 eine zweite deutschsprachige Professur. Weitere Lehrstühle folgten. 2005 zog das Departement ins neue Unizentrum Perolles 2.

2013 trat der heutige Präsident Manuel Puppis sein Amt an. Mit fast 600 Studierenden ist es eines der grösseren Fächer an der Universität Freiburg. Die Lehrveranstaltungen sind mehrheitlich auf Deutsch und Englisch, es gibt auch Studiengänge auf Französisch.

Unter den prominenten Absolventen sind Medienschaffende wie Barbara Colpi, Franz Fischlin, Andrea Jansen, Felix Schneuwly, Christa Rigozzi und Christoph Nufer sowie Kommunikationsfachleute wie Matthias Meyer (Google), Fiona Flannery (Fiat) oder Dagmar Zumstein (Mc Kinsey). fca

Zum Programm

Ein Fest mit Vorträgen

Am 7. April feiert das Departement für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Freiburg sein 50-Jahre-Jubiläum mit einem Festanlass. Nach der Begrüssung durch den Präsidenten des DCM, Manuel Puppis, wird es ein Podiumsgespräch mit Ehemaligen am runden Tisch und ein Referat über die «Forschung in der Kommunikationswissenschaft früher und heute» des früheren Departementsleiters Louis Bosshart geben. Danach ist ein Ausstellungsbesuch zur Geschichte des Departements möglich. Den Abschluss machen ein Konzert der Freiburger Rockband «Decode» und eine Afterparty mit Barbetrieb. Vom 7. bis 9. April findet in Freiburg die Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Kommunikations- und Medienwissenschaft statt. Das Thema: «Medien und sozialer Wandel: von den Anfängen bis zu den neuesten Entwicklungen».fca

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