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Kämpf trotzt allem und jedem

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Es war nicht leicht, gestern in Kerzers Gastschwinger zu sein. Das Einteilungsgericht unternahm alles, um irgendwie einen der eigenen Schwinger in den Schlussgang zu bringen und so möglichst lange die Hoffnung aufrechtzuerhalten, dass der Sieg beim Südwestschweizerischen Schwingfest erstmals seit 2008 nicht an einen Gast geht. Bereits im zweiten Gang, und damit unüblich früh, kam es zu einer Gästepaarung, verbunden mit der Idee, die Schwinger der anderen Verbände möchten sich doch bitteschön gegenseitig Punkte wegnehmen. Und als im fünften Gang die starken Gäste Roger Rychen und Bernhard Kämpf gegeneinander eingeteilt wurden, schrieb die Schwingerzeitung Schlussgang – das wohl renommierteste Medium im Schwingsport – in ihrem Liveticker: «Das hat mit Sport nicht mehr viel zu tun.» Der Technische Leiter des Südwestschweizer Verbandes, Christian Schmutz, der gestern das Einteilungsgericht präsidierte, wehrt sich. «Wenn du acht Eidgenossen als Gäste hast, die an das Fest eines Teilverbandes kommen, der keinen einzigen Eidgenossen dabeihat, ist es doch normal, dass die Gäste gegeneinander antreten müssen.»

«Einer der grössten Erfolge»

Einer liess sich gestern von nichts und niemandem aus der Bahn werfen: Bernhard Kämpf. «Als Gast weiss man, was einen erwartet, das ist immer schwierig.» Für ihn sei es am Ende ja aufgegangen. «Während des Tages sind aber immer auch Emotionen im Spiel», erklärte Kämpf, warum er sich kurz vor den Siegerinterviews bei einem Vertreter des Südwestschweizer Verbandes entschuldigte, weil er offenbar im Verlauf des Tages seinen Unmut kundgetan hatte. «Aber allzu lange darf man über Einteilungen und Entscheide nicht nachdenken, sonst muss man eine andere Sportart ausüben.» Sagte es, und erfuhr über die Lautsprecheranlage, dass er den Sieg teilen muss. Dem Innerschweizer Reto Nötzli wurde für seinen Sieg im letzten Gang nachträglich noch eine Zehn gutgeschrieben. Warum er zunächst nur 9,75 Punkte erhalten hatte, war, wie übrigens bereits im Gang zuvor, niemandem klar. «Das war ein Kampfrichterentscheid. Den haben wir anschliessend allerdings noch diskutiert und sind darauf zurückgekommen», erklärt Schmutz.

So gab es am Ende mit den beiden Gästen Bernhard Kämpf und Reto Nötzli zwei Gewinner. So richtig als Sieger fühlte sich allerdings nur Kämpf. Er war es, der es trotz schwierigem Parcours in den Schlussgang schaffte, dort mit Johann Borcard kurzen Prozess machte und den Greyerzer nach nur 41 Sekunden auf den Rücken legte. «Das ist einer der grössten Erfolge meiner Karriere», sagte der 29-Jährige aus dem Berner Oberland. Für ihn war es der vierte Kranzfestsieg. Am höchsten einzustufen ist sein Erfolg 2015 beim Brünig-Schwingen. «Aber bei meinem allerersten Südwestschweizerischen als Gast zu gewinnen ist etwas sehr Spezielles. Wer weiss, ob ich überhaupt wieder einmal an diesem Fest dabei sein werde.»

Borcard hin und her gerissen

Nicht ganz schlüssig, ob er nun zufrieden oder enttäuscht sein soll, war sich der zweite Schlussgangteilnehmer, Johann Borcard aus Villars-sous-Mont. «Als ich am Morgen aufstand, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich in den Schlussgang kommen könnte.» Einen Kranz habe er im Visier gehabt und sich den auch zugetraut. «Aber bei den Kalibern, die es dabeihatte, hätte ich es nicht gewagt, an einen Schlussgang zu glauben», so der 23-Jährige. Umso mehr als der Tischler bis letzten Freitag in der Rekrutenschule war und nicht gross trainieren konnte «Man hatte mir zwar versprochen, dass ich zu meinen Trainings komme, aber wirklich geklappt hat das in der Praxis nicht.»

Insgesamt kann und muss er mit dem Verlauf des Tages deshalb zufrieden sein. Natürlich: Borcard profitierte von der Strategie des Kampfgerichts, unbedingt einen Südwestschweizer in den Schlussgang zu hieven. So erhielt er etwa im fünften Gang nicht einen der starken Gäste zugeteilt, sondern den Sensler Florian Minder. Dennoch war die Schlussgangqualifikation kein Selbstläufer. Im ersten Gang etwa stellte Borcard gegen den Nordwestschweizer David Schmid, der immerhin ein Eidgenosse ist. «Dieser Kampf wird mir besonders in Erinnerung bleiben, weil ich in meinen Augen über weite Strecken der Bessere war.»

Mehr Gegenwehr erhofft

Von der Leistung in seinem allerersten Schlussgang bei einem Kranzfest war Borcard allerdings enttäuscht. «Mir war klar, dass Kämpf extrem vif ist und sehr stark am Boden. Dass er mich so schnell in einen Bodenkampf verwickeln konnte, nervt mich deshalb im Nachhinein.» Ein bisschen länger hätte er dem extrem schnellen Gegner schon Widerstand leisten wollen. «Der Schlussgang hätte 16 Minuten dauern sollen – und ich habe nicht einmal eine geschafft.»

Trotzdem hofft Johann Borcard, dass ihm die Schlussgangteilnahme und der geteilte vierte Rang, der am Ende resultierte, für die nächsten Wochen Auftrieb verleihen. Er wird noch auf der Schwägalp, beim Weissenstein-Schwingen und dem Nordwestschweizerischen teilnehmen. «Mein Ziel ist es, aus diesen Festen ein bis zwei Kränze zu holen.» Zuzutrauen ist es dem jungen Freiburger – schliesslich kann er ab dieser Woche sogar wieder normal trainieren.

Resultate

Zwei Sieger in Kerzers

Kerzers. Südwestschweizer Schwingfest (116 Schwinger, 3200 Zuschauer). Schlussgang: Bernhard Kämpf (Sigriswil) bezwingt Johann Borcard (Villars-sous-Mont) nach 41 Sekunden mit Münger. Rangliste: 1. Kämpf und Reto Nötzli (Pfäffikon), je 58,25. 2. Samuel Dind (Dombresson) 57,75. 3. Andreas Ulrich (Gersau) und Michael Matthey (Châtel-St-Denis), je 57,50. 4. Borcard, Christoph Bieri (Untersiggenthal) und Pascal Piemontesi (Elépens), je 57,25. 5. Roger Rychen (Mollis), Steven Moser (Brünisried) und Lario Kramer (Galmiz), je 57,00. 6. Raphael Zwyssig (Gais), Stéphane Haenni (Mézières), Frédéric Emonet (Pensier), Steve Duplan (Ollon VD) und Michel Dousse (Oberschrot), je 56,75. 7. David Schmid (Wittnau), Florian Minder (Düdingen) und Cyril Ambresin (Ollon), je 56,50, alle mit Kranz.

Notenblätter der besten

1a Kämpf Bernhard (58.25)

+ Roch Vincent 10.00

– Bieri Christoph 8.75

+ Barras André 10.00

+ Matthey Michael 9.75

+ Rychen Roger 9.75

+ Borcard Johann 10.00

1b Nötzli Reto (58.25)

– Kramer Lario 8.75

+ Dousse Michel 10.00

+ Minder Florian 10.00

+ Zwyssig Raphael 9.75

+ Piemontesi Pascal 9.75

+ Haenni Stéphane 10.00

2 Dind Samuel (57.75)

o Bieri Christoph 8.50

+ Derron Cédric 10.00

+ Fuchs Yannick 10.00

+ Schmid David 9.75

+ Berset Julien 9.75

+ Ducry Antoine 9.75

3a Ulrich Andreas (57.50)

+ Gottofrey Marc 10.00

– Matthey Michael 9.00

o Rychen Roger 8.50

+ Duplan Steve 10.00

+ Kramer Lario 10.00

+ Mollet Ivan 10.00

3b Matthey Michael (57.50)

+ Emonet Frédéric 10.00

– Ulrich Andreas 9.00

+ Vaucher Rémy 10.00

o Kämpf Bernhard 8.50

+ Parvex Yannick 10.00

+ Hofer Sven 10.00

4a Borcard Johann (57.25)

– Schmid David 8.75

+ Pürro Tobias 10.00

+ Crettaz Olivier 10.00

+ Lerch Jimmy 9.75

+ Minder Florian 10.00

o Kämpf Bernhard 8.75

4b Bieri Christoph (57.25)

+ Dind Samuel 9.75

– Kämpf Bernhard 8.75

+ Brodard Simon 10.00

+ Derron Cédric 9.75

– Gottofrey Marc 9.00

+ Cropt Harald 10.00

4c Piemontesi Pascal (57.25)

– Rychen Roger 8.75

+ Ducry Antoine 10.00

+ Wieland Micha 10.00

+ Riedo Fredy 10.00

o Nötzli Reto 8.50

+ Barras André 10.00

5a Rychen Roger (57.00)

– Piemontesi Pascal 8.75

+ Berset Julien 10.00

+ Ulrich Andreas 10.00

+ Moser Steven 9.75

o Kämpf Bernhard 8.50

+ Brodard Simon 10.00

5b Moser Steven (57.00)

– Zenger Niklaus 8.75

+ Ducrest Etienne 10.00

+ Cotting Alexandre 10.00

o Rychen Roger 8.50

+ Brodard Augustin 10.00

+ Wieland Micha 9.75

5c Kramer Lario (57.00)

– Nötzli Reto 8.75

+ Mosimann Vincent 10.00

+ Torche Bastian 9.75

+ Ducrest Etienne 10.00

o Ulrich Andreas 8.50

+ Hayoz Quentin 10.00

6e Dousse Michel (56.75)

+ Emonet Fabien 10.00

o Nötzli Reto 8.50

+ Kramer Dorian 9.75

+ Curty Alexandre 10.00

o Schmid David 8.50

+ Lerch Jimmy 10.00

«Als Gast weiss man, was einen erwartet.»

Bernhard Kämpf

Berner Schwinger

Kränze

Moser und Kramer beste Deutschfreiburger

Im Vorfeld galten Steven Moser (Brünisried) und Lario Kramer (Galmiz) als grösste Hoffnungsträger der Südwestschweizer. Beide zeigten eine solide Leistung und beendeten das Fest mit 57.00 Punkten im fünften Rang. Eine Leistung, die problemlos für einen Kranz reichte. Auch wenn sie beide am Ende dieselbe Anzahl Punkte hatten, unterschied sich ihre Gemütslage nach dem Fest. Lario Kramer war mit dem Auftritt vor seinem Heimpublikum – er gehört dem Schwingclub Kerzers an – rundum zufrieden. «Es war ein Supertag, und ich bin glücklich über mein Abschneiden», sagte der 19-Jährige. Die vier Südwestschweizer Gegner legte er allesamt auf den Rücken. «Und gegen die beiden Gäste zeigte ich, dass ich mithalten kann.» Im ersten Gang gelang ihm ein Achtungserfolg, indem er gegen den späteren Co-Sieger Reto Nötzli stellte. Nur gegen Andreas Ulrich (Gersau) zog er im fünften Gang den Kürzeren. «Ich konnte ihn ganz zu Beginn kurz in Bedrängnis bringen. Dass ich anschliessend trotzdem verlor, ist allerdings logisch. Er ist schlicht viel besser als ich, verfügt über die viel bessere Technik», so Kramer selbstkritisch.

Moser hatte sich mehr erhofft

Der Sensler Steven Moser hingegen konnte sich nicht ohne Einschränkung über den Kranzgewinn freuen. «Ich hatte mir mehr erhofft», so der 21-Jährige, der letztes Jahr den Schlussgang erreicht hatte. «Aber ich habe nicht meinen besten Tag erwischt, ich fühlte mich von Beginn an müde.» Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass er derzeit in der Rekrutenschule ist. «Ja, allzu viel Schlaf bekommt man in der Armee natürlich schon nicht. Und wenn man dann am Samstag nach Hause kann, will man ja auch nicht gleich ins Bett.» So gelang Moser kein Exploit, kein Sieg gegen einen der Gäste. Gegen Niklaus Zenger (Habkern) stellte er, gegen Roger Rychen (Mollis) verlor er.

Mit Frédéric Emonet (Pensier), Michel Dousse (Oberschrot) und Florian Minder (Düdingen) gewannen drei weitere Freiburger einen Kranz. Von den acht Gästeschwingern gewannen nicht weniger als sieben einen Kranz. Der Technische Leiter des Südwestschweizer Verbandes, Christian Schmutz, ist dennoch zufrieden. «Im ersten Gang haben fünf Südwestschweizer den Gästen einen Gestellten abgetrotzt. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.»

fm

 

 

Der letzte Kampf zweier Brüder

 

Vor dem wirklichen Schlussgang wurde es gestern in Kerzers noch richtig emotional. Die Brüder Julien und Frédéric Berset absolvierten ihren ganz persönlichen Schlussgang – ihren letzten Kampf überhaupt. So verhalfen die Organisatoren den beiden langjährigen Seeländer Schwingern zu einem würdigen Abschied. Der 32-jährige Julien Berset (rechts im Bild) gewann in seiner Karriere sechs Kränze. Gestern klassierte er sich im neunten Rang. Der 37-jährige Frédéric Berset holte sich insgesamt 35 Kränze; in Kerzers musste er verletzt passen.

fm/Bild aw

 

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