100 Jahre Pfadi–das bedeutet ein Jahrhundert Einsatz für Kinder und Jugendliche, unzählige Anlässe in der Natur und soziale Engagements. Letztes Jahr feierten die Freiburger Pfadfinder ihren runden Geburtstag. «Wir wollten nicht nur ein spezielles Jahr organisieren, sondern die 100 Jahre auch festhalten», sagte Nicolas Frein, Präsident des Jubiläum-Vereins, gestern an einer Medienkonferenz. Deshalb habe sich die Pfadi entschieden, ein Buch über das vergangene Jahrhundert zu schreiben.
«Es war nicht einfach, wir kannten keine Autoren und keine Verleger. Auch dachten wir, dass es besser wäre, wenn kein Pfadfinder das Buch schreiben würde.» Der Verein sei schliesslich fündig geworden im Historiker Guillaume Savoy und in der Editions La Sarine als Verlegerin.
Zeugnisse Ehemaliger
Grundlage für das Buch stellten Dokumente in Kantons- und Bundesarchiven sowie in privaten Sammlungen dar. Genau so wichtig waren gemäss Savoy auch die Erzählungen ehemaliger Pfadfinder. «Es ist eine kollektive Erinnerung», sagte er. Geleitet hätten ihn die Fragen: Wer sind die Pfadfinder in Freiburg? Und wie haben sie sich entwickelt?
Entstanden ist ein gut 160 Seiten langes, reich bebildertes Buch, das in acht Kapitel gegliedert ist. Sieben Kapitel sind auf Französisch geschrieben, an ihrem Ende befindet sich jeweils eine deutschsprachige Zusammenfassung. Ein Kapitel hat der Historiker Bernhard Altermatt auf Deutsch verfasst. Dieses trägt den Titel «Deutschsprachige Pfadis im zweisprachigen Kanton». Es zeigt die Entwicklung der deutschsprachigen Abteilungen Düdingen, Maggenberg (Stadt Freiburg) und Andromeda (Murten). Sie verlief insgesamt parallel zu jener der Pfadi Freiburg.
Diese zeichnet Guillaume Savoy in den anderen thematischen Kapiteln auf. Das erste widmet er der Militarisierung, die vor allem in den 1930er- und 1940er-Jahren als Folge des wachsenden Patriotismus stattfand. Damit verbunden waren militärische Rituale wie der Fahnenaufzug oder das Singen der Nationalhymne. «Abgesehen von gewissen Begriffen ist davon heute nichts mehr übrig», sagte Savoy. Ebenfalls an Bedeutung verloren habe die Verbindung zur Kirche, die zu Beginn wichtig war. Auch wenn die Pfadis heute kaum noch an religiösen Anlässen teilhaben, erhielten viele Sektionen weiterhin eine finanzielle Unterstützung der Pfarreien, so Savoy.
Wie der Autor ausführte, war eine wichtige Entwicklung die Vermischung von Mädchen und Jungen. In den 1970er-Jahren begannen die vorher unabhängigen Gruppen sich gemeinsam zu organisieren. «Zum Teil hat es aber bis in die 2000er-Jahre gedauert, bis die Durchmischung Alltag wurde», sagte Savoy.
In weiteren Kapiteln spricht der Autor die Natur sowie den «Dienst am Mitmenschen» an: Bei beidem haben sich die Aktivitäten der Pfadi ausgeweitet. Waren humanitäre Einsätze zu Beginn sehr lokal, wurden sie mit der Zeit international. Und erlebten Pfadfinder in den Anfängen die Natur einfach, setzten sie sich später aktiv für den Umweltschutz ein.
«Viele Pfadfinder haben die Fähigkeiten, die sie in der Bewegung erworben, später im Berufs- und Familienleben verwendet», schloss Savoy seine Präsentation.
Jubiläum geht weiter
Mit dem Erscheinen des Buches sind die Feierlichkeiten zum 100-Jahr-Jubiläum der Pfadi Freiburg noch nicht ganz beendet: In jedem Bezirk will die Pfadi einen eigenen Weg einweihen. Am Samstag findet um 10 Uhr in Bürglen die Eröffnung des Weges im Saanebezirk statt. Später werden die Wege im Broye-, Sense- und Seebezirk folgen.
Guillaume Savoy: «Engagierte Jugend. Ein Jahrhundert Pfadi Freiburg». Editions La Sarine 2016, 161 Seiten. Das Buch ist für 45 Franken ab heute in den Freiburger Buchhandlungen erhältlich.