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25 Jahre Brecca im Bundesinventar:  Warum es drei Anläufe gebraucht hat

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Vor 25 Jahren wurde der Breccaschlund ins Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler aufgenommen. Wir blicken mit den Protagonisten von damals zurück.

Am schönsten ist es im Breccaschlund an einem frühen Sommermorgen, wenn die zerklüfteten Gipfel von Spitzflue, Fochensflue und Chörblispitz ihre Schatten weit über den Kessel werfen, der Tau in dicken Tropfen an den Wiesenblumen hängt und das einzige Geräusch die Kuhglocken sind.

Der Breccaschlund ist ein Idyll mit einer ganz eigenen Atmosphäre. Und das wissen nicht nur die Freiburgerinnen und Freiburger. Durch Berichte in nationalen Medien ist der Breccaschlund mittlerweile bekannt und beliebt und zieht Wanderlustige aus der ganzen Schweiz an. 

Das dürfte auch damit zu tun haben, dass der Breccaschlund im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler eingetragen ist, und das seit nunmehr 25 Jahren. Zu diesem Anlass haben die FN Otto Kolly getroffen. Der pensionierte Biologielehrer hatte sich damals dafür stark gemacht, dass die Brecca ins Inventar kommt. 

Erster Versuch in den 1930ern

Er war aber nicht der erste. Bereits in den 1930er-Jahren hatte der Heimatkundeverein an den Staatsrat geschrieben mit dem Anliegen, dass der Breccaschlund schützenswert wäre, wie Otto Kolly weiss. Doch der Staatsrat reagierte nicht, und das Dossier verschwand in der Schublade. In den 1970er-Jahren unternahm der damalige Wildhüter Venantius Peissard einen zweiten Versuch. Er wies vor allem auf die Tier- und Pflanzenwelt im Schlund hin. Das schien die Ämter nicht besonders zu beeindrucken – denn im angrenzenden Gebiet um den Vanil Noir gab es ähnliche Pflanzen und Tiere. Auch dieser Anlauf scheiterte.

Otto Kolly engagierte sich ab den 1980er-Jahren für den Breccaschlund.
Aldo Ellena

Ende der 1980er-Jahre war es dann Otto Kolly, der die Zügel in die Hand nahm. Inspiriert vom Erfolg des Biotops im Auried von Bösingen, den er mit anderen Naturfreunden und Pro Natura aufgegleist hatte, widmete er sich der Brecca. «Ich habe mich mit Moritz Boschung vom damaligen Heimatkundeverein in Verbindung gesetzt», erinnert sich Kolly. Er habe ihm gesagt: «Ich will es für unsere Generation noch einmal versuchen mit der Brecca.»

Pflanzen, Tiere und Steine

Im Namen des Heimatkundevereins durfte Otto Kolly loslegen. Zusammen mit Wildhüter Erich Peissard, dem Sohn von Venantius Peissard, sowie Förster Franz Thalmann machte er sich daran, ein Dossier zum Schlund zusammenzustellen. Sie konnten auf einen breiten Fundus zurückgreifen: Pflanzenbestimmungen von Naturfreunden, eine Studie der ETH und nicht zuletzt auf Otto Kollys Schaffen.

Als Dozent am Lehrerseminar hatte er nämlich über Jahrzehnte angehende Lehrerinnen und Lehrer in der letzten Schulwoche in den Breccaschlund mitgenommen und mit ihnen dort Pflanzen bestimmt. Kollys Augen glänzen noch heute, wenn er von diesen Wochen erzählt – und von den Pflanzen im Schlund.

Der Breccaschlund ist bekannt für seine reiche Pflanzenwelt.
Corinne Aeberhard

Da wäre zum Beispiel die bekannte Paradieslilie, «ein richtiger Sympathieträger». Oder der Allermannsharnisch, der weit oben bei der Spitzflue wächst. «Früher, als die Freiburger für die Franzosen kämpften, gaben die Mütter ihren Söhnen ein Amulett aus der Zwiebel des Allermannsharnisch oder «Nüünhömli» mit auf den Weg. Man sagte, deren Zwiebel bestehe aus neun Schichten und könne feindliche Geschosse abfangen», erzählt Kolly. Seltener als der Allermannsharnisch ist die Alpenrebe: Von ihr gibt es im Breccaschlund nur ein Exemplar. Wo, das will Kolly nicht verraten – zum Schutz der Pflanze.

Hirten eingebunden

Doch im Dossier ging es nicht nur um Pflanzen und Tiere. «Wir wollten den Breccaschlund in seiner Gesamtheit erfassen. Wir sammelten deshalb auch Informationen zur speziellen Geologie des Hochtals.» Die Brecca ist eine Karstlandschaft, besteht also hauptsächlich aus Kalkstein. Im Schlund gibt es keine Bäche oder Seen – das Wasser versickert im löchrigen Boden.

Der Breccaschlund ist geprägt von den hellen Kalksteinblöcken. 
Corinne Aeberhard

Die traditionsreiche Alpwirtschaft sei ebenso ein integraler Teil der Brecca, hält Otto Kolly fest. Die Alpweiden und die Bergahorne gelte es zu erhalten. «Sie sind prägend für das Landschaftsbild.»

Ohne die Hirten wäre nichts gegangen bei der Aufnahme ins Bundesinventar.

Dossier abgegeben

Im Mai 1994 gaben Otto Kolly, Erich Peissard und Franz Thalmann ihr Dossier mit den zusammengetragenen Informationen an den Heimatkundeverein ab. «Anschliessend ging es an die Verhandlungen mit den Alpgenossenschaften und an die Gespräche mit Kanton und Bund», sagt Kolly. Er selbst war damals nicht mehr dabei, dafür Förster Franz Thalmann.

Dieser erinnert sich: «Es gab am Anfang schon eine gewisse Skepsis. Aber das ist bei solchen Projekten wohl normal.» Die Leute hätten sich gefragt, ob die Alpwirtschaft weitergeführt werden könne, ob das Wandern noch erlaubt sei. Doch viele hätten das Projekt auch unterstützt – «auch solche, von denen ich das nicht erwartet hätte», sagt Thalmann mit einem Schmunzeln. «Ich glaube, es hat geholfen, dass ich als Förster und Erich Peissard als Wildhüter dafür waren.»

Zwei Jahre später, im September 1996, schrieb der Staatsrat an den Bundesrat mit der Bitte, die Brecca ins Bundesinventar aufzunehmen. Der damalige Freiburger Baudirektor Pierre Aeby liess sich damals in den FN mit der Aussage zitieren, dass es etwas Besonderes sei, dass «mit Ausnahme der Jäger alle mit der Aufnahme ins Inventar einverstanden» seien. Gemäss dem Artikel hatte es aber Vorarbeit gebraucht. Weil die Armee in der Brecca zeitweise einen Hilfsschiessplatz in Betrieb hatte, beteiligte sie sich an den Strassenunterhaltskosten. Dieser Beitrag fiel mit der Aufnahme ins Inventar weg, da der Schiessbetrieb nicht mehr erlaubt war.  Deshalb wurde ein Fonds eingerichtet, der den Ausfall der Armeezahlungen kompensieren sollte.

Die Aufnahme des Breccaschlunds ins Bundesinventar hatte grossen Rückhalt.
Corinne Aeberhard

«Am Ziel!»

Otto Kolly erinnert sich, dass er vor dem Entscheid des Bundes zwei Bundesangestellte in die Brecca führte. «Ich habe sie im Anschluss gefragt, ob die Brecca eine Chance habe. Sie durften natürlich nichts sagen», erinnert er sich. Schliesslich habe einer der beiden gesagt: «Wenn die Brecca ins Bundesinventar kommt, dann steigt dessen Wert.» Otto Kolly schmunzelt und sagt: «Da habe ich gewusst, dass es klappen würde.» Am 10. Dezember 1996 bestätigte das damalige Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft dem Staatsrat die Aufnahme der Brecca ins Bundesinventar.

«Am Ziel!» hat Otto Kolly handschriftlich auf einem Blatt Papier notiert, auf welchem die Eigenheiten des Breccaschlunds in wenigen Sätzen in drei Landessprachen notiert sind. «Dieses unscheinbare Blatt war schliesslich das Resultat unserer jahrelangen Bemühungen.»

Dort heisst es: «Glazial überformter, in mehrere Kammern gegliederter Talkessel ohne oberirdischen Abfluss. Von Moränenrücken, Schuttkegeln, Dolinen, Karrenfeldern und in die Alpweiden eingestreuten Weidbäumen (Ahorne) geprägtes ursprüngliches Landschaftsbild. Artenreiche Flora der Kalkvoralpen. Alpenrebe und Ähringer Ehrenpreis als Vertreter der regional gefährdeten sowie Paradieslilie und Weisser Mannsschild als Vertreter der attraktiven Arten. Bemerkenswerte Vogelwelt mit Birkhuhn, Steinhuhn, Schneehuhn und Dreizehenspecht in gesicherten Beständen. Mehrere Einstände des Schneehasen. Ausgedehnte Population des Apollo-Falters.»

«Ein paradiesischer Ort»

Doch natürlich war die Folge der Aufnahme nicht nur ein Blatt Papier. So soll der Breccaschlund in seinem Zustand erhalten werden. Strassen dürfen nur im Dienste der Alpwirtschaft erweitert werden. Das Hochtal wird für Besucherinnen und Besucher also auch in Zukunft nur zu Fuss erreichbar sein, eine touristische Teerstrasse ist ausgeschlossen. Und man darf in der Brecca nicht mehr jagen – weshalb die Jäger nicht begeistert vom Projekt waren.

«Die Brecca ist einfach ein paradiesischer Ort», sagt Otto Kolly. Er, der früher so viel Zeit dort verbracht hat, war seit rund 15 Jahren nicht mehr dort und wird auch nicht zurückkehren, denn wegen Herzproblemen darf er nicht mehr in die Höhe. Vermissen tut er die Brecca nicht. «Aber ich habe immer Freude, wenn jemand in der Brecca war und mir davon erzählt.»

Franz Thalmann ist noch öfter in der Brecca. «Ich bin stolz, dass ich bei der Aufnahme ins Bundesinventar mithelfen konnte. Hoffentlich bleibt die Brecca noch lange so, wie sie ist.» Wie wird die Brecca in 25 Jahren aussehen? Otto Kolly ist sicher: «Noch genau gleich.»

Die Sonne blinzelt durch einen Bergahorn.
Corinne Aeberhard

Breccaschlund

Ein einzigartiges, durch Gletscher geformtes Hochtal

Der Breccaschlund war in der letzten Eiszeit von zwei Gletschern bedeckt, wie es in der Beschreibung des Hochtals auf der Homepage des Bundesinventars für Landschaften und Naturdenkmäler heisst. Als sie am Ende der Eiszeit schmolzen, formte das Schmelzwasser den weichen Kalkstein und liess diverse Mulden und Höcker entstehen. Typisch für eine Karstlandschaft, besitzt der Breccaschlund kaum Oberflächengewässer wie Bäche oder Seen. Das Regenwasser versickert im steinigen Boden und wird durch ein System von Kanälen abgeleitet. Geologisch interessant sind die tektonischen Falten beim Türmli, wo Malmkalk und Doggerschiefer sich zu regelrechten Wellen falten. Der Breccaschlund beherbergt eine reiche Tier- und Pflanzenwelt. Der grösste Teil des Hochtals ist von artenreichen Weiden mit frei stehenden Bergahornen bedeckt, die in ihrer Form einzigartig sind. «Die Weiden sind wie ein Kräutergarten», sagt der pensionierte Biologielehrer Otto Kolly, der sich jahrelang für den Breccaschlund eingesetzt hat. So erstaunt es nicht, dass schon im Mittelalter dort Schafe gesömmert wurden. Damals gehörte der Schlund der Abtei Hauterive. Heute betreiben verschiedene Genossenschaften Alpwirtschaft in der Brecca. Aber auch Wildtiere fühlen sich im vor allem in den Wintermonaten sehr stillen Hochtal wohl, so zum Beispiel das empfindliche Birkhuhn und das Steinhuhn. Auf den artenreichen Weiden gedeiht auch der Apollofalter, von dem es eine grosse Population gibt. 

Fakten

Das Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung

Das Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler sammelt die wertvollsten Landschaften der Schweiz, wie es auf seiner Homepage heisst. Damit sollen die landschaftliche Vielfalt der Schweiz sowie die charakteristischen Eigenheiten dieser Landschaften erhalten bleiben. Dabei gibt es vier Kategorien: Einzigartige Landschaften wie zum Beispiel der Rheinfall, für die Schweiz typische Landschaften wie der Chasseral, grossräumige Erholungslandschaften wie die Oberengadiner Seenlandschaft und Naturdenkmäler wie zum Beispiel prägnante Findlinge. Neben dem Breccaschlund sind aus dem Kanton Freiburg auch die Region um den Vanil Noir, die Senseschlucht, der Mont Vully und das Südufer des Neuenburgersees im Bundesinventar.

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