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Ein Mord wird zu einer Matura-Arbeit

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Für Salomé Wohlhauser war die Auseinandersetzung mit dem Mordfall am «Rechthalten-Stini» in mehrfacher Hinsicht reizvoll. Zum einen ist die 18-Jährige sehr geschichtsinteressiert und zum anderen ist die Gräueltat ganz in der Nähe von dem Ort geschehen, wo sie aufgewachsen ist. «Ein geschichtliches Ereignis, das direkt vor meiner Haustür passiert ist–das hat mich angesprochen», erklärt sie die Wahl ihres Maturathemas. Sie habe als Kind die Geschichte als Sage gehört, erklärt sie. Erst durch die Matura-Arbeit habe sie dann schrittweise immer neue Facetten entdeckt. «Ich habe gestaunt, wie viel die Geschichte, die sich vor 195 Jahren zugetragen hat, ergeben hat.»

Mit Zaunstock erschlagen

Was war geschehen? Im Mai 1820 ging die damals rund 18 Jahre alte Christina Aeby–genannt «Rechthalten-Stini»–zusammen mit ihrem Freund Peter Rotzetter nach Freiburg an den Maimarkt. Bei der Rückkehr über Bürglen machten die beiden in Giffers halt. Im Farnerawald zwischen Giffers und Rechthalten trennten sich ihre Wege: Peter Rotzetter, genannt Roschy, ging nach Plasselb, Christina Aeby nach Rechthalten.

Sie kam aber nie zu Hause an. Unterwegs auf dem Trosslandweg, nur 15 Minuten von ihrem Wohnort entfernt, traf sie auf Peter Bächler–genannt Tscherla-Büebi, der ebenfalls auf dem Maimarkt gewesen war. Er näherte sich ihr ungebührlich, sie wehrte sich. Darauf rastete er aus, ergriff einen Zaunstock, den er am Wegrand fand, und schlug ihr auf den Kopf.

Zwei Versionen

Dies ist die Version der Geschichte, wie sie Pfarrer Joseph Birbaum in den Beiträgen zur Heimatkunde 1952/53 veröffentlicht hat. Bereits 1949 erschien im Freiburger Volkskalender die Fassung des Sensler Mundartdichters Meinrad Schaller. Weil sich die beiden Texte in einigen Punkten stark unterscheiden, hat Salomé Wohlhauser deren unterschiedliche Interpretation ins Zentrum ihrer Arbeit gerückt.

Meinrad Schaller hielt sich weniger an die Gerichtsakten. Er nannte die Hauptbeteiligten nicht mit richtigem Namen, beschrieb das Opfer sehr tugendhaft, erfand zusätzliche Episoden wie einen Heiratsantrag und nannte ein Messer und nicht einen Zaunstock als Tatwaffe. Seine Sprache enthält durchs Band einen höchst moralisierenden Ton.

Um zu ergründen, wie es zu dieser unterschiedlichen Wahrnehmung kam, hat die Maturandin mit Hubert Schaller, dem Sohn von Meinrad Schaller, ein Gespräch geführt. «Der Zeitgeist hat den Schreibstil beeinflusst», fasst Salomé Wohlhauser zusammen. «Der Katholizismus war in allen Dörfern sehr wichtig. Pfarrerund Lehrer hatten das Sagen.» Sie nimmt deshalb an, dass ein solcher auf die Tugend bedachter Schreibstil damals im Volkskalender üblich und gewünscht gewesen sei. «Die Geschichte des Rechthalten-Stinis war Mitte des 20. Jahrhunderts ein äusserst ergiebiges Thema, um damalige moralisch-religiöse Vorstellungen weiter zu zementieren», schreibt sie in ihrer Matura-Arbeit.

Ein Gedenkstein

Die Geschichte dieses Mordfalls sei in Rechthalten auch nach so vielen Jahrzehnten immer noch sehr präsent und werde an die nächste Generation weitergegeben, stellt Salomé Wohlhauser fest.

 Der Sammler der «Sagen und Märchen aus dem Senseland», German Kolly, hat das Rechthalten-Lied aufgezeichnet; eine Moritat in neun Strophen, in denen die Tat beschrieben ist. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 700-jährigen Bestehen der Eidgenossenschaft 1991 wurden gar Führungen zum Tatort bei der oberen Tächmatt in Rechthalten angeboten. Heute steht dort ein Gedenkstein.

Viel Zeit im Staatsarchiv

Am aufwendigsten war es für Salomé Wohlhauser, die 250 Seiten der Gerichtsakten von damals zu studieren und teilweise zu transkribieren. Für Ungeübte sei es nicht leicht, die auf Pergament handgeschriebenen Unterlagen zu lesen und zu verstehen. «Ich habe viel Zeit im Staatsarchiv in Freiburg verbracht.» Sie ist überzeugt, dass es sich lohnen würde, die gesamten Akten vollständig zu studieren; «vielleicht ein Thema für eine nächste Matura-Arbeit.» Für Salomé Wohlhauser war die Forschung mit der Abgabe ihrer Maturaarbeit abgeschlossen. Der grosse Aufwand hat sich für sie gelohnt: Sie erhielt die Bestnote.

 

 Vortragüber das «Rechthalten-Stini» von Salomé Wohlhauser im Restaurant zum Brennenden Herzen in Rechthalten, kombiniert mit einem Essen: Sa., 22. August, Info und Anmeldung: 026 418 11 31.

Justiz: Brutale Foltermethoden und Todesarten

G emäss den Gerichtsunterlagen wurde nach dem Mord erst der Freund des Opfers verdächtigt, dann nahm die Justiz aber Peter Bächler ins Visier. Dieser stritt die Tat zuerst ab. Erst als ihm beim Verhör mit Folter gedroht wurde, legte er ein Geständnis ab. Deshalb widmet Salomé Wohlhauser auch den Methoden der Freiburger Strafjustiz ein Kapitel in ihrer Arbeit. «Ich wusste vorher nicht, dass man im 19. Jahrhundert so mit Leuten umgegangen ist», sagt sie mit dem Hinweis auf die qualvollen Verfahren, die sie erforscht hat: das Foltern mit Daumenschrauben, das Vierteilen oder das Verbrennen bei lebendigem Leib.

Kein fairer Prozess

Im Fall des Rechthalten-Stinis wurde der «Tscherla-Büebi» mit dem Tod bestraft: Er wurde auf den Richtplatz geführt, erwürgt, gerädert; das heisst, seine Glieder wurden durch das Rad gebrochen und er wurde 48 Stunden ausgestellt. «Ob er wirklich schuldig ist, wurde nach seinem Geständnis nie infrage gestellt», hält Salomé Wohlhauser fest. Einen fairen Prozess habe er nicht erhalten. Deshalb bleibe bei ihr ein kleiner Zweifel, ob auch der Richtige verurteilt wurde. im

 

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