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Eine Zeitung geht ihren eigenen Weg

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Am Anfang war eine klassische Lehre im Offset-Druck, dann schloss der heute 45-jährige Medienmanager Nicolas Mengis 1997 an der Technikerschule mit einer Diplomarbeit zum Thema «Digitaldruck und dessen Einsatzmöglichkeiten» ab.

«Ich hätte damals nie gedacht, dass der Digitaldruck gerade hier in Visp einmal zur Anwendung kommt», sagt Mengis. Tatsächlich hat das Druckunternehmen Mengis gestern in 30 000 Exemplaren die Jubiläumsausgabe zum 175-jährigen Bestehen des Walliser Boten herausgegeben. «Mit dem kürzlich in Betrieb genommenen Digitaldrucksystem wagt Mengis als erster Zeitungsverlag mit einer Tageszeitung den Schritt in das digitale Druckzeitalter.»

Die Familie Mengis druckt den Walliser Boten seit 1932, erst zweimal wöchentlich, später als Tageszeitung. Zuletzt kam die Maschine für den Zeitungsdruck in die Jahre; es war Zeit für eine Modernisierung. «Wir haben auch einen externen Zeitungsdruck geprüft», so Mengis gegenüber den FN. «Für uns kam diese Lösung aber nicht infrage, da die Verteilwege zu gross wären.»

Keine Druckplatten mehr

So entschied sich Mengis,eine Digitaldruckmaschine anzuschaffen und als Weltpremiere eine Tageszeitung darauf zu drucken. Statt wie beim herkömmlichen Zeitungsdruck mit Druckplatten wird der Walliser Bote seit diesem Sommer auf einer Art Tintenstrahldrucker herausgegeben. Es ist, wie wenn man am Computer direkt auf «Drucken» klickt, erklärt Nicolas Mengis.

Somit wird nebst dem «Nouvelliste» auch die zweite Walliser Tageszeitung weiterhin vor Ort gedruckt. Die beiden Medien trotzen so dem Konzentrationsprozess unter den Schweizer Zeitungsdruckereien. Dies sei ein weiterer Schritt, um den Walliser Boten als «offene, unabhängige und eigenständige Lokalzeitung» zu erhalten, so Mengis.

Die Unabhängigkeit ist wie bei den Freiburger Nachrichten ein Markenzeichen der Oberwalliser Tageszeitung. Bei einer Auflage von 22 000 und einer Leserschaft von gegen 50 000 Personen hat der Walliser Bote mit knapp 70 Prozent eine ähnliche Reichweite wie die FN in Deutschfreiburg. Mit den FN ist der Walliser Bote in einem Zeitungspool verbunden, um den nationalen Werbemarkt zu erschliessen.

Die Freiburger und dieOberwalliser Tageszeitung sindallerdings entgegengesetzte Wege gegangen, um die Eigenständigkeit zu gewährleisten. Während die Freiburger Nachrichten ihre Basis in einem breit gestreuten Aktionariat haben, wird der Walliser Bote von der Verlegerfamilie Mengis herausgegeben. Nicolas Mengis’ Grossvater Klaus hatte das 175-jährige Blatt vor mehr als 80 Jahren von Sitten ins Oberwallis geholt, danach gaben Nicolas’ Vater Ferdinand und dessen Cousin Philipp Mengis den Boten über Jahrzehnte heraus. Dennoch mag Nicolas Mengis nicht von einer «Dynastie» reden. «Ich halte nicht viel davon. Jeder Herausgeber muss sich den Herausforderungen seiner Zeit stellen.» Der heutige Verwaltungsratspräsident ist das einzige von drei Geschwistern, das die Druckertradition fortführt. SeineSchwester beispielsweise wohntin Freiburg und arbeitet im Sozialbereich.

 Die Rolle des Pressevereins

 Bei einem Familienunternehmen als Herausgeber sind die Entscheidungswege kurz. Mengis ist eine Firmengrup- pe, zu der eine Druck- und eine Medien-AG mit Zeitungs- und Buchdruck, Werbeagentur und eigener Verteilorganisation gehören. Die 230 Angestellten arbeiten heute an vier Standorten; derzeit laufen aber die Arbeiten zu einem Neubau für sämtliche Bereiche. Auch die Redaktion des Walliser Boten wird deshalb nächstes Jahr von Brig nach Visp ziehen. Was andernorts für Aufregung sorgen könnte, sieht Mengis pragmatisch: «Es ist ein Entscheid, der wirtschaftlich Sinn macht.»

Die Unabhängigkeit des Walliser Boten wurde Anfang der 80er-Jahre einer Belastungsprobe ausgesetzt. Die Zeitung steht seit rund hundert Jahren unter dem Einfluss des CVP-nahen Oberwalliser Pressevereins. «Der Presseverein wollte den Walliser Boten als Parteizeitung gestalten», so Nicolas Mengis.

Der Verlag und die Redaktion kündigten deshalb 1981 den Vertrag mit dem Presseverein und planten, eine eigene Zeitung mit dem Namen «Walliser Nachrichten» herauszugeben. Dies wirkte. Die drei Seiten fanden sich, ga- ben für den Walliser Boten eine Charta heraus, welche seither die politische Ausrichtung als unabhängige und offene Tageszeitung definiert. Die Titelrechte bleiben bei der Oberwalliser Presseverein AG, und ein Presserat bestehend aus je zwei Mitgliedern des Pressevereins, des Verlags und der Redaktion und einem Präsidenten dient als beratendes Organ.

Die CVP ist aus der Kopf- zeile des Walliser Boten verschwunden. Noch wird die Zeitung in ihrem Impressum als CVP-Organ bezeichnet, aber gemäss Mengis geben heute die Fraktionsstärken im Walliser Grossen Rat die politische Richtung des Walliser Boten vor.

Walliser Bote: Sepp Blatter auf der Lohnliste

U nter den zahlreichen Prominenten, die sich in der gestern erschienenen Jubiläumsausgabe zum Walliser Boten äussern, ist auch Fifa-Präsident Sepp Blatter. Dieser schreibt, dass er in den 60er-Jahren als freier Mitarbeiter für den Walliser Boten über Sportanlässe schrieb: «Dass dabei die materiellen Interessen im Vordergrund standen, kann ich mit gutem Gewissen von mir weisen: Das Zeilenhonorar damals betrug knapp 15 Rappen.» uh

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