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«Von mir erwartete man nur, dass das Museum finanziell funktioniert»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Carole Schneuwly

Dominique Chappuis Waeber, nach sechseinhalb Jahren hatten Sie Anfang März Ihren letzten Arbeitstag als Direktorin des Gutenberg-Museums. Wie fühlen Sie sich?

Total entspannt. Von dem Moment an, als ich meine Kündigung abgeschickt hatte, wusste ich, dass es die richtige Entscheidung war. Nach sechseinhalb Jahren des Aufbaus übergebe ich ein gesundes Museum mit einer soliden finanziellen Basis. Das Museum steht jetzt vor einer Phase der Konsolidierung. Und auf mich warten ein paar Monate Ferien. Danach ist die Zeit reif für eine neue Herausforderung. Darauf freue ich mich.

Sie haben das Museum seit seiner Wiedereröffnung im November 2005 geleitet. Seither hat es eine gewaltige Entwicklung durchgemacht.

Ja, die Besucherzahlen sind von Jahr zu Jahr gestiegen, hauptsächlich dank Mundpropaganda und Medienberichten, da kein Geld für Werbung da war. Die Leute kamen von Anfang an aus der ganzen Schweiz; zuerst, um die permanente Ausstellung zu besuchen, später immer mehr für die Wechselausstellungen. Die Sonderausstellungen haben einen grossen Anteil am Erfolg: Ich habe etwa zehn pro Jahr organisiert, zu sehr unterschiedlichen Themen rund um die Kommunikation und die grafische Branche. Einige richteten sich an das breite Publikum, andere an Fachleute. Wichtig war mir, wenigstens ein lokales Thema pro Jahr anzubieten. So begeisterte 2011 die Ausstellung zur Entstehung des Schiffenensees das Freiburger Publikum.

Auch finanziell geht es dem Museum heute gut, nachdem es 2003 mit Schulden von 2,3 Millionen Franken hatte schliessen müssen.

Nachdem der schweizerische Verband für visuelle Kommunikation (Viscom) das Gebäude für 2,3 Millionen Franken gekauft hatte, habe ich im Januar 2006 bei null angefangen. Ich musste sofort Einnahmen generieren, um die laufenden Kosten zu decken. So entstand die Idee der «Blind Dinners», der Abendessen im Dunkeln in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband. Diese Abendessen brauchten wenig Vorlaufzeit – und sie sind bis heute ein Riesenerfolg.

Und die Finanzen des Museums waren vom ersten Jahr an ausgeglichen.

Mehr als ausgeglichen, und das sind sie geblieben. Im Jahr 2011 haben wir mit Einnahmen von 412000 Franken ein Rekordergebnis erzielt. 11400 Besucher sind gekommen, so viele wie noch nie in einem Jahr.

Gute Zahlen sind das eine – doch was hat Sie in Ihrer Zeit beim Gutenberg-Museum sonst noch glücklich gemacht?

Die «Blind Dinners» waren eine grossartige Erfahrung. Sie zu organisieren, war anstrengend, aber es waren auch sehr schöne Momente mit Menschen, die zu Kollegen und Freunden geworden sind. Spannend war auch das Erarbeiten der Wechselausstellungen. Ich erhielt Einblick in so unterschiedliche Themen wie die Geschichte des Hörrohrs, Bibeln aus aller Welt oder Falschgeld. Und rund um die Ausstellungen habe ich viele interessante Menschen getroffen. Nie werde ich die Begegnung mit Hans Erni in seinem Atelier in Luzern vergessen. Ich traf ihn in Zusammenhang mit der Ausstellung über Frauen auf Banknoten. Erni freute sich sehr, nach 70 Jahren wieder über seine damaligen Entwürfe zu sprechen und die Werke noch einmal zu sehen.

Daneben gab es sicher auch weniger schöne Momente.

Ja, aber über die meisten kann ich heute lachen. Einmal habe ich kurz vor einem Fototermin für eine neue Ausstellung entdeckt, dass ein Plakat am Boden lag und auf die Schnelle wieder montiert werden musste. Wirklich ärgerlich war, dass eine Mitarbeiterin das heruntergefallene Plakat schon zwei Tage zuvor bemerkt und nichts unternommen hatte. Sie hatte es für eine Kunstinstallation gehalten und gedacht, das müsse so sein…

Hatten Sie sich Ihre Arbeit vor Ihrem Stellenantritt so vorgestellt?

Ich wusste, dass eine grosse Aufgabe auf mich zukommen würde. Nach fast drei Jahren der Schliessung genoss das Museum damals kaum noch Vertrauen. Das machte es schwierig, Partner für die Organisation von Ausstellungen und die Finanzierung zu finden. Andererseits genoss ich viele Freiheiten: Alles, was man von mir erwartete, war, dass das Museum finanziell funktioniert. Ansonsten konnte ich vieles frei gestalten.

Konnten Sie denn alle Ideen verwirklichen?

Das Hauptziel war, das Museum wieder bekannt zu machen, und das ist gelungen. Das zeigt sich etwa an der breiten Medienabdeckung in der ganzen Schweiz und sogar im nahen Ausland. Was einzelne Projekte angeht, so konnte ich viele Wünsche umsetzen. Die Ausstellung von Ursus Wehrli im vergangenen Jahr ist ein gutes Beispiel: Ich fragte ihn aufs Geratewohl an, und er hat spontan und unkompliziert zugesagt. In anderen Fällen gab es auch Absagen, aber das gehört dazu.

Der Vorstand des Museums ist derzeit daran, Ihre Nachfolge zu regeln. Welche Qualitäten muss der neue Museumsleiter mitbringen?

Ich kann nur von mir selber sprechen. Ich war in dem Posten eine ausgesprochene Generalistin: Ich komme aus dem Marketing, habe Kenntnisse im Umgang mit Finanzen mitgebracht und war offen für die Kulturszene. Ich habe aber auch Hand angelegt beim Einrichten von Ausstellungen, habe genagelt und geschraubt oder mit dem Camion eine komplette Ausstellung nach Berlin zurückgefahren. Mein Nachfolger oder meine Nachfolgerin sollte auf jeden Fall anpacken können. Er muss kreativ sein und seine Ideen auch realisieren. Und er darf sich nicht ausruhen, auch wenn die finanzielle Basis im Moment stabil ist.

Was wünschen Sie dem Museum für die Zukunft?

Ich habe sehr viel in dieses Haus investiert und wünsche mir, dass jemand mit ebenso viel Herzblut seine Interessen weiter verteidigt. Dann werde ich gerne als Besucherin zurückkommen – spätestens im Juni zur Museumsnacht.

Abschied von Johannes Gutenberg: Dominique Chappuis an ihrem letzten Arbeitstag im Gutenberg-Museum.Bild Charles Ellena

Ausblick:Für 2012 ist schon einiges geplant

Seit der Wiedereröffnung des Gutenberg-Museums Ende 2005 stand Dominique Chappuis Waeber an der Spitze der Institution. Erst im Jahr 2000 hatte das Museum zum ersten Mal seine Türen geöffnet; im Januar 2003 musste es wegen finanzieller Schwierigkeiten geschlossen werden. Der schweizerische Verband für visuelle Kommunikation (Viscom) ermöglichte den Neustart, indem er die Liegenschaft für 2,3 Millionen Franken kaufte. Der Viscom ist auch im Vorstand des Trägervereins vertreten.

Derzeit prüft der Vorstand die Bewerbungsdossiers, die nach der Kündigung von Dominique Chappuis eingegangen sind. Diese ist formell noch bis Ende Mai Direktorin des Museums und wird ihrem Nachfolger mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Für das Jahr 2012 sind bereits einige Projekte aufgegleist: Noch diesen Frühling wird eine neue Multimedia-Schau präsentiert. Mehrere Sonderausstellungen sind geplant, als Nächstes ab Ende März eine über alte Schriften der Pfarrei Romont. Und auch bei der Museumsnacht vom 2. Juni ist das Gutenberg-Museum dabei und begrüsst unter anderem den Künstler Ted Scapa. cs

«Nach fast drei Jahren der Schliessung genoss das Museum kaum noch Vertrauen.»

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