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Auf der Suche nach der verlorenen Freude

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Am Ende des gestrigen Trainings hob Dany Gelinas vor versammelter Mannschaft die Stimme. «Ich bitte euch, nach dem Training in der Kabine eine Minute in euch zu gehen und an etwas Positives in eurem Leben zu denken.» Der Kanadier, der Gottéron gemeinsam mit René Matte ad interim führt und heute definitiv noch einmal an der Bande stehen wird, klang einfühlsam wie eine Mutter und schonend wie ein Psychologe. «Jeder hat etwas Positives in seinem Leben. Bei mir ist es meine Familie, meine Frau, meine Kinder. Und vergesst nicht: Eishockey ist ein Spiel.»

Medienschelte und Facebook-Beleidigungen

So verunsichert wie die Freiburger Spieler am Dienstag gegen Bern auch zwei Tage nach der Entlassung von Trainer Hans Kossmann aufgetreten sind, kann es nicht schaden, ihnen dies in Erinnerung zu rufen. Kritik an den Spielern und der Klubführung war und ist sicher angebracht, doch die Medienschelte in den letzten Tagen fiel relativ heftig aus. Der «Blick» beschimpfte die Freiburger Spieler als «Diven» und «Sauhaufen», die «NZZ» war sich für kein Klischee zu schade und diagnostizierte, Gottéron leide an der «welschen Krankheit». Was das ist? «Die Summe von Mängeln, die auf fehlende Ordnung in der Technik, in der Kommunikation und in der Führung der ersten Mannschaft zurückzuführen sind.» Derweil ist für «Le Matin» die Tatsache, dass Freiburg noch keinen neuen Trainer hat, ein negatives Signal an die Mannschaft, weil der Klub damit die Botschaft übermittle, er sei nicht sofort vom zukünftigen Trainer überzeugt gewesen.

Dass der Klub, als Mitfavorit in die Saison gestartet, als Tabellenletzter mit medialer Kritik rechnen muss, ist klar. In einer Kleinstadt wie Freiburg, in der Eishockey eine derart wichtige Rolle einnimmt, bekommen Spieler und Klubführung aber mehr als in anderen Klubs direkt den Zorn der Fans zu spüren. Der Umgangston der frustrierten Anhänger nimmt mitunter beängstigende Züge an. Als Gottéron am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite bekannt gab, dass Andrei Bykow mit einem Sehnenriss am Daumen zweieinhalb Monate ausfällt, gingen Häme, Spott und persönliche Beleidigungen der Kommentatoren teils heftig unter die Gürtellinie. «Natürlich bekommen wir das mit. Alles ist negativ, die Medien sind negativ, die Fans sind negativ», sagt Julien Sprunger. «Und besonders schlimm ist es in den sozialen Medien. Was dort abgeht und was sich beispielsweise Andrei immer wieder anhören muss, ist heftig. Natürlich ist die Situation katastrophal, aber ganz vergessen sollte man die drei letzten Jahre dennoch nicht.»

Als Spieler versuche er sich selbst zu schützen und sich möglichst abzuschotten. «Wir sind Profis, es ist unser Job, möglichst gut zu spielen, egal ob uns 10 000 oder 200 Leute unterstützen. Aber natürlich hilft es nicht, wenn du ausgepfiffen und beleidigt wirst», sagt Sprunger und fügt an, er erhalte aber durchaus auch aufmunternde Nachrichten.

 Kathartische Wirkung?

Letzter Rang, Trainer-Entlassung und die Erwartungen im Keller: Genau darin könnte ein Grund zur Zuversicht liegen. Die momentane Lage hat das Potenzial, dass sich eine kathartische Wirkung einstellt; dass die Freiburger in einer Situation, in der sie nichts mehr zu verlieren haben und kaum noch jemand an sie glaubt, die so dringend notwendige Spielfreude wieder finden. «Enjoy it!», hatte Gelinas gestern im Hinblick auf das heutige Spiel dem Team als letzte Order mit in die Kabine gegeben. Die Mannschaft selbst will den Match gegen Davos nicht nur geniessen, sondern gewinnen. «Das Team-Motto lautet: Die Scheisse hat gegen Davos angefangen, jetzt wird die Scheisse gegen Davos enden», sagt Gelinas und spielt damit auf die 2:8-Niederlage am zweiten Spieltag in Davos an. «Ein Sieg wäre so wichtig für das Team. Es wäre so wichtig, dass der neue Trainer ein Team übernimmt, das wieder mit mehr Moral ans Werk geht.»

Aber wie findet man Spielfreude wieder? «Gute Frage», sagt Sprunger. «Wir Spieler sehen momentan alle schwarz und lassen die Schultern zu früh hängen. Doch wir sind auf dem Weg der Besserung. In den letzten Tagen hat die Intensität im Training und in den Duellen zugenommen.»

Ehemalige Mitspieler als potenzielle Trainer

Wer Gottérons neuer Trainer wird, wird der Klub am Wochenende kommunizieren–voraussichtlich erst nach dem heutigen Spiel. Es ist davon auszugehen, dass entweder Biels Assistent Gerd Zenhäusern oder Uni-Neuenburg-Trainer Gil Montandon die Nachfolge von Hans Kossmann antritt. Sprunger hat bei Gottéron mit beiden zusammengespielt. Was waren die potenziellen neuen Trainer in der Kabine für Typen? «Gil war ein Vorbild für junge Spieler wie mich. Er war sehr ehrlich, hatte klare Ziele und war geradlinig und diszipliniert. Gerd marschierte weniger voraus. Aber er war für die Kabine ebenfalls ein sehr wichtiger Spieler, lachte immer, war immer gut drauf und bei allen beliebt.» Birgt es Problempotenzial, wenn ein Trainer ein Team übernimmt, der einige Akteure noch als Mitspieler kennt? «Man muss sich sofort bewusst werden, dass die Rollen gewechselt haben, dass die Person nun eben nicht mehr dein Mitspieler, sondern dein Chef ist. Wenn man darauf Acht gibt, kann es sogar ein Vorteil sein, da die Person die Qualitäten der einzelnen Spieler kennt und weiss, was er ihnen sagen muss und was nicht, damit sie besser werden.»

 Steigern werden sich die Freiburger am besten bereits heute. Die Situation ist ernst. Um die Playoffs zu erreichen, brauchte es in den letzten Jahren jeweils rund 70 Punkte. Momentan hat Freiburg 8, bei 38 verbleibenden Spielen. Um die benötigten 62 Punkte zu holen, müsste Freiburg rund 21 dieser 38 Spiele in der regulären Spielzeit gewinnen. Keine leichte Aufgabe.

Zeit für mehr Optimismus

 Es ist deshalb dieser Tage fast schon verpönt auszusprechen, aber: In Freiburg ist es nach der berechtigten Kritik der letzten Tage Zeit für wieder ein bisschen mehr Zuversicht. Die Probleme sind tiefgreifend, doch es ist davon auszugehen, dass sich die Klubführung dessen bewusst ist. Dass sie möglichst bald einen Sportchef engagiert, damit die Transfers wieder besser werden, damit die notwendige Umstrukturierung im Team in Angriff genommen werden kann und damit nicht bei jeder Trainerentlassung ein enormes Vakuum in Sachen sportlicher Kompetenz entsteht, so dass sich Generaldirektor Raphaël Berger und Präsident Charles Phillot bald wieder auf das konzentrieren, was sie am besten können: Geld für den Klub generieren.

Noch sind die Sponsoren treu, die Zuschauer mehrheitlich ebenfalls, und ein neues Stadion ist in Aussicht. Das Team ist zwar problembehaftet, aber nicht so schlecht, wie es momentan den Anschein macht. So ist im Moment Katerstimmung zwar nicht zu vermeiden, Weltuntergangsstimmung jedoch nicht angebracht.

 Für heute haben die Gottéron-Fans die erste Choreografie der Saison geplant. Es ist sicher der richtige Moment, um dem Team wieder ihre Unterstützung zu beweisen. Und die Fans, die durch Frust, Häme und Beleidigungen auffallen, sollten sich an die Worte von Dany Gelinas erinnern. Eishockey ist nur ein Spiel.

 

Vorschau: Die schlechteste Defensive trifft heute im St. Leonhard auf den besten Sturm

Wenn Gottéron heute (19.45 Uhr) den HC Davos empfängt, spricht nichts für die Freiburger. Das erste Saisonduell verlor Gottéron beim HCD 2:8, die Bündner haben mit 53 Treffern klar die meisten Tore aller NLA-Teams erzielt, Gottéron mit 55 Gegentoren die meisten kassiert. Kein Wunder, appellierte Dany Gelinas, der heute mit René Matte das Team ein letztes Mal coachen wird, an das defensive Gewissen der Freiburger. «Die Defensivarbeit ist nun einmal das Wichtigste in einer Mannschaftssportart», so Gelinas, der sagt, er habe einige taktische Änderungen vorgenommen. Welche, will er nicht verraten. «Sie wollen mir doch nicht die wenigen Trümpfe nehmen, die wir im Vergleich mit Davos haben», sagt er schmunzelnd. Er habe aber mitbekommen, dass Davos am Donnerstag im Training 45 Minuten lang Druck auf das Tor gemacht habe. Auf diesen Druck und die vielen Duelle hat er in den letzten Tagen versucht die Freiburger Spieler vorzubereiten.

Fehlen werden die verletzten Andrei Bykow, der gestern Nachmittag am Daumen operiert worden ist, Tristan Vauclair, Marc Abplanalp und Jérémie Kamerzin. Adam Hasani wird die Rolle Bykows zwischen Julien Sprunger und Benjamin Plüss einnehmen. Zu erwarten ist zudem, dass Petteri Wirtanen anstelle von Jeff Tambellini spielen wird. fm

Der heutige Gegner

Die Fakten zum HC Davos

• Es ist das Duell der meistbestraften Teams der Liga. Davos kassiert 14,9 Strafminuten pro Spiel, Freiburg 14,1.

 

• Nach zuvor neun Siegen in Folge hat Davos zuletzt zweimal verloren (1:4 in Zürich, 2:3 in Kloten).

 

• Topskorer Marcus Paulsson hat bereits acht Tore und acht Assists auf seinem Konto und weist zudem eine Plus-11-Bilanz auf.fm

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