Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das alte Herz Helvetiens wird 2000

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Ob es nun wirklich an einem Frühlingstag des Jahres 15 nach der Zeitenwende war, als die keltisch-römische Siedlung Aventicum gegründet wurde, weiss heute niemand sicher (siehe Kasten rechts unten). Doch das tut den Feierlichkeiten für das 2000-Jahr-Jubiläum von Avenches keinen Abbruch. Salutschüsse der historischen Waadtländer Miliz und Fanfarenstösse der örtlichen Musik La Lyre Avenches leiteten auf dem Kirchplatz die Eröffnungsfeierlichkeiten ein, bevor die Ehrengäste als bunter Umzug zum Schloss zogen.

Der Freiburger SP-Bundesrat und Kulturminister Alain Berset weihte mit einem kurzen Akt den 2000-Jahre-Gedenkweg beim Schloss und eine Erinnerungstafel zum Jubiläum ein. Die Fahne des Städtchens erhielt Berset vom Syndic von Avenches und Präsidenten des Organisationskomitees, Daniel Trolliet, mit den Worten geschenkt, er möge sie im Büro aufhängen. «So gross ist mein Büro nicht», entgegnete Berset gut gelaunt.

Keine Löwen in der Arena

Später bei der offiziellen Eröffnungsfeier auf dem Festplatz hinter dem Storchenturm würdigte Berset Avenches als wichtigen Knotenpunkt mit dem Amphitheater in der Mitte. Als er dieses beim Vorbeigehen gesehen hatte, fiel ihm ein, dass früher in solchen Arenen den Löwen zum Frass vorgeworfen wurde, wer Fehler gemacht hatte. Er sei froh, dass ihm das heute erspart bleibe, so Berset.

«Ich habe noch nie einen 2000-jährigen Menschen kennengelernt, was ich bedaure», fuhr Berset fort, denn er hätte mit dieser Person sicher viele anregende Gespräche führen können. Allerdings sei er froh, nicht 20 Fauteuils, das traditionelle Geschenk für 100-Jährige, über die kurvige Strasse von Belfaux nach Avenches karren zu müssen. Er gratuliere Avenches zum Geburtstag.

Besuch aus Rom

Syndic Trolliet begrüsste unter anderem den russischen Botschafter in der Schweiz, Regierungsmitglieder des Kantons Bern, dem die Waadt und Avenches lange gehörten, und den italienischen Generalkonsul. Dieser repräsentierte quasi die römischen Stadtgründer, wie der OK-Präsident erklärte. Schliesslich schloss Image-Botschafter Christian Tschanz mit der Avenches-Hymne und einem lauten «Schönes Fest, Avenches!» den offiziellen Teil der Eröffnung ab. Kaum war Tschanz von der Bühne getreten, präsentierte eine kosovarische Musik- und Tanzgruppe aus der Region Avenches die kulturellen Schätze ihrer ursprünglichen Heimat. Dies als erster von über 80 Programmpunkten dieses Jubiläums. Die Arena für das Fest ist bereit, vom Mittelaltermenu bis zum Militärmarsch–jedes Bedürfnis wird in diesen Tagen auf dem weitläufigen Festplatz bedient.

Alain Berset begrüsst Jean-François Baeriswyl, den Freiburger Organisator des Mittelalter-Dorfes am Jubiläumsfest.Nicht nur antike Geschichte wird in Avenches zelebriert, die Waadtländer Miliz repräsentiert ein Kontingent aus dem Jahr 1803.

Zum Programm

Feierliche Reise durch die Geschichte

Das Jubiläum «Aventicum MMXV» (Avenches 2015) findet bis Montagmittag an mehreren Standorten statt. Das Zentrum der Feierlichkeiten befindet sich im Festzelt Selley in der Nähe des römischen Amphitheaters. Ein grosser Parkplatz auf dem Sportplatz Eterpis ist signalisiert, ein regelmässiger Gratis-Shuttle-Dienst ist eingerichtet. Es gibt verschiedene Veranstaltungen: Ein mittelalterliches Dorf wurde aufgebaut, heute Samstag finden Gladiatoren-Schaukämpfe statt, und Kinder können diese antike Kunst des Kampfes mit Gladius (Kurzschwert) und Scutum (Schild) erlernen. Ausserdem tritt das Kammerorchester der Broye auf, ein Ensemble führt mittelalterliche Tänze auf, der Gemischte Chor Avenches singt Lieder. Als Kontrastprogramm legt ein DJ Tanzmusik auf, und eine bayrische Band spielt Biergartenmusik. Am Sonntag sind Flüge historischer Flugzeuge und von Modellfliegern vorgesehen. Das Museum Vallon zeigt Mosaikarbeiten und eine Theatergruppe führt ein antikes Stück auf. Für Familien besteht die Möglichkeit, eine «Rallye» zu Fuss oder per Velo zu machen, welche alle drei Festorte berührt. Den Abschluss machen der ökumenische und zweisprachige Gottesdienst am Montag um 9.30 Uhr und anschliessend eine gemeinsame Friedensbotschaft von Würdenträgern verschiedener Religionen und der Behörden aus der Region.fca

Zur Geschichte

Einstmals das Zentrum der Römer-Schweiz

Aventicum war die Hauptstadt der gallorömischen Civitas der Helvetier und das religiöse, administrative und wirtschaftliche Zentrum der römischen Provinz. Es lag an der Heeresstrasse zwischen Genfersee und Augusta Raurica. Die Forschung nimmt an, dass die Gründung mit derjenigen des Legionslagers Windisch zusammenfällt: Das war im Jahr 16. Archäologisch gesichert ist die Siedlung aus der Zeit des Kaisers Tiberius (14-37). Die Blütezeit begann um 70 durch die Erhebung zur Kolonie. Um 260 zerstörten die Alemannen die Siedlung. Im frühen Mittelalter entwickelte sie sich und war kurzzeitig Bischofssitz. Dann wurde sie bedeutungslos. Ab 1760 erinnerten Zufallsfunde an die Geschichte. 1824 wurde das Museum gegründet. 1906 wurden das Amphitheater und ab 1915 der umfangreiche Tempelbezirk ausgegraben.fca

Syndic: «Avenches hat eine Geschichte»

D er Waadtländer Grossrat und Syndic von Avenches, Daniel Trolliet, ist Präsident des Organisationskomitees für die 2000-Jahr-Jubiläumsfeier von Avenches. Die Feier hat gestern Abend begonnen und endet Montagmittag, 25. Mai. Während zwei Jahren hat Trolliets neunköpfiges Team am Programm gearbeitet. Rund 500 Helfer sind eingeteilt, insgesamt 85 Veranstaltungen finden an fünf Orten in Avenches, Oleyres und Donatyre statt. Das Gesamtbudget der Veranstaltung beträgt 1,1 Millionen Franken.

 

Ihre Stadt feiert ihren 2000. Geburtstag. Ist das ein Grund, stolz zu sein?

Natürlich. Avenches war während rund 300 Jahren die Hauptstadt der römischen Provinz Helvetien. Sie spielte im Römischen Reich eine bedeutende Rolle. Syndic dieser Stadt zu sein, ist wunderbar. Wissen Sie: Diese Stadt hat eine Geschichte, mit der man sich identifizieren kann. Das kann nicht jeder Ort von sich sagen; denken Sie an die Vororte in Frankreich. Da hat die Bevölkerung keinen Bezug zu ihrem Wohnort.

 

Auf welche Anlässe während der Jubiläumsfeierlichkeiten freuen Sie sich besonders?

Es gibt jeden Tag etwas zu erleben. Es gibt ein mittelalterliches Dorf mit 300 Akteuren, Konzerte, eine Ausstellung von historischen Flugzeugen und Landmaschinen. Es hat also für jeden etwas. Ganz abgesehen davon, dass man zusammensitzen und ein Glas Wein geniessen kann. Das ist spannend für alle. Ich freue mich besonders auf den ökumenischen Gottesdienst am Pfingstmontag. Auf diesen folgt eine gemeinsame Botschaft für den Frieden. Das ist ein zentraler Begriff in einem Ort, in dem 54 Nationalitäten und 34 Prozent Ausländer nebeneinander wohnen. Es ist wichtig, dass wir dieses Zusammensein von Religion, Ethnien und Sprachen feiern. Die Bevölkerungszahl von Avenches verdoppelte sich fast innert kürzester Zeit. Die Feier soll auch dazu dienen, diese neue Bevölkerung zu integrieren.

 

Was war bei der Organisation des Anlasses die grösste Herausforderung?

Wir arbeiten seit zwei Jahren an diesem Anlass. Das Schwierigste war, ein Programm auf die Beine zu stellen, das unserer Bevölkerung nahe ist und sie zum Mitmachen motiviert. Sie fragte sich, ob die Feier nötig ist. Die 2000 Jahre sind ja auch lediglich eine Schätzung. Wir müssen den Menschen erklären, warum wir feiern. Wir wollen ein positives Image für unsere Stadt. Dann hatten wir immer das Budget vor Augen. Wir haben Sponsoren gefunden, die sich mit einer halben Million Franken an der Feier beteiligen. Das ist fantastisch.

 

Sind Sie denn auch persönlich interessiert am Mittelalter oder an der Römerzeit?

Ja, und zwar sowohl an Geschichte als auch an Geografie. Ich interessiere mich sehr für fremde Kulturen und bin auch schon auf eigene Faust nach Indien gereist, als ich jung war. Und wer sich für andere Kulturen interessiert, hat meistens auch einen Bezug zur eigenen Kultur. Ich beschäftige mich mit unserer Geschichte. Ich stelle auch fest, dass die alten Mythen, die Helvetier und ihr Auszug nach Gallien, der Kampf und die Niederlage gegen Caesar, dass dies alles an Bedeutung verloren hat. Das ist schade, die Franzosen zum Beispiel beschäftigen sich intensiv mit ihrer Geschichte. fca

Meistgelesen

Mehr zum Thema