Seit seiner Entstehung 1848 hat sich der Sensebezirk in vielerlei Hinsicht stark verändert: Das Bad Bonn etwa ist kein Heilbad mehr, Schrickschrot ist heute unter dem Namen St. Antoni bekannt und der Schwarzsee hat sich zur beliebten Tourismusdestination entwickelt. In anderer Hinsicht scheint die Zeit im Senseland hingegen stillgestanden zu sein: «Seisler Brätzele» etwa werden noch heute auf traditionell gefertigten Eisen hergestellt und sie schmecken so gut wie eh und je. Diesen vier und unzähligen weiteren Aspekten des «Seiselanns» zollt das Sensler Museum in einer Neuerscheinung Tribut. Gestern Abend hat Beat Hayoz, Stiftungsratspräsident des Heimatmuseums, das Buch «40x Seiselann» in Tafers präsentiert. In insgesamt 40 Texten befasst sich das Werk mit ebenso vielen verschiedenen Aspekten des Sensebezirks.
40 Jahre, 40 Facetten
«Die Idee zum Buch entstand im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zu den 40-Jahr-Feierlichkeiten des Museums von diesem Jahr», blickte der Schriftleiter an der Buchvernissage in die jüngere Vergangenheit zurück. Natürlich seien die Region und die Menschen des Senselandes um ein Vielfaches reicher an interessanten Facetten, sagte Beat Hayoz: «Letzten Endes sollten es aber deren 40 sein.» Er sei sich bewusst, dass es wohl auch Leute geben werde, die im Buch das eine oder andere Thema vermissen. «Diesbezüglich dürfen sich sämtliche Kritiker direkt an mich wenden», meinte Beat Hayoz mit einem Augenzwinkern.
Viele der 40 Artikel können den Themenfeldern Brauchtum, Landschaft/Baudenkmäler, religiöse Landschaft, Politik und Kultur zugeordnet werden. Andere wiederum sprengen dieses Muster. Vielen Texten ist zudem eigen, dass sie über den Rand ihres eigentlichen Kernthemas hinausblicken. So ist im Kapitel «Podium» nicht nur vom gleichnamigen Gebäude in Düdingen die Rede, sondern auch vom Vereinsleben, von Theatergruppen, Chören und Musikgesellschaften.
Von Namen und Sagen
Die Themenvielfalt ist gross: In einem der 40 Kapitel befasst sich Beat Hayoz etwa mit der Herkunft typischer Sensler Familiennamen. So erfährt der Leser, dass im Senseland bereits im 14. Jahrhundert Familien lebten, die Ackermann, Brülhart, Hayoz, Heimo, Jungo, Rappo, Schafer, Schneuwly oder Siffert hiessen.
Wer ein wenig weiterblättert, kann mit Museumsleiterin Franziska Werlen den Jakobsweg beschreiten, der auf dem Abschnitt von Schwarzenburg nach Freiburg durch das Sense-Mittelland führt. Wie der Aufsatz beweist, hat der Pilgerweg nach Santiago de Compostela in der ganzen Region Sense Spuren hinterlassen.
Wie viele Sagen vom «Seiselann» erzählen, erklärt Christian Schmutz in einem weiteren Kapitel des Buches. Der Journalist, Schriftsteller und Dialektologe zeigt am Beispiel einer der bekanntesten Sagengestalten aus der Region–dem «Hutätä»–, welche Ursprünge eine Sensler Sage haben kann.
Reich bebildert
Rund die Hälfte aller in der Publikation vereinten Texte entstammen der Feder von Beat Hayoz, Franziska Werlen und Christian Schmutz. Für die andere Hälfte der Aufsätze–etwa zu den Themen «Büschelibirne», «Schwöschtere», «Obermaggenberg», «Weiler» oder «Landwirtschaft»–zeichnen 13 weitere Autorinnen und Autoren verantwortlich (siehe Kasten). Illustriert wurde das Buch mit aktuellen Bildern von FN-Fotografin Corinne Aeberhard sowie durch Archivaufnahmen von Charles und Aldo Ellena. Insgesamt begleiten 115 Bilder die Beiträge.
Die Loterie Romande und die Direktion für Erziehung, Kultur und Sport haben das Projekt finanziell unterstützt.
In 40 Texten zu je vier Seiten stellt das Buch 40 mit dem Sensebezirk verbundene Themenfelder genauer vor. Die Auswahl der einzelnen Themen präsentiert sich dabei als ebenso vielfältig wie jene der am Werk beteiligten Autoren. Auf über 160 Seiten kommen 16 Autorinnen und Autoren zu Wort, die sich im Bezirk auskennen: Karin Aebischer, Jean-Pierre Anderegg, Marcel Brülhart, Kerstin Fasel, Charles Folly, Beat Hayoz, Anton Jungo, Josef Jungo, Imelda Ruffieux, Christian Schmutz, Daniela Schneuwly-Poffet, Esther Schwaller-Merkle, Kathrin Utz Tremp, Franziska Werlen sowie Antonia und Bernhard Zurbriggen.
Nicht nur für Kenner
Die 40 Kapitel folgen einem alphabetischen Aufbau und reichen von A wie «Aussichtspunkte» bis hin zu W wie «Wussten Sie, dass …». Die Beiträge sind so konzipiert und aufgebaut, dass davon im Sensebezirk verwurzelte Leserinnen und Leser gleichermassen angesprochen werden wie Interessierte, die noch über kein allzu grosses Wissen über das «Seiselann» verfügen. Umrahmt werden die Beiträge durch je ein Vorwort von Oberamtmann Nicolas Bürgisser und Staatsratspräsident Erwin Jutzet, eine Einleitung von Stiftungsratspräsident Beat Hayoz sowie ein Literatur- und Quellenverzeichnis.
«40x Seiselann» ist in einer Auflage von 2500 Exemplaren erschienen und kann für einen Preis von 44 Franken beim Sensler Museum in Tafers und in der Kanisiusbuchhandlung in Freiburg erworben werden. mz