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«Ich dirigierte immer auswendig»

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«Bitte entschuldigen Sie, bei mir wird gerade renoviert», sagt Komponist François Pantillon. Der Grund: ein Wasserschaden. «Wenigstens bekomme ich jetzt ein neues Parkett», sagt der bald 90-Jährige, und lacht. Immer vorwärtsschauen – das könnte fast ein wenig als sein Lebensmotto gelten. Sogar ein Weihnachtsbaum steht trotz allem in seinem Wohnzimmer.

Gegen die Avantgarde

Geboren ist François Pantillon in La-Chaux-de-Fonds, am 15. Januar 1928. Heute lebt der agile Senior, der immer noch regelmässig Auto fährt, in Lu­gnorre. Er ist somit an den Vully zurückgekehrt, wo die Familie ihre Wurzeln hat – allerdings in Praz. Sieben Generationen von Musikern hat die Dynastie hervorgebracht. Der Vater Geiger und Komponist, die Mutter Oratoriensängerin: «Ich konnte gar nicht anders, als ebenfalls Musiker zu werden.» Der kleine François war immer von Musik umgeben: «Wenn bei uns zu Hause musiziert wurde, spielte ich mit einer kleinen Geige aus Karton mit – bis ich auf dem Sofa einschlief», erinnert er sich schmunzelnd. Als er als 19-Jähriger mit seinem Vater ein Konzert in Neuenburg besuchte, riet ihm der bekannte belgische Geiger Arthur Grumiaux: «Komm nach Brüssel studieren, dort vergeben sie Stipendien an talentierte Studenten.» Gesagt, getan. Brüssel war neben Paris und Moskau eine der führenden Violinschulen. Pantillon gewann bei Wettbewerben am Königlichen Konservatorium oft den ersten Preis: Diesen sollten noch weitere folgen, etwa für seine Kompositionen.

Nach Weiterbildungen im Ausland erwartete ihn bei seiner Rückkehr in die Schweiz ein Kurs bei Stardirigent Herbert von Karajan in Luzern: ein Highlight. Pantillon wurde zum Konzertmeister ernannt. Karajan gab sich allgemein eher wortkarg, doch einmal gratulierte er ihm zu seinem Geigenspiel. «Dieses Kompliment bedeutete mir mehr als alle ersten Preise der Welt.» Und nicht nur das: Karajan liess ihn fortan jeden Tag fünf bis zehn Minuten lang das Orchester dirigieren. Fünf Kursteilnehmer durften das Abschlusskonzert leiten: Einer davon war Pantillon. «Das Konzert war ein grosser Erfolg.»

Der Sprung in die Arbeitswelt gestaltete sich danach allerdings schwierig. «Es gab viel Futterneid. Um zu überleben, habe ich diverse Laienchöre dirigiert.» Inzwischen war er verheiratet und lebte mit seiner Frau, ebenfalls Musikerin, in Bern. Insgesamt drei Mal war der Vater von sieben Kindern verheiratet – seine beiden jüngsten Söhne sind acht und zwölf Jahre alt. Von seiner dritten Ehefrau lebt er mittlerweile getrennt. «Die Buben sind zweimal die Woche bei mir.» Auf dem Programm steht oft das Musizieren: «Vor allem der jüngere, Emmanuel, interessiert sich sehr dafür.»

Doch zurück in die Vergangenheit: Pantillon leitete die grossen Chöre von Neuenburg, Bern und Biel und als Gastdirigent die Sommerkonzerte des Orchestre de la Suisse Ro­mande. «Ich dirigierte immer auswendig.» Opernstars wie Maria Stader, Rita Streich oder Ernst Häfliger traten als Solisten bei seinen Chorkonzerten auf. Das London Royal Philharmonic Orchestra lud seinen Berner Chor für ein gemeinsames Konzert ein. Vom Daily Telegraph wurde er für seine «ausgezeichnete Leitung» gelobt; ein führender Musikwissenschaftler nannte ihn gar «den besten Oratorienleiter Europas». Ab 1986 leitete er während 25 Jahren die Orchestergesellschaft Thun. Im gleichen Jahr komponierte er sein weltliches Oratorium «Clameurs du Monde». Es wurde an der 700-Jahr-Feier der Schweiz mit Starsopranistin Barbara Hendricks aufgeführt. «Sie fand manche Stellen allerdings zu schwierig», sagt er, und lacht. Die Zusammenarbeit mit ihr sei sehr gut gewesen. «Eine wundervolle Sängerin und eine sehr sympathische Frau.» Pantillons zweites grosses Werk ist die Oper «Die Richterin», nach der Novelle des Schweizer Dichters C. F. Meyer. «Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass diese Oper wieder einmal aufgeführt wird.» Der Stil seiner Kompositionen ist modern, aber nicht avantgardistisch. Hörbeispiele gibt es auf seiner Homepage. «Moderne Musik sollte immer noch hörbar sein und nicht zu abstrakt-intellektuell.» Er sehe sich in der Tradition von Francis Poulenc und Arthur Honegger. Aktuell komponiert er nach einer zehnjährigen Krise erneut. «Ich habe wieder Lust dazu.»

«Moderne Musik sollte immer noch hörbar sein und nicht zu abstrakt- intellektuell.»

François Pantillon

Komponist und Dirigent

«Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass diese Oper wieder einmal aufgeführt wird.»

François Pantillon

Komponist und Dirigent

«Wenn bei uns zu Hause musiziert wurde, spielte ich auf einer kleinen Geige aus Karton mit – bis ich auf dem Sofa einschlief.»

François Pantillon

Komponist und Dirigent

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