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Alles andere als eine Lückenbüsserin

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War es Schicksal? Oder war es einfach eine Verkettung von glücklichen Umständen, die Kerley Becker und den TS Volley Düdingen zusammengeführt haben? Denn eigentlich sollte die 31-jährige Brasilianerin gegenwärtig in Frankreich auf dem Feld stehen und nicht das Dress der Power Cats tragen. Doch im Leben läuft nicht immer alles nach Plan. Oftmals geht das Leben wundersame Wege, um Menschen dorthin zu führen, wo sie hingehören. Doch alles der Reihe nach …

Durchbruch bei Sm’Aesch

Aufgewachsen in der südbrasilianischen Millionenmetropole Porto Alegre, entdeckte Becker mit 15 Jahren ihre Leidenschaft fürs Volleyball. Davor hatte sie alle anderen möglichen Sportarten ausprobiert: Turnen, Schwimmen, Fussball, Judo, Tanzen, doch nichts hatte sie so fasziniert, wie später das Spiel mit dem blaugelben Ball. «Für mein Alter war ich schon damals sehr gross», erinnert sich die 1,86 Meter lange Frau heute. «Es dauerte nicht lange, bis mich jemand draussen hat spielen sehen und mich in einen Verein geholt hat.» Obwohl Becker eine Spätzünderin war, machte sie schnell Fortschritte.

Die Brasilianerin fühlt sich auch im Fribourger Schnee wohl

Als 19-Jährige erhielt sie am Western Community College in Council Bluffs (Iowa) ein Stipendium und sammelte ihre ersten Erfahrungen im Ausland. 2008 wechselte Becker in die Schweiz zu Franches-Montagnes. «Die Saison war eine grosse Enttäuschung. Ich entschied, nach Brasilien heimzukehren und mich auf mein Studium zu konzentrieren.» Doch Volleyball liess sie nicht los. Deshalb nahm die Mittelblockerin 2010 einen erneuten Anlauf in der Schweiz – und startete bei Sm’Aesch-Pfeffingen so richtig durch. 2014 wurde sie als beste Blockerin der NLA ausgezeichnet, 2016 wurde sie mit den Baslerinnen Schweizer Vizemeisterin und erhielt die Auszeichnung als beste Blockerin im europäischen CEV Challenge Cup.

«Fast jeden Tag habe ich die Schweiz vermisst ..»

Kerley Becker

Mittelblockerin

 

Die Erfolge steigerten den Ehrgeiz und den Erfolgshunger der dynamischen Brasilianerin zusätzlich. «Nach fünf Saisons in Aesch suchte ich eine neue Herausforderung in einer stärkeren Liga.» Im Sommer 2016 wechselte Kerley Becker deshalb zu den Roten Raben Vilsbiburg nach Deutschland. In das Land – der Nachname lässt es erahnen –, in dem ihre Familie ihre Wurzeln hat. Vor rund 200 Jahren waren ihre Ahnen aus dem Moselgebiet nach Brasilien ausgewandert.

Heimweh nach der Schweiz

Sportlich lief es Becker in der Bundesliga bestens, ganz glücklich wurde sie in Vilsbiburg dennoch nicht. «Fast jeden Tag habe ich die Schweiz vermisst. Ich führte damals eine Fernbeziehung, was nicht einfach war. Zudem machte ich mir Gedanken über meine Zukunft.» Für ihre unmittelbare Zukunft sah die 31-Jährige zwei Optionen: «Entweder ich investiere nochmals ein Jahr voll in Volleyball und wechsle nach Frankreich ein Topteam. Oder ich kehre in die Schweiz zurück.»

Sie entschied sich für Ersteres, plante einen Wechsel zu ASPTT Mulhouse. Doch soweit kam es letztlich doch nicht. Also konzentrierte sich Becker auf Option zwei und suchte sich einen Verein in der Schweiz. Sie kontaktierte Dario Bettello, den neuen Trainer von Volley Düdingen. «Dario sagte mir, dass sein Team komplett sei.» Als zweite Mittelblockerin neben Sabel Moffett hatten die Power Cats bereits eine finnische Nationalspielerin verpflichtet. «Ich war enttäuscht, hatte aber noch die Option Franches-Montagnes, das Interesse an mir bekundete. Ich war kurz davor, mich dort zu verpflichten, als sich Dario bei mir meldete. Er sagte mir, dass sich die Finnin verletzt habe und die ganze Saison ausfalle. Und er fragte mich, ob ich ihren Part übernehmen wolle.» Schicksal? Glücklicher Zufall? «Ich weiss es nicht. Aber ich bin sehr glücklich, Düdingen ist für mich ein Traumteam.»

Auch Dario Bettello spricht von einer «glücklichen Fügung», wenn er sich an die Verpflichtung von Becker erinnert. «Kerley ist alles andere als eine Lückenbüsserin. Sie ist ein absoluter Glücksfall.»

Vielseitig interessiert

Mit Kerley Becker ist den Power Cats eine ausserordentlich gute Volleyballerin ins Körbchen gehüpft, eine sehr sympathische dazu – und vor allem eine vielseitig interessierte, zielstrebige Persönlichkeit. Während sich die allermeisten ausländischen Profis in der Schweiz auf Volleyball konzentrieren, absolviert die Brasilianerin an der Fernfachhochschule FFHS ein Studium in Betriebswirtschaftslehre – auf Deutsch. «Es braucht im Leben neben dem Sport eine intellektuelle Seite», weiss sie. Längst spricht Becker nicht nur fliessend Portugiesisch, Englisch und Deutsch, sondern auch den Schweizer Dialekt. «Ich lerne sehr gerne Sprachen und will dort, wo ich spiele und lebe, mit den Leuten in ihrer Sprache kommunizieren können.»

Auch auf dem Feld zeichnet sich Kerley Becker als sehr kommunikative Spielerin aus. Sie feuert ihre Kolleginnen an, im Match und im Training, gibt Tipps. «Kerley ist eine unserer Leistungsträgerinnen, sie ist in schwierigen Situationen oftmals der Fels in der Brandung», ist Trainer Dario Bettello voll des Lobes für seine Mittelblockerin. «Noch passt ihr Timing mit dem Pass nicht ganz, weswegen sie ihre Angriffsmöglichkeiten noch nicht zu einhundert Prozent hat ausschöpfen können. Aber es wir laufend besser.»

«Ich muss mich etwas bremsen, damit ich nebenher und am Ende der Saison noch Kraft habe für andere Sachen.»

Kerley Becker

TS Volley Düdingen

Selbstkritisch beurteilt auch Becker ihre bisherigen Leistungen im Dress der Power Cats. «Meine Rolle ist nicht die gleiche wie in Aesch, wo ich Top­skorerin und Teamleaderin war. Hier ist Kristel Marbach die Hauptleaderin, sie ist aus dem Dorf und spielt schon lange für Düdingen. Auch Sabel Moffett, die schon lange dabei ist, nimmt eine wichtigere Rolle im Team ein als ich. Ich trage nicht mehr so viel Verantwortung wie in Basel, was ich durchaus auch geniesse. Auf diese Saison hin habe ich mich entschieden, nicht mehr 100 Prozent meiner Energie in Volleyball zu stecken. Ich muss mich etwas bremsen, damit ich nebenher und am Ende der Saison noch Kraft habe für andere Sachen.» Das merke sie auf dem Feld ab und an schon, wenn sie so wie im Spiel gegen Aesch den Satzball verhaue. «Ich spiele nicht mehr so fantastisch wie in den letzen Jahren, nur noch normal gut.»

«Ein Sieg ist möglich»

Kerley Becker nennt es «normal gut», «überdurchschnittlich stark» würde als Beschreibung aber ebenso gut passen. Am Samstag beim 3:1-Sieg gegen Köniz war die Brasilianerin mit 15 Punkten hinter Danielle Harbin (17) zweitbeste Skorerin der Power Cats und glänzte mit einer Angriffsquote von 59 Prozent.

Ähnliche Werte hofft Becker auch heute im Europacup-Spiel gegen Hapoel Kfar Saba aus Israel (siehe Kasten unten) zu erzielen. Mit Sm’Aesch-Pfeffingen hat sie vor zwei Jahren bereits im CEV-Cup gegen das Team aus Tel Aviv gespielt. «Es ist ein sehr gutes und angriffsstarkes Team. In der Defensive und im Block müssen wir auf der Hut sein.» Zudem müsse man beim Service viel Druck machen, damit der Gegner sein Spiel nicht aufbauen könne. «Tel Aviv liegt aber in unserer Reichweite. Wenn wir gut spielen, ist ein Sieg möglich.»

Europacup

Kein Katzensprung für die Power Cats

Der TS Volley Düdingen hat in den letzten Jahren schon einige Erfahrung auf europäischem Parkett sammeln können: 2014 spielten die Power Cats im Challenge Cup – hinter der Champions League und dem CEV-Cup die dritthöchste Spielstufe auf europäischem Niveau. Gegen das slowenische Team ZOK Braslovce gab es einen Sieg, gegen Khimik Yuzhny aus der Ukraine folgte eine Niederlage. Letzte Saison feierte Düdingen im CEV-Cup seine Premiere und schied gegen die Béziers Angels (Frankreich) nach tollem Kampf aus. Und heute stehen die Senslerinnen gegen Hapoel Kfar Saba aus Israel erneut im Sechzehntelfinal des CEV-Cup im Einsatz (20 Uhr). Weil die Leimackerhalle in Düdingen nicht den Vorgaben des europäischen Volleyballverbandes CEV entspricht, findet die Partie in der Basketballhalle St. Leonhard in Freiburg statt.

Organisatorischer und finanzieller Kraftakt

Auch wenn der Club inzwischen einige Erfahrung bei der Durchführung von Europacup-Spielen sammeln konnte und einiges einfacher von Hand geht, so bleibt vieles eine grosse organisatorische Herausforderung. 123 Seiten umfassen die «Organisation Guidelines for Club Competitions», die für die internationalen Spielen gelten und die Düdingen befolgen muss.

Zudem sind internationale Spiele für den TS Volley Düdingen jeweils mit einem finanziellen Kraftakt verbunden. Anders als beim Fussball, wo Spiele gegen europäische Mannschaften dank Antrittsprämien der Uefa, Beiträgen aus Fernsehübertragungsrechten und ausverkauften Stadien höchst lukrativ sind, sind sie im Volleyball ein finanzielles Risiko. «Unser Budget für die Spiele gegen Hapoel Kfar Saba beträgt rund 30 000 Franken», rechnet Vereinspräsident Christian Marbach vor. Für einen Verein mit einem NLA-Gesamtbudget knapp 500 000 Franken kein Pappenstiel. Allein die Miete, der Transport und der Auf- und Abbau des speziellen Volleyballbodens, der in der Basketballhalle verlegt werden muss, schlagen mit rund 5000 Franken zu Buche. In der zweiten Januarwoche 2018 fliegen die Power Cats nach Tel Aviv, wo das Rückspiel ausgetragen wird. Die Reisekosten für die zwölf Spielerinnen und den Trainer- und Betreuerstab summieren sich ebenfalls auf mehrere Tausend Franken. «Dank den Sideevents, die wir organisieren, und den hoffentlich zahlreichen Zuschauern sollte die Rechnung am Ende knapp aufgehen», sagt Marbach. «Kommen wir im Europacup aber weiter, bleiben uns nur knapp zehn Tage, um das nächste Spiel zu organisieren. Dann werden wir wohl einen Verlust machen.»

Wie schon in den vergangenen Jahren hat Düdingen deshalb auf einer Crowdfunding-Plattform Werbung für seinen europäischen Auftritt gemacht – und dort finanzielle Unterstützung erhalten. 40 Personen haben bisher insgesamt 5235 Franken zum Europacup-Budget der Power Cats beigesteuert. «Die Spielerinnen haben das Ganze in Eigenregie organisiert und durchgeführt», freut sich Marbach. «Dank den neuen sozialen Medien haben sie viele Leute als Unterstützer gewinnen können, die nicht aus dem direkten Umfeld unseres Vereins stammen.» Seinem Verein sei es nämlich ein grosses Anliegen gewesen, für sein Europacup-Abenteuer möglichst nicht die üblichen treuen Sponsoren anzugehen. «Sie unterstützen uns schon sonst sehr grosszügig, wir wollten nichts überstrapazieren.»

Trotz der organisatorischen und finanziellen Erschwernisse gewinnt Marbach dem Europacup viel Positives ab. «Einen solchen Event auf die Beine zu stellen, das verbindet und stärkt den Verein. Zudem sind Europacup-Spiele interessant für die Aussenwirkung unseres Clubs.» Mit ihnen gewinnen die Power Cats an sportlicher Attraktivität. Auftritte auf internationaler Bühne sind ein grosses Plus, wenn es darum geht, in Zukunft junge und talentierte Volleyballerinnen ins Senseland zu locken.

ms

 

 

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