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Wo man Trauer loslassen kann

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Lambrini Koutoussaki ist jedes Jahr gespannt, was sie an Allerheiligen und Allerseelen auf den Friedhöfen erwartet. Die Archäologin hat Altertumswissenschaften an der Universität Freiburg studiert und erforscht seit vielen Jahren die Todesrituale, Friedhofskulturen und Grabmalkunst verschiedener Weltkulturen. An Allerheiligen besucht sei jeweils einen oder mehrere Friedhöfe und studiert die Gräber sowie das Verhalten der Besucher.

In den katholisch geprägten Gebieten der Schweiz habe sie diesbezüglich in den vergangenen Jahren keine besonderen Unterschiede oder Änderungen festgestellt, sagt sie. In allen Gebieten steige die Anzahl der Grabgänger an Allerheiligen und Allerseelen, und die Gräber seien häufig mit Chrysanthemen geschmückt. Immer öfters würden auch Rosen oder persönliche Gegenstände wie ein Gedicht oder ein Herz auf das Grab gelegt. Wichtig seien auch die vielen Lichter und Kerzen.

Weniger Einzelbesucher

Morgen macht sie in Zürich auf dem Friedhof Sihlfeld einen Grabbesuch und wird versuchen, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Kein einfaches Vorhaben, doch die in Freiburg wohnhafte Altertumswissenschaftlerin weiss, wie sie dabei am besten vorgeht. «Man muss auf die Leute zugehen und das Thema ansprechen. Wie durch ein Wunder sind die Hemmungen dann oft weg.» Koutoussaki interessiert zum Beispiel, wie oft die Menschen auf den Friedhof gehen, oder wie sie die Gräber schmücken. Dass die Hemmschwelle gross ist, sich mit Tod und Trauer auseinanderzusetzen, erfährt Franziska Werlen anhand der aktuellen Wechselausstellung «Schwester Tod» im Sensler Museum in Tafers. Von interessierten Gruppen werde die Ausstellung oft besucht, Einzelpersonen hingegen würden sich scheuen. «Man spürt, die Berührungsängste sind gross, leider», sagt die Museums- leiterin.

Die vier Kinderateliers beispielsweise, die bei jeder Wechselausstellung angeboten würden, seien meist überbesetzt. Für «Schwester Tod» sei aber nur knapp ein Atelier zustande gekommen. «Der Prozess des Altwerdens und des Sterbens war früher durch die Rituale im christlichen Alltag etwas Normales. Heute wird das Thema wieder mehr tabuisiert», sagt Franziska Werlen. Wie viel Bedeutung dem Tod beigemessen wurde, zeige sich schon nur an den vielen wertvollen Objekten der Ausstellung. «Was bleibt, wenn wir von heute etwas aufbewahren müssen?»

Mehr Bedürfnis als Pflicht

Für Franziska Werlen ist Allerseelen eines der schönsten Feste im Kirchenjahr. «Die Familie und die Dorfgemeinschaft kommen zusammen im Gedenken an liebe Menschen.» Dass der Tod zum Alltag gehöre, sei an Allerheiligen und Allerseelen besonders stark spürbar. Lambrini Koutoussaki stellt den Leuten oft die Frage, ob der Grabgang an Allerheiligen für sie ein Bedürfnis oder eine Pflicht ist. «Fast alle sagen, es sei ein Bedürfnis.» Woraus sich für die Archäologin wiederum die Frage ergibt, ob das Bedürfnis aus der Pflicht heraus entstanden ist. So oder so; der Grabgang sei etwas Individuelles und das Grab ein Ort, wo man die Trauer loslassen könne. «Was immer wichtiger wird, weil wir die Trauer heute oft verdrängen.»

Die Ausstellung«Schwester Tod»im Sensler Museum läuft noch bis zum 9. November. An diesem Tag lädt Franziska Werlen um 14.30 Uhr zu einer Führung und um 16.30 Uhr zu einer Lesung. 

«Der Prozess des Altwerdens und Sterbens war früher durch die Rituale im christlichen Alltag etwas Normales.»

Franziska Werlen

Museumsleiterin

Umfrage: Wunsch nach traditionellem Begräbnis

L ambrini Koutoussaki hat im Rahmen ihrer Forschungen zu Todesritualen und Friedhofskulturen kürzlich in einem Pflegeheim im Sensebezirk mehrere Betagte gefragt, wie sie bestattet werden möchten. Die Mehrheit hätte den Wunsch geäussert, traditionell (kirchlich, Erdbestattung oder Kremation) und nicht anonym in einem Gemeinschaftsgrab bestattet zu werden. Sie habe bei den Senioren die Unsicherheit gespürt, ob ihre Angehörigen tatsächlich ihrem Wunsch nachkommen würden, so Koutoussaki. Mit der gesellschaftlichen Veränderung würden sich auch die Friedhöfe verändern. Gemeinschaftsgräber seien nicht mehr wegzudenken. ak

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