Dass die Nachfolgeregelung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) oft eine Schwierigkeit darstellt, erleben Sarah und Heinz Pfander täglich an ihrem Arbeitsplatz. «Wir erhalten von Firmen oft Anfragen wegen ungeregelter Nachfolge», sagt Sarah Pfander, seit Mitte April Geschäftsführerin der Atec Personal AG in Düdingen. Etwa 90 000 KMU in der Schweiz verzeichnen gemäss einer Studie per September 2014 eine ungeregelte Nachfolge. Umso glücklicher ist Heinz Pfander, dass dies in seinem Fall anders ist und er seine Firma an seine Tochter weitergeben konnte.
Lust auf einen Wechsel
Die Weichen dazu wurden im Frühling 2015 gestellt, als er sich aufgrund einer Stellenvakanz bei Atec Gedanken über die Weiterführung des Unternehmens machte. «Verkaufen war für mich keine Option. Also fragte ich Sarah an, ob sie diese Aufgabe interessieren würde», erzählt der 64-Jährige. Sie war zu dieser Zeit nach ihrem Masterstudium in Betriebswirtschaft bei einem Grosskonzern tätig. Dort arbeitete sie erst als Projektleiterin im Bereich Business Development, später im Marketing und Akquisition. «Ich war zuerst etwas überrascht von der Anfrage, hatte aber Lust auf einen Wechsel», erzählt die 33-Jährige. Sie hätten in der Familie immer wieder über die Zukunft von Atec gesprochen, ihren Einstieg in die Firma aber nie konkret geplant. «Ich habe nie Druck aufgesetzt», sagt Heinz Pfander, und Sarah nickt. Sie habe sich über das Angebot gefreut und darin eine grosse Chance gesehen. Schliesslich habe sie nach dem Leitsatz «Wann, wenn nicht jetzt?» entschieden. Gemäss diesem Credo, das zum Leitbild des Unternehmens gehört, hatte Pfander 1988 Atec gegründet – und sich immer wieder daran orientiert.
Die Firmenübergabe sei auch mit der Familie – Gattin Elisabeth und Sohn Marc (37) – abgesprochen worden. «Marc ist kein Büromensch und deshalb auch glücklich mit dieser Lösung», so Heinz Pfander. Auch für Pascal Haering, stellvertretender Geschäftsführer und Mann der ersten Stunde, stimme diese Lösung voll und ganz.
Flache Hierarchien helfen
Eine Firmenübergabe muss gut vorbereitet sein. Die flachen Hierarchien, die bei Atec seit je her gelebt würden, seien ihnen dabei zugutegekommen. Da Sarah bereits im Februar 2016 einstieg, hatte sie genug Zeit, sich in die Branche einzuarbeiten. Sie sei mit allen Mitarbeitenden zusammengesessen und habe sich die Aufgaben erklären lassen. «Mit einem so guten Team im Rücken fällt der Einstieg leicht», sagt sie. Zurzeit absolviert sie in Zürich an der Business School die Ausbildung zum «Recruiting Specialist», im Unternehmen ist sie nebst den Geschäftsführungsaufgaben für Kaderselektion und Persönlichkeitsanalysen zuständig. Die wichtigsten Atec-Kunden wurden schon früh persönlich über den Wechsel informiert. Der nächste rechtliche Schritt ist die familieninterne Regelung der Aktien.
Nicht enttäuscht, sondern stolz
Es sei sehr emotional, sein eigenes Unternehmen abzugeben, sagt Heinz Pfander. Mit der Übergabe an seine Tochter bleibe er natürlich weiterhin stark damit verbunden. Und dennoch: Seit Jahren gewohnte operative Dinge fallen weg, Einladungen zu Veranstaltungen werden nun zusehends an Sarah gesandt, genauso wie viele E-Mails. «Manchmal ist er noch in der Kopie», sagt sie mit einem Schmunzeln. Er habe entschieden, nicht enttäuscht, sondern eher stolz darauf zu sein, dass nun Sarah angefragt werde, so Heinz Pfander.
Langweilig wird es ihm so oder so nicht: Nebst seinen Hobbys wie Golf, Skifahren und Musik organisiert er weiterhin die Wallenried-Gespräche, bleibt Verwaltungsratspräsident der Atec Personal AG und ist VR-Mitglied der Stadion Birchhölzli AG in Düdingen. Für den «Prix Atec» ist in Zukunft Sarah Pfander zuständig.
Atec verzeichne zurzeit steigende Zahlen. Das verheisst viel Gutes: Zieht das Geschäft in der Stellenvermittlungsbranche an, ist es ein halbes Jahr später auch bei den anderen Firmen so weit. «Auch eine Geschäftsübergabe ist natürlich einfacher, wenn es gut läuft», sagt Heinz Pfander spürbar zufrieden.
«Verkaufen war für mich keine Option.»
Heinz Pfander
Gründer und Verwaltungsratspräsident der Atec Personal AG
Zahlen und Fakten
Seit 1988 in der Region tätig
Das Personaldienstleistungsbüro Atec Personal AG wurde 1988 von Heinz Pfander gegründet und beschäftigt heute sechs Mitarbeiter sowie 130 temporäre Angestellte. Das Unternehmen ist in der Region Freiburg/Bern in allen Branchen in der Beratung, der Vermittlung und der Ausleihe von Personal tätig. Auch Persönlichkeits- und Potenzialanalysen, Rekrutierung auf Mandatsbasis, Payrolling und sogenanntes Try & Hire gehören zu den Dienstleistungen von Atec.