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Charme, Schalk und etwas Geistigkeit

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Die Lust am Komödiantischen, am Spott, die schalkhafte Kritik an einer nicht immer gesunden Gesellschaft, ganz in der Tradition einer bezaubernden «Commedia del arte», die Macht des Geldes, gepaart mit Charme und Esprit und der Freude an den kleinen menschlichen Schwächen: Sie nehmen das Publikum in der Arena Avenches sofort gefangen. Gioachino Rossinis «Barbier von Sevilla» wird bis 17. Juli noch fünf Mal gespielt.

Ein Blick in die spätabendliche Arena: südländische, ausgelassene Stimmung, Sevilla, südländische Temperaturen. Die Bühne (Bühnenbild: Emmanuelle Favre) wirkt vorerst wirr, ungeordnet, mit willkürlich angelegten weissen, transparenten Häuschen auf «Räderstelzen»–wie Pfahlbauten. Bei den ersten Takten der Ouvertüre wird die Arena allmählich belebt durch Statisten, den Chor, die unterschiedlichen Charaktere der auftretenden Personen. Und es entwickelt sich ein emsiges Treiben, ohne übertriebenen Aktionismus: Der Regisseur Marco Carniti schickt Männer mit Velos, mit Stühlen, mit Leitern, mit Schubkarren, meist in Weiss getüncht, oft in ästhetischen Posen, auf die breite Bühne.

Poetische und betriebsame Stimmungsbilder wechseln sich ab, alte Kostüme und aktuelle, moderne Gegenstände ergänzen sich wie selbstverständlich. Lichteffekte tauchen die Häuser in Weiss oder Rot, einzelne unaufdringliche, publikumswirksame Projektionen bevölkern das Museum im Hintergrund und untermalen die Handlungen der Protagonisten–es fallen Geldmünzen in die Arena, Google-Symbole zu Basilios iPad, bewegte Lippen zu Bartolos überströmendem Redeschwall, Regentropfen bei der Gewitterszene.

Die Häuser werden von Statisten gedreht, zum Teil in tänzerisch-eleganten Aktionen, und statt einer Drehbühne lassen sich die sich drehenden «Häuser» in immer neuen Kombinationen als Zimmer des Dottore Bartolo verwandeln. Und hier, in diesen Räumen, entspinnt sich die köstliche Komödie.

Immer wieder Figaro

Eine einfache, turbulente Handlung: Der in Sevilla allgegenwärtige Barbier Figaro verhilft einem vorerst ungeschickten Grafen Almaviva, die geliebte Rosina aus den Fängen ihres alternden Vormunds, Doktor Bartolo, zu entreissen. George Petean nimmt als Figaro die ganze Bühne in Beschlag. Fulminant der erste Auftritt des Barbiers: Selbstherrlich erscheint er auf seinem mächtigen, mehrspännigen «Scheren-Wagen» und inszeniert fortan wie ein Feldherr die Aktionen «seiner Spielfiguren».

Mit flexibler, voluminöser Baritonstimme schmiedet er die köstlichen Verwirrspiele, ein Schauspieler und Komödiant, der seine Stimme differenziert ausbreitet. Als Gegensatz dazu der chinesische Tenor Yijie Shi: fast zerbrechlich, doch agil schlüpft er mit schlanker, sicherer Tenorstimme in die Rolle des Grafen Almaviva und entwickelt sich vom unsicheren Liebhaber zum kleinformatigen Don Juan, der immer bewusster seinen Reichtum und seine Gunst als Mittel der Verführung einsetzt und sich schliesslich mit seiner Rosina listig vermählen darf. Eine liebenswürdige, doch kecke Rosina, eine selbstbewusste, moderne Frau verkörpert die hervorragende kroatische Sängerin Lana Kos. Sie löst sich unverfroren aus ihrer «Gefangenschaft» und betört mit virtuos-sicheren Koloraturen, mit einer farbigen, dynamisch reichen Stimme und einer starken, verführerischen Ausstrahlung.

Miguel Sola gestaltet die Rolle des Bartolo als tollpatschigen, grobschlächtigen Doktors, sonor, doch etwas gleichförmig. Und der pfiffige Musiklehrer Basilio kleidet sich nicht nur schwarz, sondern verblüfft mit ebenso schwarzer, tiefer, durchdringender Stimme. Bedauernswerte Unterwürfigkeit und leicht überzeichneten, leeren Aktionismus spielen Carine Séchaye (Berta) und Yaël Rion, unschuldig, gekonnt.

Kammerorchester

Der israelische Dirigent Nir Kabaretti leitet das überzeugende Freiburger Kammerorchester mit klarer, engagierter Gestik, schält – soweit vom zugewiesenen Platz genügend beurteilbar–die vielfältigen, bunten Klangfarben des Orchesters sensibel heraus, übertönt die singenden Rollenträger nie. Er fördert mit eher gemässigten Tempi die Textverständlichkeit der Solisten und des flexiblen, sonoren, ausdrucksstarken Chores der Oper Lausanne unter der Leitung von Pascal Mayer.

Zum Stück

Die Opera in der alten Römerarena

Der «Barbier von Sevilla»: ein dichter Abend, eine fesselnde, ausgezeichnete, lebendige, packende Aufführung mit kompetenten Ensembles, mit vielen Stärken und wenigen, unbedeutenden Schwächen. Und eine Aufführung in einer wunderbaren, sommerlichen Atmosphäre, mit Vogelstimmen, einem unwirklich bezaubernden Mondschein. 2016 wird Giacomo Puccinis «Madame Butterfly» ein hoffentlich zahlreiches Publikum anlocken.hr

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