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«Mein Briefkasten hat gelitten»

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Am 17. April dieses Jahres haben sich die beiden Freiburger Christoph Bertschy und Tristan Scherwey in ihrem Heimatkanton keine Sympathien geschaffen. Einen Tag nachdem Gottéron in Bern 1:5 untergegangen war und Freiburg nach dem einmal mehr verpassten Titelgewinn ohnehin kollektiv trauerte, tauchten auf verschiedenen Online-Portalen Videos von der Meisterfeier des SC Bern auf–mittendrin die beiden jungen Freiburger. Videos, auf denen Bertschy einen Schal mit der Aufschrift «Hurensöhne Gottéron» verbrennt oder einen erhängten Plüschdrachen schwenkt. Videos, auf denen Scherwey Blank zieht und seinen nackten Hintern entblösst oder aber «Hurensöhne Gottéron» singt.

«Bin ein stolzer Freiburger»

 «Als ich am nächsten Morgen aufgewachte, war ich sehr erstaunt. Das Thema war in aller Munde und die Medien voll davon», sagt Scherwey rückblickend. «Ich hätte nie gedacht, dass so etwas ausbricht. Ich hatte mir nicht gross Gedanken gemacht.» Wohl auch, weil er nicht damit gerechnet hatte, dass von Handykameras gefilmte Videos auftauchen. Aber auch, weil Eishockey für Scherwey etwas ist, das er mit Leidenschaft betreibt, das aber eben doch bloss ein Sport bleibt. Der 22-Jährige ist wahrlich keiner, der jedes Wort oder jede Tat auf die Goldwaage legt. «Wer mich kennt, weiss, dass ich es nicht so gemeint habe. Ich habe einfach mit den Fans mitgesungen und gefeiert. Ich wollte sicherlich niemanden persönlich angreifen oder verletzen. Es war nie böse gemeint. Ich bin ein stolzer Freiburger», sagt Scherwey. «Aber natürlich war es nicht korrekt, ich hätte das nicht singen dürfen, und ich möchte mich dafür entschuldigen.» Er betont, dass Alkohol nicht der Grund für die Ausschweifungen gewesen sei. «Zum Zeitpunkt der Aufnahmen hatte ich bloss ein Bier getrunken.»

Briefkasten gesprengt

Dass Eishockey für manchen mehr ist als ein Sport, bekam Scherwey bald einmal zu spüren, spätestens als bei seiner Wohnung in Villars-sur-Glâne der Briefkasten in die Luft flog. «Mein Briefkasten hat gelitten, und als ich durch die Stadt lief, habe ich auch sonst ab und zu eine gewisse Abneigung gespürt. Da wurde ich zum Teil schon ein bisschen böse angeschaut. Aber damit musste und konnte ich leben. Wenn es ein Problem gegeben hätte, wäre ich bereit gewesen, dieses zu regeln.»

Im Sommer war Scherwey um Wiedergutmachung bemüht. Er akzeptierte die Anfrage aus Freiburg, ein Training der Junioren zu leiten. «Ich hatte mir schon einige Gedanken gemacht und mir gesagt, dass ich gar nie richtig die Möglichkeit dazu hatte, mich zu entschuldigen. Also war die Geste, dieses Training zu leiten, eine willkommene Möglichkeit. Und es war eine gute Sache, die Kleinen hatten auch ihre Freude daran.»

Dennoch ist sich Scherwey bewusst, dass die Freiburger Fans die Aktion noch nicht vergessen haben. Heute in Bern und vor allem am kommenden Dienstag im Freiburger St. Leonhard wird er einer der Buhmänner der Gottéron-Fans sein. «Ich habe das ja schon in den Vorbereitungsspielen gegen Freiburg gemerkt, da gab es bereits Pfiffe und Sprechchöre gegen mich.» Er hat sogar Verständnis dafür. «Die Fans unterstützen ihre Mannschaft. Die Freiburger Fans werden mich wohl nun nicht mehr so gern haben. Als richtiger Fan wäre das bei mir wohl nicht anders.»

Als Gottéron-Junior stand Scherwey früher übrigens selbst auf den Stehplätzen des St. Leonhards. «Und da haben wir in der Kinderecke auch so manche Lieder angestimmt und mitgesungen.» Der Stürmer freut sich jedenfalls trotz allem auf die bevorstehenden Derbys gegen Gottéron. «Das sind doch die Spiele, auf die sich die Fans freuen, das geht uns Spielern nicht anders.»

Bertschy: «Ich probiere, die Vorfälle auszublenden»

Der zweite involvierte Freiburger, der 19-jährige Düdinger Christoph Bertschy, will nicht mehr gross über die Geschehnisse von damals sprechen. «Das war sicher eine blöde Aktion von mir. Aber ich probiere, diese Vorfälle auszublenden. Ich schaue viel lieber nach vorne», sagt der Stürmer, der einräumt, dass er in seinem Umfeld die eine oder andere Reaktion auf seinen Ausrutscher erhielt. Club-intern warf die Aktion von Bertschy ebenfalls keine allzu grossen Wellen. CEO Marc Lüthi hatte unmittelbar nach der Meisterfeier interne Konsequenzen angedeutet. Letzten Endes blieb es bei einem Gespräch, wie Bertschy erklärt.

 

 

 

Vorschau: Das Derby soll für die nötigen Emotionen sorgen

D as Resultat bei der 3:6-Niederlage von Gottéron in Davos sei klarer, als es das Spielgeschehen gewesen sei, sagte Gottéron-Trainer Hans Kossmann gestern. «Ich habe mir das Video angeschaut. Davos hatte 17 Torchancen, wir deren 19.» Der miserable Start mit dem 1:4-Rückstand noch im ersten Drittel sei natürlich denkbar ungünstig gewesen. «Wir dürfen uns nun aufgrund dieser Niederlage nicht den Kopf zerbrechen», so Kossmann, schliesslich sei nicht alles schlecht. «Wir kreieren uns Möglichkeiten, das ist positiv. Hingegen ist klar, dass wir defensiv disziplinierter werden müssen.» Seine Mannschaft müsse geduldig bleiben, bis die Tore endlich fallen würden.

Die defensiven Mängel hätten verschiedene Gründe, wie Kossmann erläutert. «Es liegt nicht nur an einer Sache oder an einem Spieler. Viele spielen nicht ihr bestes Hockey. Es fehlt an der Konzentration, am Engagement, und auch Benjamin Conz ist zwar gut, hat aber immer wieder eine Baisse.» Zudem würden seine Spieler zu viele Eins-gegen-eins-Duelle verlieren. «Wir müssen endlich über 60 Minuten konstant spielen», fordert der Gottéron-Trainer.

Kossmann glaubt, dass ein gutes Ergebnis heute in Bern (19.45 Uhr) vieles ändern kann. «Der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ist in dieser Liga klein. Ein Sieg könnte einiges in Sachen Mentalität ändern.» Um gegen den SCB eine Chance zu haben, bedürfe es aber einer anderen Einstellung als zuletzt. «Im Heimspiel gegen Genf haben wir mit Enthusiasmus gespielt. Vielleicht ist das Derby gegen Bern genau richtig, damit die Emotionen zurückkehren.»

Ohne Andrei Bykow

Gottéron tritt auch heute ohne Andrei Bykow an (Nackenverletzung). Kossmann rechnet mit einer Rückkehr am Wochenende gegen Lugano. Sandro Brügger hat nach seiner Fussverletzung das Eistraining wieder aufgenommen. fs

Gegner Bern: Nach schwachem Saisonstart befindet sich der Meister im Aufwind

W ie Gottéron ist auch der SC Bern sehr durchzogen in die Saison gestartet. Mit zwei Siegen gelang dem Meister am letzten Wochenende jedoch ein Befreiungsschlag. Besonders beim 3:0-Heimsieg vom Samstag gegen das zweitklassierte Kloten zeigten die Berner ein starkes Spiel. «Endlich haben wir einen sauberen Defensivauftritt hingelegt und über 60 Minuten konstant gespielt», sagt Stürmer Tristan Scherwey. «In den Spielen zuvor hatte uns diese Konstanz jeweils gefehlt. In der Defensivzone waren immer wieder einmal gegnerische Spieler plötzlich völlig frei.»

Warum es immer wieder vorkommt, dass Teams, die im Jahr zuvor stark gewesen waren, zu Saisonbeginn Mühe haben, kann sich Scherwey auch nicht erklären. «Vielleicht denken einige Spieler, dass es von alleine läuft. Es besteht die Gefahr, dass man sich sagt: Letztes Jahr waren wir ja stark, also wird es dann schon irgendwie gut gehen. Aber so läuft das natürlich nicht. Viele Teams sind auf diese Saison hin besser geworden.» Bern habe bereits in der Vorbereitung nicht überzeugt. «Dass man dann nicht einfach plötzlich den Schalter umlegen kann, ist nicht überraschend. Aber ich bin zuversichtlich, dass es nun besser wird.»

Scherwey persönlich ist der Start in die Saison durchaus gelungen. Mit drei Treffern ist er nach neun Spielen gemeinsam mit Byron Ritchie hinter Martin Plüss sogar der zweitbeste Torschütze seiner Mannschaft. «Ja, ich bin zufrieden mit meinem Saisonstart. Ich versuche, mir auch jeweils nicht zu viele Gedanken zu machen, was im Jahr zuvor geschehen ist. So war mir bereits von Anfang an bewusst, dass eine völlig neue Saison ansteht. Ausserdem bin ich noch jung, ich will mich ständig weiterentwickeln.»

Bertschys Flaute

Christoph Bertschy ist mit zwei Toren in den ersten drei Spielen ebenfalls gut in die Saison gestartet. Seither blieb er aber ohne Skorerpunkte. «Am Wochenende ging es wieder etwas bergauf. Aber zuvor war ich schlecht», nimmt der Düdinger kein Blatt vor den Mund.

Nachdem er in seiner Rookie-Saison mit 16 Skorerpunkten in 30 Spielen aufhorchen liess, stagnierte Bertschy vergangene Saison. «Gute Leistungen zu bestätigen ist sicher schwer. Wenn man unbekümmert aufspielen kann, fällt so manches leichter, als wenn man eine fixe Rolle innehat.» Die Ansprüche an sich selbst sind hoch beim 19-Jährigen, der 2012 von Minnesota gedraftet wurde. «Ich möchte beim SCB eine tragende Rolle spielen.» Dies ist vorderhand sein primäres Ziel. Die NHL ist momentan nicht aktuell, auch wenn er vor der letzten und dieser Saison bei den Wild am Development Camp teilgenommen hat. «Es gab zwar am Ende der Camps Gespräche mit den Verantwortlichen. Ich überhaste nichts und schaue nach dieser Saison weiter.» fm/fs

 

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