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«Das Vertrauensverhältnis ist zerstört»

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Seit der Hauptversammlung des Imkervereins des Sensebezirks im vergangenen Februar kommen die Imker im Sensebezirk nicht mehr zur Ruhe (die FN berichteten). Der Vorstand des Imkervereins hat sich nun in einem offenen Brief an Staatsrätin Marie Garnier gewandt, die Direktorin der Institutionen und der Land- und Forstwirtschaft. Darin schreiben sie unter anderem: «Das Auftreten der neuen Inspektoren gegenüber vielen Imkern spottet jedes partnerschaftlichen Verhältnisses. Wir werden eingeschüchtert, vorverurteilt und von vornherein in die Rolle eines Übeltäters gedrängt.» Die FN trafen die Präsidentin des Vereins, Franziska Ruprecht, und seinen Vizepräsidenten, Armin Jeckelmann, zum Gespräch.

Franziska Ruprecht und Armin Jeckelmann, warum haben Sie einen offenen Brief an die Staatsrätin verfasst? Ist das Verhältnis so zerrüttet, dass Sie nicht mehr miteinander reden können?

Ruprecht: Das Problem ist, dass man uns nicht zuhört. Das Ganze hat ja mit der Hauptversammlung angefangen, wo die Anwesenden von den Inspektoren denunziert wurden wegen angeblichen Missständen bei den Imkern. Alle waren so perplex. Und bevor wir überhaupt darüber diskutieren konnten, verliessen die Inspektoren einfach den Saal. Daraufhin schrieben wir einen Brief an die Staatsrätin, den Kantons­tierarzt und den Bienenkommissär, in dem wir darauf aufmerksam machten, dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht möglich ist, wenn die Inspektoren so einfahren. Daraufhin gab es eine Mediation unter der Führung des ehemaligen Oberamtmannes. Diese ist bis heute nicht zu einem Abschluss gekommen.

Warum nicht?

Jeckelmann: In der Mediation wurde festgehalten, dass die Parteien für eine Lösung zusammenarbeiten. In ihrer Vernehmlassungsantwort zur Mediation machten uns die Inspektoren aber erneut Vorwürfe. Wir waren damit nicht einverstanden. Kantonstierarzt Grégoire Seitert vertröstete uns auf kommenden Herbst, um die Mediation abzuschliessen. Dies mit der Begründung, er habe andere Prioritäten. Daraufhin haben wir uns zurückgehalten, wie es uns der Mediator empfohlen hatte.

Ruprecht: Wir wollten uns auf das Jubiläumsjahr des Vereins konzentrieren. Ich habe aber den Eindruck, dass die Tatsache, dass in Bezug auf die Mediation noch nichts Schriftliches vorlag, von den Inspektoren als Freipass verstanden wurde.

Wie meinen Sie das?

Ruprecht: Dass sie noch extremer geworden sind und beispielsweise bei einem Sauerbrutfall alle Völker abschwefeln, auch die gesunden.

Denken Sie da an den Vorfall beim Museum in Tafers, wo für die Jubiläumsausstellung sechs Bienenvölker hingestellt wurden und in einem dann die Sauerbrut entdeckt wurde?

Ruprecht: Ja. Wenn drei Inspektoren im Schutzanzug ankommen, und der betroffene Imker steht alleine da, dann ist das eine Machtdemonstration.

Armin Jeckelmann, das waren Ihre Völker. Was ist denn genau passiert?

Ich bekam einen Anruf der Inspektoren, wonach in einer Wabenzelle die Sauerbrut entdeckt worden sei und darum in zwei Stunden alle sechs Völker abgetötet würden. Ich ging vor Ort und sagte, dass ich nicht einsehe, warum alle Völker getötet werden müssen. Wir telefonierten sodann mit dem Kantonstierarzt und einigten uns auf einen Kompromiss: Die vier kleinen Kästen werden eliminiert, die zwei grossen ­versiegelt.

«Was bringt es, wenn ich gegen die Abschwefelung Einsprache erheben kann, die Bienen aber schon tot sind.»

Armin Jeckelmann

Vizepräsident Imkerverein Sense

Warum gerade die vier kleinen?

Jeckelmann: Das war eben ein Kompromiss.

Und was haben die Nachkontrollen der zwei grossen Kästen ergeben?

Jeckelmann: Sie waren negativ. Ärgerlich war aber auch, dass die Inspektoren behaupteten, ich hätte keine Bewilligung zum Verstellen der Bienenvölker von Düdingen nach Tafers eingeholt. Als ich dem Kantonstierarzt die Bewilligungen vorlegte, gaben die Inspektoren kleinlaut bei. Ich frage mich auch, was es bringt, wenn ich 30 Tage Zeit habe, um gegen die Verfügung zur Abschwefelung Einsprache einzureichen, die Bienenvölker aber bereits getötet wurden.

Die Sauerbrut ist eine hochansteckende und zu bekämpfende Tierseuche. Im Kanton Bern gab es in diesem Jahr bereits über 60 Fälle. Dass der Kanton vor diesem Hintergrund sehr rigoros vorgeht, ist nachvollziehbar, zumal die eidgenössische Tierseuchenverordnung dem Kanton die Möglichkeit gibt, den ganzen Stand abzutöten.

Jeckelmann: Die technischen Weisungen des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen besagen etwas anderes. Nämlich, dass erst wenn mehr als 50 Prozent aller Völker auf dem betroffenen Bienenstand klinische Symptome für Sauerbrut aufweisen, sämtliche Völker auf diesem Stand vernichtet werden müssen. Darauf angesprochen, sagte Grégoire Seitert uns, der Kanton müsse sich daran nicht halten.

Ruprecht: Das Sauerbrut-Bakterium trägt jede Biene in sich, ob es aber wirklich zum Ausbruch der Krankheit kommt, hängt von der Vitalität des Bienenvolkes ab. Erfahrene Imker wissen, wie es um ihre Völker steht. Früher waren wir Imker es uns gewohnt, dass die Inspektoren vor Ort das Gespräch mit uns suchten, jetzt setzen sie einfach ihre Verfügung durch.

Sie sehen das Malaise also vor allem bei den Inspektoren?

Ruprecht: Ja. Ihre Fachkompetenz ist ungenügend. Und sie verfügen über keine Sozialkompetenz. Der Kanton ernannte zwei der drei Inspektoren für den Sensebezirk ohne Konsultation des kantonalen Imkerverbandes, obwohl das in seinem Reglement so vorgesehen ist.

Die Inspektoren taugen aus Ihrer Sicht also nichts?

Ruprecht: Es braucht die Inspektoren, das ist klar. Aber die aktuellen müssen ersetzt werden. Das Vertrauensverhältnis ist zerstört.

Jeckelmann: Sie sind jung und haben aus meiner Sicht zuwenig Erfahrung.

Ruprecht: Schauen Sie, wenn wir per Mail angewiesen werden, dass bei einer Kontrolle nur noch ein Imker anwesend sein darf und die Inspektoren ihrerseits zu zweit oder zu dritt auftauchen, dann stimmt doch etwas nicht.

Das ist die klassische Frage vom Huhn und vom Ei – wie kam es denn zu dieser Aufrüstung auf beiden Seiten?

Ruprecht: Angefangen hat es wie gesagt an unserer Hauptversammlung, als alle anwesenden Imker bezichtigt wurden, unsachgemäss zu imkern. Am Ende der Veranstaltung gab es keinen Imker, der nicht das Gefühl hatte, etwas falsch zu machen.

Warum fühlen sich die Imker denn so sehr betroffen von den Vorwürfen, wenn alles sauber läuft?

Ruprecht: Es ist dieses Klima der Angst, das die Inspektoren erzeugen. Die suchen regelrecht nach Vergehen. Ich weiss, dass ich hundert Prozent sauber bin. Aber was heisst das? Das Bienenhaus muss jederzeit tipptopp sein, die Dokumente nachgeführt. Ich habe einen Kollegen, der kürzlich extra zwei Tage früher aus den Ferien zurückgekommen ist, damit alles in Ordnung ist für den Fall einer Kontrolle.

Im vergangenen Jahr hat das Bieneninspektorat bei 75 Proben im ganzen Kanton 16 positiv auf Amitraz im Bienenwachs getestet. Im Sensebezirk waren es rund zwei Prozent mehr. Die Verwendung dieser Substanz zur Bekämpfung von Milben ist in der Schweiz klar verboten. Dennoch hat sich der Imkerverein bisher geweigert, gegen Mitglieder vorzugehen, die Amitraz verwenden. Warum?

Ruprecht: Wir informieren schon seit zehn Jahren über die kantonalen Weisungen. So unterstützen wir schon lange die Siegelimker. Wir halten unsere Imker an, sich freiwillig alle vier Jahre zertifizieren zu lassen, indem wir ihnen zum Beispiel aufzeigen, dass man diesen Honig teurer verkaufen kann.

Jeckelmann: Es ist doch am Kanton, im Rahmen seiner Kampagne gegen Amitraz Massnahmen zu ergreifen, und nicht am Verein.

Aber Sie könnten mit einem Ausschluss dieser schwarzen Schafe ein klares Zeichen setzen.

Jeckelmann: Aber was bringt das? Ein Imker ist ja sowieso nicht verpflichtet, Vereinsmitlied zu sein.

Ruprecht: Ich möchte auch darauf hinweisen, dass bei diesen Kontrollen bewusst Imker ausgesucht wurden, die im Verdacht standen, Amitraz zu verwenden. Das verzerrt die Statistik.

Was fordern Sie vom Kanton?


Ruprecht: Es braucht Inspektoren, aber auch Vertrauen. Gerade die Sauerbrut ist meldepflichtig. Wenn sich die Imker aber bedroht fühlen, melden sie die Sauerbrut nicht mehr.

«Die Tatsache, dass in Bezug auf die Mediation nichts Schriftliches ­vorlag, wurde von den ­Inspektoren als Freipass verstanden.»

Franziska Ruprecht

Präsidentin Imkerverein Sense

Mediation

Der kantonale Mediator soll nun den Streit schlichten helfen

Peter Maeder, Generalsekretär der Direktion der Institutionen und der Land- und Forstwirtschaft, bestätigt, dass es «gewisse Schwierigkeiten auf kommunikativer Ebene» zwischen den Imkern und den Inspektoren gebe. «Missstand ist aber ein zu starker Ausdruck.» Auf die Frage, ob das Veterinäramt entschlossen genug gehandelt habe, um die Probleme zu lösen, sagt Maeder: «Kantonstierarzt Seitert hat sich sehr engagiert.» Nun werde der kantonale Mediator weiter vermitteln. Der bisherige Mediator, Ex-Oberamtmann Nicolas Bürgisser, habe sich zurückgezogen. Zur Forderung des Imkervereins, die Inspektoren des Sensebezirks abzusetzen, sagt er: «Wir müssen nun im Rahmen der Mediation nach möglichen Lösungen suchen.» In Bezug auf das Abschwefeln eines ganzen Standes im Fall von Sauerbrut betont Maeder, dass die Tierseuchenverordnung dem Kanton einen Ermessensspielraum zugestehe. «Das Risiko ist konkret so gross, dass der Kanton diesen ausnutzt.» Die technische Weisung des Bundes sei dagegen eine Vollzugshilfe, welche nicht angewendet werden müsse. Im Zusammenhang mit dem Vorfall in Tafers sei es im Übrigen zu drei Verwarnungen gekommen, die angefochten werden könnten.

rsa

 

Sauerbrut

Massnahmen des Kantons gegen die Ausbreitung

Das Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen hat seit mehreren Wochen eine Koordinationszelle eingerichtet, um die Ausbreitung der Sauerbrut bei den Bienen, hauptsächlich im Sensebezirk, einzudämmen. Die Krankheit, bei der die Brutzellen angegriffen werden, was wiederum die Honigernte gefährdet, betrifft insbesondere den Sensebezirk. Im angrenzenden Kanton Bern wurden seit Anfang Jahr mehr als 60 Fälle entdeckt.

Seit Anfang Jahr wurden im Kanton Freiburg sieben Fälle von Sauerbrut bekannt; diese beschränken sich auf den Sensebezirk. Wie die Direktion der Institutionen und der Land- und Forstwirtschaft in einer Medienmitteilung schreibt, lässt die besorgniserregende Lage eine Ausbreitung der Krankheit befürchten. Die Situation habe darum ein rasches und entschlossenes Handeln erfordert. Dank den ergriffenen Massnahmen habe bis anhin ein grosser Teil der Bienenvölker geschützt werden können. Die Zusammenarbeit der Imker sei dabei von grösster Bedeutung.

Seit Ende April sind die Kontrollen vor Ort verstärkt worden. Bis heute befinden sich im Sensebezirk zwölf Imker in einer Sperrzone; rund 20 Völker mussten getötet werden.

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