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«Wer kennt heute noch Peterlingen?»

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Auf Felix Wintersteins hölzernem Schreibtisch liegen Briefe, Publikationen und eine Lupe; an der Wand hängen alte Postkartenansichten von Merlach. Zusammen mit Jean-Paul Bach aus Basel und Pierre Guinand aus Morges hat der Wahl-Merlacher das zweisprachige Buch «‹Röstigraben› im Spiegel von Post und Bahn» verfasst. Die Autoren zeigen, wie die beiden Institutionen bei der Entwertung der Briefmarken mit der Zweisprachigkeit umgegangen sind.

Stempel und Sprachgrenze

«Als ich vor 23 Jahren nach Merlach gezogen bin, haben die zweisprachigen Ortsnamen sofort mein Interesse geweckt–auch im Bezug auf die Orts- und Bahnstempel», sagt der Briefmarkensammler. Die Idee zum Buch sei vor zehn Jahren entstanden, als er seine Sammlung ausstellte. «Ziel war, dass die seltenen Stücke in dieser Zusammenstellung erhalten bleiben, und auf diese Weise für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden», sagt Winterstein. Nicht nur Exponate aus dem Besitz der Autoren hätten Eingang in das Buch gefunden, sondern auch Stücke aus weiteren Sammlungen.

Jedem Dorf seinen Stempel

Es sei schwierig festzustellen, warum einsprachige und bilingue Stempel jeweils eingesetzt worden seien. «Viele Stempel waren auch noch in Gebrauch, als neue eingeführt wurden», sagt Winterstein. Auch seien nicht alle Stempel von der gleichen Firma hergestellt worden; Plaffeien etwa habe einen individuell angefertigten Stempel benutzt.

Das doppelte Münster

Auch für Nicht-Briefmarkensammler gibt es Spannendes zu entdecken. Winterstein blättert in seinem neuen Werk. «Wer erinnert sich heute noch an Peterlingen?», fragt er. Der deutsche Name von Payerne sei nahezu unbekannt, der zweisprachige Stempel eine Rarität. Aus Gründen, die heute nicht mehr zu eruieren seien, habe der Ort einen bilinguen Stempel erhalten. «Wahrscheinlich wurde er nur an einem Tag verwendet», so Winterstein. Es seien nur zwei Belege vom Juni 1902 erhalten geblieben. «Danach wurde der deutschsprachige Name wohl ausgekratzt.» Ebenfalls habe es Verwechslungen gegeben: Der deutsche Name von Moutier sei Münster. So sei die Post statt im bernischen manchmal im luzernischen Münster gelandet–und umgekehrt.

«Schinznach-les-Bains»

Kurios: Auch eine Handvoll Orte, die fern der Sprachgrenze lägen, hätten zweisprachige Stempel. Das solothurnische Breitenbach etwa habe sich aus wirtschaftspolitischen Gründen den Namen «Bretonbac» zugelegt. Erfunden worden sei er von zwei Firmen. Diese fürchteten gegen Ende des Ersten Weltkriegs um die guten Geschäftsbeziehungen mit dem frankofonen Ausland. Auch in einem Aargauer Ort sei ein französischer Name eingeführt worden, diesmal aus Werbe- und Tourismusüberlegungen: «Schinznach-les-Bains».

Ankers Brief an die Tochter

 Illustriert wird das Buch durch alte Fotografien und Ansichtskarten. «Es steht immer noch dasselbe Bänkchen vor Albert Ankers Haus, wie zu Zeiten des Inser Malers», so Winterstein über zwei Fotos.

 Eine weitere Trouvaille: Ein Briefumschlag, den Anker 1909 an seine Tochter Marie adressiert hat. Weitere Anekdoten der Postgeschichte und nicht zuletzt vier Röstirezepte entlang der Sprachgrenze ergänzen das im Oktober erschienene Buch.

Felix Winterstein/Pierre Guinand/Jean-Paul Bach:«‹Röstigraben›im Spiegel von Post und Bahn», Multiprint Verlag 2013. Erhältlich bei Felix Winterstein, Merlach; Tel. 026 670 42 96/079 412 63 62 oder f.winterstein@bluewin.ch, sowie bei der Altstadtbuchhandlung Murten.

Felix Winterstein. Bild ea

«Danach wurde der deutschsprachige Name wohl ausgekratzt.»

Felix Winterstein

Briefmarkensammler

Philatelie unter Palmen: Mehr als bunte Bildchen

F elix Winterstein wurde 1934 geboren und ist in Basel aufgewachsen. «Ich habe schon als Bub ‹gmärkelet›», sagt der Wahl-Merlacher. Mit 30 Jahren habe er gezielter mit dem Sammeln begonnen. Die historischen Hintergründe hätten ihn fasziniert. «Ohne die Verbindung zur Geschichte wären die Briefmarken nur farbige Bildchen», sagt der Sammler. «Die Suche nach interessanten Stücken und das Herausfinden von Fakten, die noch niemandem vorher aufgefallen sind, reizen mich.» Winterstein hat diverse Publikationen verfasst. «Oft sind diese unter Palmen entstanden», sagt der pensionierte Pilot. Die langen Aufenthalte an den Zielorten rund um den Globus hätten ihm Gelegenheit zum Schreiben gegeben. 1974 veröffentlichte er ein Buch über die «Sitzende Helvetia». Gemeinsam mit Jean-Paul Bach verfasste er eine Publikation über die «Basler Taube» (1995) sowie eine über Tessiner Strahlenstempel (2012). ea

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