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Wenn die Wahrnehmung gestört ist

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«Die spinnt» und «er ist halt einfach anders» – diese zwei Beschreibungen bekam Monika V. oft zu hören, wenn es um ihre Schwester und um ihren Sohn ging. Beide leiden an Schizophrenie, einer Krankheit, bei der auf biologischer Ebene gewisse Botenstoffe im Gehirn aus dem Gleichgewicht geraten, so dass die Person Schwierigkeiten hat, gewisse Informationen zu verarbeiten und einzuordnen. Das führt dazu, dass der Betroffene diese Falschinformationen als Rea­lität wahrnimmt. Er hört beispielsweise Stimmen, die sein Handeln negativ kommentieren. Oder er leidet unter Verfolgungsideen, hat Halluzinationen und Wahnvorstellungen.

Diese Krankheit, die den Betroffenen im Alltag isoliert, steht am 20. März im Mittelpunkt des Trialogs. Dies ist ein Anlass, der Betroffene, Angehörige und Fachleute rund um psychische Krankheiten zum Erfahrungsaustausch zusammenbringt (siehe Kasten).

Erste Anzeichen als Kind

Für Monika V. war es als Mutter nicht einfach, als sie mit ihrem erst vierjährigen Sohn den ersten Kontakt mit der Invalidenversicherung hatte: Er hatte Mühe mit der Sprache und der Motorik und brauchte heilpädagogische Unterstützung. «Er brauchte stets mehr Aufmerksamkeit als seine Geschwister. Er fühlte sich oft in der Opferrolle, und wir als Eltern wussten nicht, ob wir seine Wahrnehmung ernstnehmen oder ihn ermahnen sollten», erzählt Monika V. Erst mit 18 Jahren brach die Krankheit richtig aus, als der junge Mann eine Stressphase in der Ausbildung erlebte. Danach hatte er die psychische Krankheit einige Jahre nur mit Medikamenten im Griff und wurde schliesslich ein Fall für die Invalidenversicherung. Doch wurde mit der Zeit der Wille stärker, davon loszukommen. Heute, mit 33  Jahren, kommt er ohne IV-Rente aus und lebt selbstständig.

Anders getickt

So gut wie bei ihm lief es bei seiner Tante nicht. «Weil sie anders gewesen sei, habe sie als schwarzes Schaf in der Familie gegolten, erzählt Monika  V. über ihre Schwester. «Sie hat einfach anders getickt als wir.» Die Krankheit sei bei ihrer Schwester erst diagnostiziert worden, als sie etwa 30  Jahre alt war. Mit Medikamenten sei es ihr einige Zeit lang einigermassen gut gegangen. Doch jetzt wirkten diese nicht mehr. «Sie ist in einer Klinik, spricht nicht mehr, und wir wissen nicht, ob sie uns noch wahrnimmt.»

Chronisch oder episodenhaft

Diese zwei Fälle in der gleichen Familie zeigen, wie unterschiedlich Schizophrenie verlaufen kann. «Die Krankheit hat viele verschiedene Facetten. Jeder Fall ist anders gelagert, und jeder Kranke muss anders behandelt werden», sagt Luca Rampa, Leitender Arzt des Bereichs Erwachsenenpsychiatrie und -psychotherapie beim Freiburger Netzwerk für psychische Gesundheit. Ein bis zwei Prozent der Bevölkerung leide daran. Teils spiele die erbliche Vorbelastung eine Rolle, teils könnten auch äussere Einflüsse wie kritische Lebensereignisse oder eine Stoffwechselerkrankung die Krankheit auslösen oder die schizophrenen Anzeichen verstärken.

Wie er ausführt, kommt die Krankheit oft schleichend. Vorboten seien eine Depression, ein sozialer Rückzug oder eine Verhaltensänderung. Rund zwei Drittel der Fälle verlaufen gemäss Luca Rampa chronisch. Ein Drittel der Betroffenen haben eine einzelne oder zwei Episoden im Leben. «Der Leidensdruck eines Erkrankten ist gross, weil er nicht mehr zwischen der wirklichen Realität unterscheiden kann und dem, was er dafür hält», erklärt Rampa.

Ihr Sohn habe das Vorhandensein der Stimmen stets abgestritten, aber gesagt, dass er sich fühle, als ob er neben seinem eigenen Körper stehe, erzählt Monika V.. Ihre Schwester wiederum habe ihren Zustand als «innere Leere, als ob alle Gefühle verschwunden seien» beschrieben.

«Nur eine Phase»

«Schizophrenie ist ein Tabu­thema in unserer Gesellschaft, die Betroffenen werden oft ausgegrenzt», sagt der Facharzt. Diese Erfahrung hat auch Monika V. gemacht. Ihre eigene Familie mag sich nicht gerne mit der Krankheit auseinandersetzen, oft hörte sie die Floskel «Das ist nur eine Phase, das geht wieder vorbei.» Wenn ein Mensch ein organisches Problem habe, dann werde dies akzeptiert. «Anders ist das bei einer psychischen Krankheit, die nicht so gut greifbar oder erklärbar ist.»

Machtlosigkeit akzeptieren

Wie Luca Rampa ausführt, verspüren viele Familien von Betroffenen Schamgefühle wegen des Verhaltens des Kranken und machen sich Vorwürfe, etwas falsch gemacht zu haben. «Wir mussten lernen, unseren Sohn so zu nehmen, wie er ist», sagt dazu Mo­nika  V.. Das Anderssein des ältesten von vier Kindern habe die ganze Familie belastet. «Wir fühlten uns machtlos, weil wir nichts ändern konnten.» Erst durch Gesprächsrunden der Freiburgischen Interessengemeinschaft für Sozialpsychia­trie, als sie mit anderen betroffenen Angehörigen in Kontakt kam, habe sie gelernt, diese Machtlosigkeit zu akzeptieren.

Trialog

«Das Konzept hat sich bewährt»

Bereits zum zehnten Mal findet am 20. März der Trialog statt. In diesen Gesprächsrunden steht jeweils ein spezifisches Thema zu psychischer Krankheit im Mittelpunkt – dieses Mal wird der Anlass unter dem Motto «Schizophrenie – Halluzina­tion oder Wirklichkeit?» durchgeführt. Nach einem kurzen Eingangsreferat von Luca Rampa werden Gruppen aus Angehörigen, Betroffenen und Fachleuten gebildet, in denen ungezwungen über das Thema des Abends gesprochen wird. Getragen wird der Trialog von der Freiburgischen Interessengemeinschaft für Sozialpsychiatrie (Afaap), von der Stiftung Applico und vom Freiburger Netzwerk für psychische Gesundheit (FNPG). Sozialarbeiter Thomas Böhlen von der Afaap zieht eine positive Bilanz der bisherigen Tria­loge. «Das Konzept hat sich bewährt», sagt er. Vor allem sei es gut, dass die Thematik einer psychischen Krankheit in die Bezirke hinausgetragen werde. «So sind wir auf neutralem Boden und die Hemmschwelle, dass Betroffene beim Trialog mitmachen, ist tiefer», sagt er. Der Austausch unter Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten sei wertvoll. «Es geht immer um den Austausch und darum, dass die Teilnehmer voneinander lernen können.» Der zehnte Trialog wird ausnahmsweise in den modernen Räumlichkeiten des FNPG Freiburg stattfinden, einer Fachstelle, wo sich das Ambulatorium und die Tagesklinik unter einem Dach befinden. Ende 2018 soll dann auch das deutschsprachige stationäre Zentrum in diesem Komplex eröffnet werden. Die Teilnahme am Trialog steht allen Interessierten frei. Aus organisatorischen Gründen wird um eine Anmeldung gebeten.

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Programm

15. Ausgabe der Tage der Schizophrenie

Sa., 17. März, 10 Uhr: Informationsstand am Kerzerslauf. Betroffene und Angehörige nehmen am Lauf teil.

Di., 20. März, 19.30 Uhr: Trialog, Chemin du Cardinal-Journet 3, Villars-sur-Glâne. Anmeldung: Tel. 026 424 15 14.

Mi., 21. März, 9 bis 12 Uhr: Quiz und Unterstützungssprechstunden in Freiburg für alle, Cribletgasse 13, Freiburg. 8 bis 12 Uhr: Informationsstand am Markt auf dem Georges-Python-Platz.

Sa., 24. März, 8 bis 12 Uhr: Informationsstand am Markt in der Reichengasse und auf dem Rathausplatz. 9 bis 12 Uhr: Quiz in Freiburg für alle, Cribletgasse 13, Freiburg.

jp

www.schizinfo.com

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